4.Geld+5.Geist

Das vierte Tor
(Aus DanMillman, die 12 Entwicklungsschritte)






Der richtige Umgang mit Geld



Geld ist weder ein Gott noch eine satanische Macht, sondern ganz einfach eine Form von Energie. Genau wie Liebe od Angst kann es dir dienen od eine Fessel für dich sein – je nachdem, wie du damit umgehst. Wenn du dir über deine Ziele klar wirst und deine Talente und Fähigkeiten richtig einsetzt, kannst du eine Menge Geld verdienen und dabei gleichzeitig auch noch tun, was dir Freude macht und der höchsten Berufung deiner Seele folgen. Wenn du gut und weise mit Geld umgehst, wirst du deinen materiellen und spirituellen Reichtum mit der ganzen Welt teilen.



Materielles Auskommen –

Eine spirituelle Übung



Es liegt eine gewisse buddhistische Ruhe darin…

Geld auf der Bank zu haben.

Tom Robbins



Landkarte:

Vom Fluss des Geldes



Nun, da du die Pfeile des Selbstwertgefühls, der Willenskraft und Energie im Köcher hast, bist du viel besser auf die schwierige Aufgabe vorbereitet, richtig mit deinem Geld umzugehen. Wenn du ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl besitzt, wird automatisch auch dein Vermögen wachsen. Selbstdisziplin gibt dir die Kraft, um die Prinzipien anzuwenden, die ich in diesem Kapitel beschreiben werde. Und wenn die Energie in deinem Körper frei und ungehindert strömen kann, wird sich auch der Fluss des Geldes in deinem Leben verstärken. Dass du die Kapitel über die 3 ersten _Tore gelesen hast, bedeutet natürlich noch lange nicht, dass du diese 3 Bereiche in deinem täglichen Leben auch tatsächlich schon gemeistert hast – aber es ist zumindest ein Anfang, ein Fundament, eine Orientierungshilfe.



Ehe du weiterschreitest, wollen wir erst einmal klären, was Geld eigentlich bedeutet. Für deine persönliche Weiterentwicklung ist Geld viel mehr als nur ein Tauschobjekt od das Barvermögen, das dir momentan zur Verfügung steht. In deiner Beziehung zum Geld spiegelt sich vieles wider: was für eine Beziehung du zu Energie, zum GEIST und zum Dienst an der Menschheit hast, in wie weit du ein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft bist, wie offen du für Fülle und Vergnügen bist und welche Einstellung du zur Realität hast. Auch die Qualität deiner Beziehungen zu anderen Menschen – deine Fähigkeit, zu empfangen und zu geben – lässt sich an deinen finanziellen Verhältnissen ablesen. Geld steht für die verschiedensten Dinge: Überleben, Sicherheit, ein Dach über dem Kopf, Essen, Familie, deinen Lebensunterhalt.



Du siehst: die Sache ist viel komplizierter, als einfach nur deine Kontoauszüge zu überprüfen.



Wenn das spirituelle Leben hier unten auf der Erde beginnt, ist Geld das Fundament, auf dem wir aufbauen. Shivapuri Baba, ein indischer Heiliger und Yogi, der sich im Alter von über 100 Jahren auf eine Pilgerschaft rund um die Welt begab, wurde einmal gefragt, wie man am besten ein spirituelles Leben beginnt. „Baue dir erst einmal ein solides Fundament auf“, riet er. „Kümmere dich um deine Finanzen.“ (ShivapuriBaba hatte sich in jüngeren Jahren durch harte Arbeit und ein einfaches, bescheidenes Leben einen kleinen Beutel Edelsteine erworben, von denen er jetzt immer wieder einen verkaufte, wenn er Geld brauchte.)



Geld spielt in deinem täglichen Leben eine wichtige Rolle



Alle Tore sind gleich wichtig, obwohl manche Tore manchen Menschen in bestimmten Lebenssituationen vielleicht besonders relevant und andere weniger bedeutsam erscheinen werden. Doch genau wie ein kleines Kind zunächst einmal zu krabbeln anfängt, ehe es laufen lernt, und erst das Alphabet lernen muss, bevor es schreiben od lesen kann, bereitet jedes Tor dich auf die jeweils nächsten vor.



Die meisten Menschen haben irgendwelche Geldprobleme: Sie wollen entweder mehr verdienen od mit weniger auskommen und lernen, ein einfaches, geruhsames, spirituelles Leben zu führen.



Arme Menschen sind vielleicht gezwungen, viel über Geld nachzudenken, denn bei ihnen geht es ums Essen, um ein Dach über dem Köpf, um Existenz und Überleben. Auch reiche Menschen denken oft viel über finanzielle Dinge nach, bei ihnen stehen Status, Reisen, Freiheit, Einfluss und die verschiedenen Möglichkeiten der Geldanlage od des Geldausgebens im Vordergrund. Doch beim richtigen Umgang mit Geld geht es im Grunde nicht um Reichtum od Armut, sondern darum, seine finanzielle Existenz zu sichern und sein Auskommen zu haben – es geht um einen gleichmässigen Strom finanzieller Energie in deinem Leben. Diese Art des Umgangs mit Geld befreit dich von Überlebensproblemen, so dass Geldsorgen dein Denken und deine Aufmerksamkeit nicht mehr so sehr in Anspruch nehmen. Sobald Geld hereinkommt, gibst du es einfach dort aus, wo es gebraucht wird und wo es den meisten Nutzen bringt. Du bezahlst deine Rechnungen gern, denn du weißt, dass du mit deinem Geld andere Menschen unterstützt, die dir wiederum wertvolle Dienste leisten. Wenn etwas kaputtgeht, lässt du es reparieren und schreibst einen Scheck aus, ohne weiter darüber nachzudenken. Du kennst keine Zeiten des Mangels mehr, und deshalb kann deine Aufmerksamkeit zu höheren Ebenen des Bewusstseins und der Erfahrung emporsteigen.



Und er stellte fest, dass es mit dem Geld genauso ist wie mit dem Sex:

Wenn man es nicht hat, denkt man ständig daran.

Aber wenn man es dann bekommt, denkt man plötzlich an ganz andere Dinge

James Baldwin



Der richtige Umgang mit Geld beginnt damit, dass du dir über die negativen Denk- und Verhaltensprogramme und Ansichten klar wirst, die dich innerlich einschränken. Als nächstes wirst du dich mit verschiedenen Fragen beschäftigen:



 Was habe ich für eine unbewusste Einstellung zu Geld

 Wie sich meine Anschauung und meine Sichtweise plötzlich ändern kann

 Geld als Energie

 Geld und Spiritualität im östlichen und westlichen Kulturkreis

 Die wichtigsten Geheimnisse des beruflichen Erfolges

 5 einfache Prinzipien, die man beherzigen muss, um immer mit seinem Geld auszukommen.



Befreie dich von Vorurteilen und negativen Denk- und Verhaltensprogrammen



Spirituelle Erleuchtung geht zwangsläufig mit einer Bewusstseinserweiterung einher: Wir lassen das Licht der Erkenntnis in unseren Körper, unseren Geist und unsere Emotionen hineinströmen. Unsere „stillschweigenden“ (unterbewussten) Anschauungen sind ein wahres Minenfeld widersprüchlicher Ideen, Wünsche und Abneigungen – vor allem, wenn es um den Zusammenhang zwischen Geld und spirituellem Leben geht.



Bewusst wünschst du dir vielleicht, deinen Besitz zu vermehren, doch deine unterschwelligen Anschauungen können dir dabei im Weg stehen. Deshalb wirst du auch nur in dem Masse von den Informationen in diesem Kapitel profitieren, wie du solche widersprüchlichen Gefühle und selbstzerstörerischen inneren Einstellungen bereits überwunden hast. Der Sinn dieses Tors besteht (genau wie der Sinn aller anderen Tore) darin, solche unbewussten Anschauungen ins Bewusstsein zu heben, damit sie keine Macht mehr über dich haben.



Test: Deine innere Einstellung zum Geld



Der folgende Test soll dir helfen, eine Bestandesaufnahme zu machen und dir über deine momentanen finanziellen Verhältnisse und deine Einstellung zum Geld klar zu werden. Er gibt dir Gelegenheit zur Selbsterforschung:



1. Nehmen Geldfragen immer wieder deine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch?

2. Wieviel Zeit und Energie musst du investieren, um deine Einkünfte und Ausgaben in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander zu bringen?

3. Glaubst du, dass Geld dich glücklich macht?

4. Glaubst du, dass Geld dich unglücklich macht?

5. Wieviel Geld würdest du pro Jahr gern verdienen? Warum nicht mehr?

6. Hast du das Gefühl, dass es dir schwer fällt, zu Geld zu kommen? Und wenn du Geld hast, verspürst du dann einen unwiderstehlichen Drang, es gleich wieder auszugeben?

7. Ist dein Leben ein ständiges Hin und Her zwischen Überfluss und extremen Geldmangel?

8. Was für eine Einstellung hast du zu reichen Leuten?

9. Was für eine Einstellung hast du zu reichen spirituellen Lehrern?

10. Glaubst du, dass es dich in deinem spirituellen Leben behindern würde, nach Reichtum zu streben od viel Geld zu besitzen?

11. Worüber denkst du häufiger nach – über Geld od über die Liebe?

12. Neigst du dazu, mehr Geld auszugeben, als du verdienst? Hast du Schulden?

13. Falls du Schulden haben solltest: Liegt es daran, dass du zuwenig einnimmst od dass du zuviel ausgibst?

14. Stimmt es, dass man die besten dinge im Leben umsonst bekommt?



Genau wie bei allen Test in diesem Buch gibt es auch hier keine richtigen od falschen Antworten. Der Text will dir nur eine Chance bieten, dir deine Einstellung zum Geld bewusstzumachen, vor allem zum Thema „Geld&Spiritualität“.



Eine andere direkte und praktische Methode, dir über deine Prioritäten und Wertvorstellungen klar zu werden, besteht darin, einmal deine Kontobewegungen und monatlichen Kreditkartenabrechnungen des letzten Jahres zu studieren. Darin spiegelt sich klar und deutlich und ganz objektiv deine Prioritäten, Bedürfnisse, Wertvorstellungen und Gewohnheiten im Umgang mit Geld wider, und es wird ein aufschlussreiches Bild deines ganzen Lebens vor deinen Augen entstehen.



Deine Einstellung zum Geld ist der Schlüsselfaktor dafür, inwieweit du in gesicherten finanziellen Verhältnissen lebst – sie ist viel wichtiger als deine Ausbildung, deine Begabung od die beruflichen Chancen, die sich dir bieten. Es gibt unzählige begabte Menschen, die eine gute Ausbildung genossen haben und trotzdem in Armut leben. Bewusst suchen sie zwar nach finanzieller Unterstützung, doch unbewusst gehen sie ihr aus dem Weg. Anderseits gibt es ebenso viele Menschen mit weniger guter Berufsausbildung, die eine magnetische Anziehungskraft auf Geld zu haben scheinen.



Das Paradoxe an einer negativen Einstellung zum Geld ist, dass wir sie uns nicht ausgesucht haben: Sie wurde uns durch religiöse und kulturelle Wertvorstellungen und die Bildersprache der Medien in Filmen und Büchern eingeimpft – lauter Bilder und Werturteile, die um das Verhältnis zwischen Geld und Spiritualität kreisen.



Klischeevorstellungen von einem spirituellen Leben



Wahrscheinlich wird es dir nicht schwer fallen, Bilder von reinen, heiligen Menschen vor deinem inneren Auge heraufzubeschwören: Mönche mit Bettelschalen, indische Asketen und Nonnen und Priester aller religiösen Traditionen, die dem Geld entsagt haben, um ein spirituelles Leben frei von allen weltlichen Ablenkungen zu führen. Auch das Bild Jesus, wie er die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieb, und die vielen Sprüche, in denen Geld als Wurzel allen Übels hingestellt wird und reiche Menschen es schwer haben, in den Himmel zu kommen, sind dir sicherlich vertraut. Solche Bilder und Ideen tragen zur Entstehung von Klischeevorstellungen bei, in denen Armut mit Spiritualität gleichgesetzt wird.



Eigentlich mag ich Geld nicht

Aber es beruhigt meine Nerven.

Joe Louis



Der richtige Umgang mit Geld beginnt damit, dass du dir all deine widersprüchlichen Gefühle, Schuldkomplexe od negativen Einstellungen im Hinblick auf Geld und auf jene Menschen bewusst machst, die Geld in Hülle und Fülle besitzen. Wenn du freiwillige Armut mit Bescheidenheit, Güte und Spiritualität in Verbindung bringst, was assoziierst du dann mit Reichtum? Es lohnt sich, einmal über diese Frage nachzudenken, denn deine Ansichten über Geld haben grossen Einfluss auf deinen Erfolg beim Gelderwerb.



Die Medien prägen das Weltbild der grossen Masse



Seit Jahrhunderten werden in der Literatur, im Theater und neuerdings auch im Film die Reichen als Bösewichte und die Armen als Helden des Alltagslebens dargestellt, als sei Reichtum eine Sünde und Armut eine Tugend. Denke nur einmal an die berühmte Weihnachtsgeschichte von CharlesDickens, A ChristmasCarol, wo dem Unglück des sparsamen, fleissigen, aber humorlosen EbenezerScrooge das positive Beispiel der armen, aber liebevollen und glücklichen Familie Cratchit entgegengehalten wird. Oder an GeorgeBailey, den ewig armen, am Hungertuch nagenden Familienvater in It’s aWonderfulLife, der Aufopferung, Pflichtbewusstsein und Liebe repräsentiert, während der reiche Mr.Potter, dem eine Bank und der grösste Teil der Stadt gehören, der Inbegriff von Habgier und Schlechtigkeit ist. Natürlich kommen in Filmen und in der Literatur auch gute, fleissige, grosszügige und rechtschaffene reiche Menschen vor, aber das ist eher die Ausnahme als die Regel.



Durch diese typischen Motive der populären Unterhaltungskultur, in denen Armut mit einem spirituellen Leben gleichgesetzt wird, ist das Weltbild entstanden, das geradezu hypnotische Suggestionskraft besitzt und das wir nie einer kritischen Prüfung unterzogen haben. Wenn wir uns solche unterschwelligen Vorstellungen bewusstmachen, ist das schon der erste Schritt zu ihrer Beseitigung. Wenn du weißt, dass du eine negative Einstellung zu Geld hast, kannst du dich damit auseinandersetzen und sie aufgeben, falls du das möchtest. Bei unbewussten, „stillschweigenden“ Ansichten und Überzeugungen hast du diese Möglichkeit nicht.



Mache dir deine innere Einstellung zum Geld bewusst



Ich habe im Laufe meines Lebens auch schon häufiger Probleme mit finanziellen Dingen gehabt und musste eine tiefe Abneigung gegen Geld, viele Ängste und negative Einstellungen zum Thema Reichtum überwinden. Als ich vor ein paar Jahren vor dem Fernseher sass und mich wieder einmal durch sämtliche Programme zappte, fesselte die Sendung „Das Leben der Reichen und Berühmten (mit BarbaraStreisand) meine Aufmerksamkeit. Mrs.Streisand was so liebenswürdig, den Fernsehzuschauern ihr Haus zu zeigen. In einem Zimmer blieb sie stehen und wies auf einen sehr dicken, extra für sie angefertigten Wollteppich mit kunstvollem Mustern, der so gross war, dass er den ganzen Fussboden meines Hauses bedeckt hätte – und wahrscheinlich hatte er auch genauso viel gekostet. Sie hob den Teppich an einer Ecke an, um den Marmorboden darunter zu zeigen: Er hatte genau das gleiche Muster wie der Teppich, damit sie auch dann das Prachtvolle Design geniessen konnte, wenn der Teppich gerade in der Reinigung war. Ich empfand diese Zurschaustellung von Reichtum damals als protzig und abstossend. In gerechtem Zorn rechnete ich mir aus, wie viele Menschen von dem Geld, das allein dieser Marmorboden gekostet hatte, ein Jahr lang hätten satt werden können.



Zu diesem Zeitpunkt waren meine eigenen negativen Assoziationen, meine Voreingenommenheit und meine naiven Werturteile mir gar nicht bewusst. Eigentlich hätte ich mich gleich vom TV abwenden und mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern können; doch in einem Augenblick der Selbstanalyse wurde mir klar, dass ich BarbaraStreisand ja eigentlich gar nicht kannte. Das einzige, was ich mit Sicherheit von ihr wusste, war, dass sie sich ihr Geld durch jahrelange harte Arbeit, Begabung und Kreativität erworben hatte. Später erfuhr ich, dass sie in einem einzigen Jahr mehr Geld für wohltätige Zwecke gesammelt und gespendet hatte als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben.



Mir wurde auch noch etwas ganz anderes klar: Wenn ich so eine negative Einstellung zu dieser Frau hatte, nur weil sie viel Geld besass, würde ich in meinem Leben sicherlich nicht viel Geld anziehen. Tatsächlich arbeitete ich damals in 2 Berufen gleichzeitig, um meine Familie zu ernähren, und das zu einem Stundenlohn von ca. 7$. Ich musste 11 Stunden am Tag arbeiten, um gerade so über die Runden zu kommen, und geriet immer tiefer in Schulden, ohne auch nur einen Lichtschimmer der Hoffnung am Horizont zu erkennen.



An jenem Abend, als ich meinen eigenen Wertvorstellungen schonungslos ins Auge sah, und begriff, dass ich mir meine Hindernisse im Leben selbst erschaffen hatte, öffnete sich eine Tür in meinem Inneren. Mit dem Ziel, ein Auskommen und gesicherte finanzielle Verhältnisse für meine Familie zu schaffen (und dem Traum, eines Tages eine philanthropische Stiftung ins Leben zu rufen) konzentrierte ich mich von nun an mit aller Kraft darauf, Geld zu verdienen, eine befriedigende Arbeit zu finden und anderen Menschen dadurch wertvolle Dienste zu leisten.



Um in dieser Welt leben zu können, musst du Geld verdienen – es sei denn, du bist so reich, dass du es nicht nötig hast od wirst von anderen Menschen finanziell unterstützt. Deine Bedürfnisse hängen von den Entscheidungen ab, die du in deinem Leben triffst – zB, wo du wohnen möchtest und ob du allein stehend bist od eine Familie ernähren musst. Manche Menschen entscheiden sich für ein Leben, das ein höheres Einkommen erfordert; andere leben in selbstgewählter Einfachheit.



Ein sehr weiser und mutiger Mann, der Millionen von Menschen in Indien und auf der ganzen Welt inspiriert hat und häufig mit freiwilliger Armut und einem einfachen Leben in Verbindung gebracht wird, war MahatmaGandi. Oft wird sein Ratschlag zitiert, man solle ein einfaches Leben führen, um anderen Menschen einfach das Überleben zu ermöglichen. Dieses rührselige Zitat ist viel bekannter als eine andere Bemerkung, die einem reichen Industriellen zugeschrieben wird, der Gandhis gute Sache unterstützte: „Gandhis Einfachheit hat mich ein Vermögen gekostet.“



Der richtige Umgang mit Geld ist kein Wunderwerk und auch keine Hexerei; du musst dich nur ehrlich mit den Ansichten, Wertvorstellungen und inneren Hindernissen auseinandersetzen, die vielleicht zwischen dir und deinem finanziellen Auskommen do der Fülle stehen.



Ein paar Betrachtungen über Geld



Dieses Tor führt jetzt durch einen langen Tunnel. Der Tunnel sieht aus wie eine verborgene Mine (od Minenfeld), wo in allen Ritzen und Spalten unregelmässig geformte, facettenreiche Edelsteine funkeln: Geld – aus den verschiedensten Perspektiven betrachtet. Aber pass auf, wo du hintrittst, sonst kann es gefährlich werden!



Geld und Selbstwertgefühl



Ehe du deinen Chef um eine Gehaltserhöhung bittest, ehe ein potentieller Kunde dich fragt: „Wieviel kosten Ihre Dienstleistungen?“, solltest du dir erst einmal selbst die Frage stellen: „Wieviel ist meine Zeit, meine Dienstleistung, meine Begabung denn wert?“ Und du solltest eine eindeutige, realistische Antwort darauf finden, in der sich die Marktsituation ebenso widerspiegelt wie eine klare Einschätzung deines eigenen Werts, deiner Begabung und Energie.



Je mehr deine Handlungen einem Gefühl inneren Werts entspringen, umso mehr Geschenke wirst du von der Welt empfangen und akzeptieren. Du hast dann einfach eine grössere Anziehungskraft – nicht nur auf Geld, sondern auch auf Freundschaft, Liebe und Aufmerksamkeit. Sobald dir bewusst wird, dass du vorher alles getan hast, um solche Geschenke von dir fernzuhalten, rollst du dort, wo vorher ein Schild mit der Aufschrift „Bin gerade nicht zu Hause“ hing, einen roten Teppich aus. Du entwickelst eine innere Bereitschaft, alle Formen von Reichtum und Respekt zu akzeptieren und dich dafür anzustrengen – und was noch viel wichtiger ist: Du bist gewillt, dieses Glück dann auch zu geniessen. Und da die Menschen in ihrem Unterbewusstsein durch Körpersprache und andere noch nicht völlig erforschte, subtile Hinweise miteinander kommunizieren, werden deine Mitmenschen dich nun auf ganz neue Art und Weise zu unterstützen beginnen, denn du sendest ihnen jetzt Botschaften wie „JA, ruf mich an, ich habe gerade eine Glückssträhne“ und nicht mehr: „Ich glaube nicht, dass ich das kann“. Sobald du besser mit deinem Geld umgehen kannst, wirst du auch dein ganzes Leben besser im Griff haben.



Es ist besser, ein regelmässiges Einkommen zu haben,

als ein faszinierender Mensch zu sein.

OscarWilde



Geld zwingt dich zur Auseinandersetzung mit deinem Selbstwertgefühl. Es erfordert Mut, nur solche Kunden zu akzeptieren, die deine Dienste auch wirklich zu schätzen wissen, und einen fairen, aber hohen Preis für deine Arbeitszeit zu fordern – denn insgeheim hast du natürlich immer Angst, dass die anderen NEIN dazu sagen könnten. Natürlich muss dein Preis realistisch sein und der Marktlage entsprechen. Doch in jeder Branche verlangen die Menschen unterschiedlich hohe Preise für ihre Dienstleistungen.



Verlange nicht weniger – gibt lieber mehr



Ich habe mich in meinen Seminaren und Trainingsprogrammen stets bemüht, den Teilnehmern mehr zu bieten, als dem Preis entsprach, den sie dafür bezahlt hatten. Wenn du danach strebst, die Obergrenze (Qualität) anzuheben, statt die untere Grenze (Preis) zu senken, gewinnen alle etwas dabei. Wenn du dagegen sehr wenig Geld verlangst (aber eben auch nur entsprechend wenig dafür bietest) können alle nur verlieren. Erhöhe einfach dein Energieniveau! Fordere einen Preis, der den anderen signalisiert: „Ich bin überzeugt von dem, was ich zu bieten habe.“ (Wenn nicht einmal du davon überzeugt bist, warum sollten die anderen es dann sein?)



Larry, der Inhaber eines kleinen Steuerbüros, verlangte früher ein relativ niedriges Honorar für seine Arbeit, um konkurrenzfähig zu bleiben, wie er sagte. Damit lockte er tatsächlich die Sorte von Kunden an, die auf Billigangebote aus waren. Doch im Vertrauen erzählte er mir, dass sich trotzdem viele über die Höhe seiner Rechnungen beklagten. Eines Tages verglich er seine Rechnungen mit den Honorarsätzen anderer Steuerberater in seiner Gegend und hob den Preis für seine Leistungen daraufhin so weit an, dass er jetzt im mittleren bis oberen Bereich liegt. Gleichzeitig verbesserte er seinen Service, bezog schönere Räume ganz in der Nähe seines früheren Büros, tapezierte sie neu und stellte noch einen Mitarbeiter ein.

Seitdem hat er fast die Hälfte seiner Kunden verloren – und zwar fast all diejenigen, die sich zuvor über seine Rechnungen beklagt hatten. Doch innerhalb eines Jahres waren an die Stelle dieser undankbaren Kunden Klienten getreten, die es zu schätzen wissen, wenn jemand von der Qualität seiner Arbeit überzeugt ist. Inzwischen hat Larry doppelt so viele Klienten, und zwar ganz andere. Und er bekommt nur noch selten Klagen über die Höhe seiner Honorarforderungen zu hören.



Also fordere nicht weniger, Gib lieber mehr.



Hüte dich vor dem Gedanken: „Ich will nicht so viel Geld verlangen, dass Menschen mit begrenzten Mitteln sich meine Dienste nicht mehr leisten können.“ Fordere lieber einen so hohen Preis, dass du es dir leisten kannst, deine Dienste für bedürftige Menschen besonders billig zu machen, falls du das möchtest. Während der 15 Jahre, in denen ich mein Muttraining veranstaltete, verlangte ich so hohe Seminargebühren, dass sich nur charakterfeste, dynamischen Menschen aus allen sozialen Schichten und Berufen von meinem Trainingsprogramm angezogen fühlten. Diejenigen, die nicht 100%ig engagiert waren und sowieso nur aus vager Neugier gekommen wären, schreckte der Preis ab. (Ein junger Mann sparte 3 Jahre lang jeden Tag einen Dollar, nur um an meinem Seminar teilnehmen zu können!)



Geld ist eine Form von Energie



Ich kann mein Auto mit Hilfe meiner eigenen physischen Energie reparieren od aber etwas Geld od ein Stück Plastik aus meiner Brieftasche nehmen und diese Energie einsetzen, damit die Arbeit getan wird. Mit Geld kann man sich den Rasen mähen und das Haus putzen lassen; es kann Weihnachtsgeschenke herbeizaubern, Studiengebühren bezahlen od für die Kinder in Afrika und über all auf der Welt etwas zu essen beschaffen. Und es kann auch ein stabiles Fundament sein, von dem aus du dich in höhere spirituelle Bereiche emporschwingen und versuchen kannst, im Geist der Kreativität und des Dienstes an anderen Menschen etwas auf dieser Welt zu bewirken.



Doch mit dem Geld ist es wie mit jeder anderen form von Energie: Es muss in Bewegung bleiben, muss in die richtigen Kanäle gelenkt werden. Wie alle Energieformen ist Geld in moralischer Hinsicht neutral. Es kann sowohl den höchsten als auch den niedrigsten Zwecken dienen. Dem Geld ist es gleichgültig, wer es besitzt; es hat keine Vorurteile. Als Energie verstärkt Geld lediglich das, was du bist.



Mit Schuldgefühlen hilfst du niemanden



Manche reichen Leute bekommen Schuldgefühle, wenn sie an all die vielen Menschen denken, die unterhalb des Existenzminimums leben. Aber halte dir einmal vor Augen, dass Geld nichts anderes ist als Energie. Hast du etwa auch Schuldgefühle, weil du mehr Energie besitzt als dein Nachbar? Bist du deshalb ein schlechter Mensch? Es ist sehr löblich, Mitleid mit jenen Menschen zu haben, denen es nicht so gut geht. Aber hat es einen Sinn, so lange zu hungern, bis alle anderen Menschen auf der Welt genug zu essen haben? Hilft es deinen Mitmenschen, wenn du arm bleibst? Leiden ist ein Grundbestandteil des Lebens. Selbst wenn wir eines Tages in der Lage sein sollten, dem Hunger auf der Welt ein Ende zu bereiten, wird es doch immer Menschen geben, die aus den verschiedensten Gründen ärmer sind als andere.



Wenn du erst einmal dafür sorgst, dass du selbst genug hast, kannst du deinen Mitmenschen viel besser helfen und eine Quelle des Lichts auf dieser Welt sein. Wenn du eine Rechnung bezahlst, unterstützt du damit die hart arbeitenden Angestellten der betreffenden Branche; wenn du einen Gärtner od Babysitter entlohnst od einem Kellner im Restaurant ein grosszügiges Trinkgeld gibst, schenkst du anderen Menschen Unterstützung, Vertrauen und Anerkennung.



Die östliche Lösung:

Flucht aus der materiellen Welt



Die westliche Lösung für das Problem des Umgangs mit Geld besteht darin, ihm nachzujagen; die östliche Lösung liegt darin, ihm aus dem Weg zu gehen. Frustriert über die rein materiellen Motive des westlichen Lebens wenden manche Menschen sich den spirituellen Philosophien und Praktiken des Ostens zu. Sie missverstehen die Idee, sich von allen Bindungen zu lösen, als Aufruf, sämtliche irdischen Güter zu verschenken.



Aber in Wirklichkeit ist diese innere Loslösung eine viel schwierigere Aufgabe, als sich einfach nur aller äusseren Besitztümer zu entledigen: Sie bedeutet nämlich:



Seine inneren Besitztümer, Vorlieben und Anschauungen aufzugeben.



Eine solche innere Distanz lässt einen die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind – in der richtigen Perspektive. Alles aufzugeben, heisst noch lange nicht, alles zu verschenken. Es bedeutet vielmehr, ein ganz normales, einfaches, zweckmässiges Leben zu führen, ohne irgendwelche Dinge zu begehren od sich an irgendetwas zu klammern.



Geld und Gestaltung unseres Lebens



Die meisten Menschen wachsen auf, finden eine Arbeit, geben ihr Geld eine Zeitlang für sich selbst aus – vielleicht sparen od investieren sie auch ein bisschen – und dann ziehen sie mit einem Partner zusammen, gründen einen Haushalt und zahlen Miete; od sie kaufen sich ein Haus od eine Wohnung, die sie dann in monatlichen Raten abzahlen.



Je nach unseren Entscheidungen und Prioritäten werden unsere Bedürfnisse im Laufe der Jahre grösser od kleiner. Sollen wir heiraten? Kinder haben? Uns neue od lieber gebrauchte Kleidungsstücke kaufen? In einem Vorort wohnen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Arbeit fahren? Unsere Kinder auf eine öffentliche od eine private Schule schicken?



Wenn du gerade genug verdienst, um finanziell über die Runden zu kommen, stehen dir nur relativ wenige Möglichkeiten offen. Je mehr du verdienst, umso mehr Alternativen hast du. Und die Entscheidungen, die du triffst, werden deine finanzielle Gegenwart und Zukunft in viel stärkerem Masse bestimmen als die Höhe deines Einkommens. Wenn deine Lebensentscheidungen dazu führen, dass du weniger ausgibst als einnimmst und vielleicht sogar noch regelmässig ein bisschen Geld auf die hohe Kante legst, bist du auf dem besten Weg, eines der wichtigsten Prinzipien im richtigen Umgang mit Geld zu meistern: Gib weniger aus, als du verdienst; verdiene mehr, als du ausgibst.



Beobachte einstweilen genau, welche Entscheidungen du triffst



Der grösste Reichtum des Menschen besteht darin,

mit einem leinen bisschen auszukommen und damit zufrieden zu sein;

denn an einem kleinen bisschen fehlt es einem nie.

Lucrez



Je mehr Geld man verdient, umso mehr scheint man auch zu brauchen. Menschen gewöhnen sich sehr rasch an einen höheren Service- und Lebensstandart; die Umstellung von 3- und 4- od 5-Sterne-Hotels wird dir nicht schwer fallen. Aus einem Ruderboot wird schnell ein Motorboot od eine Jacht. Wünsche kennen keine Grenzen. Die Steigerungsmöglichkeiten sind unendlich.



Was man mit Geld nicht kaufen kann



Sicherheit kannst du dir mit Geld nicht erkaufen, denn sie ist ein psychischer Zustand. Für manche Menschen bedeutet Sicherheit, genug zu essen zu haben, Kleidung und ein Dach über dem Kopf zu besitzen od einen Menschen, der sie liebt. Andere brauchen Millionen Dollars auf steuerfreien Konten überall auf der Welt, um sich sicher zu fühlen.



Auch Liebe und Glück kann man mit Geld nicht kaufen. Bei einer telephonischen Umfragen wurden Personen gefragt, ob sie ihrer Überzeugung nach viel glücklicher wären, wenn sie eine Million Dollar besässen. 76% der Befragen antworteten mit JA, auf jeden Fall. Dann fragte man 10 Millionäre: „Hat Ihre erste Million$ Sie zu einem glücklichen Menschen gemacht?“ – Alle 10 antworteten ausnahmslos: „NEIN“.



Die besten Dinge im Leben – der Sonnenschein am Morgen und der Mondschein in der Nacht – kosten nichts. Und Geld ist noch lange keine Garantie für Glück. Doch finanzieller Reichtum bringt schon ein paar praktische Vorteile mit sich. zB Schlaf: Nur wenige wohlhabende Menschen liegen bis spät in die Nacht hinein wach und machen sich Sorgen darüber, dass sie zuviel Geld haben. Ausserdem kann man sich mit Geld auch Raum, Ruhe und Ungestörtheit erkaufen. Auch reiche Leute haben ihre Probleme, aber diese Probleme haben weniger mit dem Überleben zu tun. Natürlich gibt es sicherlich auch ein paar todtraurige reiche und ein paar überglückliche arme Menschen; doch alles in allem ist es doch ein Vorteil, wenn man gut mit Geld umgehen kann.



Wie man sich seinen Lebensunterhalt verdient: Beruf als Berufung



Die meisten Menschen sind darauf angewiesen, sich ihr Geld selbst zu verdienen. Da ist es doch eigentlich nahe liegend, eine berufliche Tätigkeit zu wählen, die einen interessiert, bei der man seine Begabung und Fähigkeiten einsetzen und anderen Menschen gleichzeitig auch noch einen deutlich erkennbaren Dienst erweisen kann. Das können die unterschiedlichsten Tätigkeiten sein – von den hochbezahlten Stressberufen bis hin zur Teilzeitarbeit, die pro Stunde entlohnt wird. Es kann auch die ausserordentlich wichtige Aufgabe sein, Kinder grosszuziehen und zu versorgen.



Folge den Bedürfnissen deiner Seele



Löse dich von der Illusion, dass bestimmte Berufe von natur aus besser sind als andere. Ein Job od Beruf kann höchstens besser od schlechter für dich sein – ne nach deinem Geschmack und deinen Wertvorstellungen. Es gibt in allen Branchen Menschen, die mit ihrer Arbeit glücklich sind, und andere, die unzufrieden sind. Wichtig ist nur, dass du eine Arbeit findest, die deinen Wertvorstellungen entspricht und bei der du deine Fähigkeiten einsetzen kannst. Eine der grössten Freuden des Lebens besteht darin, den Sinn zu entdecken, der in einer Arbeit liegt. Oder genauer gesagt: Du entdeckst keinen Sinn in deiner Arbeit sondern du gibst ihr einen Sinn. Wir lassen uns viel zu sehr von unserem Statusdenken und dem Vorbild berühmter Stars in die Irre leiten. In den östlichen Überlieferungen gibt es unzählige Geschichten von Meistern, die in einem Metzgerladen abreiten, od Zen-Buddhisten, die Bäcker waren. Ich selbst habe einmal einen sehr interessanten alten Tankwart kennen gelernt (siehe „Der friedvolle Krieger“).



Es kann eine der kreativsten Herausforderungen des Lebens sein, den Beruf zu finden od zu erschaffen, der am besten zu dir passt – od aus deiner jetzigen beruflichen Tätigkeit das Beste zu machen. Nur relativ wenige Menschen wissen schon in jungen Jahren, was sie später einmal werden wollen. Bei den meisten ergibt sich das eher zufällig, so wie die Stürme des Schicksals uns einem bestimmten Ehepartner in die Arme wehen od an einen bestimmten Ort verschlagen. Doch je besser du dich selbst, deine Interessen und Wertvorstellungen kennst, umso leichter wird es dir fallen, den Beruf zu finden, der wirklich den tiefsten Bedürfnissen deiner Seele entspricht.



Psychologen, die in der Berufsberatung tätig sind, bieten Tests an, mit deren Hilfe du herausfinden kannst, welche berufliche Tätigkeit für dich richtig sein könnte. Natürlich kannst du auch entsprechende Bücher, zB Richard Bolles Ratgeber für Stellensuchende, Tausend geniale Bewerbungstipps, lesen.



Doch vorerst nimm dir einmal ein paar Minuten Zeit, um eine Liste der 10 Dinge niederzuschreiben, die für dich am wichtigsten sind (zB Gesundheit, Alleinsein, Kontakt mit anderen Menschen, finanzieller od spiritueller Gewinn, der Ort wo du leben willst etc.). Nummeriere sie in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit, und orientiere dich an dieser Liste, wenn du eine Stellung suchst od den beruf wechseln möchtest.



Grundsätzlich sollte das Ziel des Lebens nicht darin bestehen, reich zu werden, sondern die Welt zu bereichern. Das Geheimnis einer befriedigenden Arbeit besteht darin, Qualität zu bieten – was immer du auch tust. Betrachte deine Arbeit als Weg zu spiritueller Weiterentwicklung; nutze sie, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, ihnen zu helfen und zu dienen. Mache aus deiner beruflichen Tätigkeit ein Opfer zum Wohl der Allgemeinheit.



Innere Befriedigung ist der beste Lohn, den es gibt.

William Shakespeare



Was haben Trampolinspringen und berufliche Veränderungen gemeinsam?



Im Hinblick auf deine finanziellen Einkünfte wirst du Höhen und Tiefen erleben, genau wie beim Trampolinspringen. Du magst das für einen schlechten Scherz halten, doch in Wirklichkeit ist es ein sehr gutes Prinzip. Vielleicht bietet sich dir irgendwann einmal eine gute berufliche Gelegenheit, für die du allerdings vorübergehend auf einen Teil deines Einkommens verzichten musst. Wenn du dann nicht bereit bist, deinen Gürtel enger zu schnallen und dich mit einem einfacheren Leben zu begnügen, versäumst du vielleicht eine wichtige Chance.



Bleibe flexibel. Fixiere dich nicht auf einen bestimmten Lebensstandart od Wohnort, auf deine jetzige Kaufkraft od Lebensweise od die Möglichkeiten, die dir im Augenblick offen stehen. Manchmal kann man sich nur zu einem höheren Niveau aufschwingen, wenn man bereit ist, sich eine Zeitlang mit etwas weniger zufrieden zu geben. Hin und wieder muss man im Leben ein paar Schritte zurückgehen, um Anlauf zu nehmen.



Wenn du nicht den idealen Beruf findest, erfinde einfach einen neuen



Ich erzähle immer wieder gern die wahre Geschichte von meinem Freund Ron, der leidenschaftlich gern Frisbee spielte und für den es nichts Schöneres gab, als die bunten Plastikscheiben durch die Luft fliegen zu sehen. Aber leider war er schon 35 Jahre alt, und seine Eltern ermahnten ihn, doch endlich erwachsen zu werden und sich einen richtigen Beruf zu suchen. Neben dem Frisbeespiel hatte Ron auch noch eine höhere Vision: Er wollte gern etwas für den Weltfrieden tun. Eines Tages kam er auf die Idee, seine beiden grössten Leidenschaften miteinander zu kombinieren. Er nahm mit einer Firma Kontakt auf und fragte an, ob sie für ihn einen Flug in die ehemalige Sowjetunion sponsern und ihm 500 Frisbeescheiben mit der Aufschrift „Weltfrieden“ in englischer und russischer Sprache mitgeben würden. Das Unternehmen war einverstanden, und Ron begann in ganz Russland Frisbee-Werbung zu betreiben, indem er den Menschen das Frisbeespielen beibrachte und Vorträge über den Frieden hielt. Schliesslich gründete Ron selbst eine Firma, die solche Frisbee Werbekampagnen in Russland veranstaltete. Bei dieser Gelegenheit lernte er auch seine jetzige Frau kennen. Ron tat das, was ihm Freude machte und diente dabei gleichzeitig seinen Mitmenschen. Sein Geschäft blühte, und auch er selbst blühte immer mehr auf. Die Moral von dieser Geschichte ist ganz einfach: Wenn du keinen Beruf findest, der dich befriedigt, erfinde einfach einen neuen!



Jene Menschen, die Geld nur als zusätzlichen Nutzen einer Tätigkeit empfinden, die sie um ihrer selbst willen ausüben und geniessen, scheinen mit ihrem Leben am zufriedensten zu sein. Stelle dir einmal folgende Frage: „Wenn ich so viel Geld hätte, dass ich bis ans Ende meiner Tage davon leben könnte, was würde ich dann mit der Zeit anfangen?“ Sobald du die Antwort darauf gefunden hast, suche dir nach Möglichkeit eine Arbeit in diesem Bereich. Wenn du auch als reicher Mensch einen Teil deiner Zeit mit der gleichen Tätigkeit verbringen würdest, der du momentan nachgehst, um dir einen Lebensunterhalt zu verdienen, kannst du dich glücklich schätzen.



Jede Arbeit, mit der du anderen Menschen irgendeinen Dienst erweist, ist von Natur aus sinnvoll. Sie braucht dich nicht unbedingt berühmt zu machen und muss auch keinem wohltätigen Zweck dienen od direkt etwas mit heilenden Berufen od spiritueller Lehre zu tun haben. Immer wenn du anderen Menschen in irgendeiner Weise hilfst – ob du nun hinter der Theke eines Ladens stehst, Autos baust, putzen gehst, Marktforschung betreibst, den Rasen mähst, etwas verkaufst od Leute vor Gericht vertrittst – können deine Arbeit und deine Beziehungen zu den Menschen, die du dadurch kennen lernst, ein Lichtstrahl und ein Weg zu innerer Wandlung für dich sein.



Mein Freund Lou war Börsenmakler und Versicherungsvertreter – aber so wie er seinen Beruf betrachtete, war das nur ein Vorwand, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen und ihnen vielleicht gute Dienste zu leisten. Manchmal kam es zu einem Abschluss, manchmal auch nicht; doch für Lou war das Gespräch immer nur dann ein voller Erfolg, wenn er mit seinem Kunden viel Spass gehabt und sein Leben in irgendeiner Weise bereichert hatte. Vielleicht war er deshalb so erfolgreich. Gleichzeitig war er nämlich auch ein sehr guter Börsenmakler.



Ein paar einfache Grundsätze,

die dir helfen werden, immer mit deinem Geld auszukommen



In seinem Buch „Walden“ beschreibt HenryDavidThoreau, wie er es schaffte, nur 6 Wochen im Jahr zu arbeiten und trotzdem genug verdiente, um für den Rest des Jahres ein ruhiges, beschauliches Leben zu führen: Er lebte sparsam, baute sein Obst und Gemüse selbst an und zimmerte sich auf einem kleinen Grundstück in der Nähe eines Teichs eine Hütte aus Holz zusammen, das er selber gesammelt hatte. Dieses Experiment (welches er 1-2 Jahre durchhielt) ist sicherlich sehr bewundernswert, aber nicht jeder Mensch ist für ein solches Leben geschaffen. Vielleicht möchtest du Thoreau nicht zu den Ufern seines Teichs folgen; doch hier sind ein paar ganz einfache Prinzipien, denen du durchaus folgen kannst:



 Lebe nicht über deine Verhältnisse  Sei sparsam

 Bezahle zuerst einmal dich selbst  von allem Verdienten 10% auf die Seite legen

 Stelle ein Budget auf  vorplanbare Ausgaben, vorgängig auf ein Konto deponieren

 Mache deine Arbeit gut

 Lerne, dich gut zu verkaufen



Lebe nicht über deine Verhältnisse



Viele Menschen glauben, das Hauptproblem bestehe darin, wie man mehr Geld verdienen kann. Aber das stimmt nicht. Viel wichtiger ist es, wie wir unser Geld ausgeben. Denn mit unserem Einkommen wachsen auch unsere Wünsche und Lebenshaltungskosten. Es ist alles eine Frage des Massstabs. Es sind schon viele reiche Menschen hoch verschuldet gestorben.



Es ist nämlich sehr leicht, Geld auszugeben. Erschreckend viele Menschen legen kaum od gar kein Geld für ihren Lebensabend zurück. Selbstdisziplin in finanziellen Dingen ist ein wichtiger Aspekt des richtigen Umgangs mit Geld. Die meisten wohlhabenden Menschen werden und bleiben nicht durch ein aussergewöhnlich hohes Einkommen reich, sondern durch eine bescheidene Lebensweise und die Selbstdisziplin, weniger auszugeben als sie einnehmen, und den Rest gut anzulegen.



Laut ThomasStanley, der Autor des Buches „TheMillionaireNextDoor“, ist der Weg zu finanzieller Unabhängigkeit mit Sparsamkeit gepflastert – das Geheimnis des Erfolgs besteht darin, dass man seinen Konsum in vernünftigen Grenzen hält und sich beharrlich um stabile finanzielle Verhältnisse bemüht. Es muss nicht unbedingt immer die goldene Kreditkarte sein, und die meisten Millionäre fahren auch keinen Rolls-Royce, sondern einen Ford. Anderseits kommen viele Menschen mit mittlerem Einkommen nie zu einem Vermögen, weil sie ihr Geld für Dinge ausgeben, die keinen besonderen bleibenden Wert haben – zB für protzige Autos, extravagante Kleidung und teure Urlaubsreisen.



Bezahle zuerst einmal dich selbst



Mache es dir zum eisernen Grundsatz, von deinen Einkünften zunächst einmal dich selbst zu bezahlen, indem du bis zu deinem 70. Lebensjahr von jedem Franken, die du verdienst, 10 Rp. Auf die hohe Kante legst; und bringe deinen Kindern bei, das gleiche zu tun. Ehe du deine Rechnungen und Steuern bezahlt od Geld für wohltätige Zwecke spendest, lege erst einmal diese 10% des Geldes beiseite, als habe er nie existiert, und lerne, mit dem Rest auszukommen – so viel od so wenig das auch sein mag. Spare diese 10% als Notgroschen auf einem extra dafür eingerichteten Konto, od investiere sie in eine sehr sichere Geldanlage; auf diese Weise werden die Zinsen und Zinseszinsen Jahr für Jahr und tagaus, tagein für dich arbeiten. Kümmere dich nicht um ausgeklügelte Investmentstrategien – es sei denn, du hast Geld zum Experimentieren übrig. In einem echten Notfall nimm dir ein paar Tage Zeit, um zu entscheiden, ob du wirklich auf deine Ersparnisse zurückgreifen musst. Aber hebe nie mehr als die Hälfte davon ab. Sobald du 65 oder 70 Jahre alt bist, kannst du damit tun, was du willst.



Stelle ein Budget auf



Ob dein Einkommen nun aus einem regelmässigen Monatsgehalt besteht, bei dem die Steuern vorher einbehalten werden, od ob du selbständig bist – eine der praktischsten Methoden im Umgang mit Geld besteht darin, ein Budget aufzustellen, wieviel Geld du für welchen Zweck ausgeben willst. Wenn du das Budget festgelegt hast, halte dich auch daran. Das ist zwar keine besonders neue od gar revolutionäre Idee, aber offensichtlich setzen nur wenige Leute sie in die Praxis um, sonst würden nicht so viele Käufe auf Kredit getätigt werden. Wenn die Steuern von deinem Monatseinkommen nicht vorab einbehalten werden, dann teile deine Einkünfte – jeden 1000er, den du verdienst – folgendermassen ein:



 10% jedes verdienten Franken festlegen

 Für Selbständigerwerbende: 20-40% beiseite legen für voraussichtliche Steuern und Sozialabgaben

 Ca. 5% des Einkommens für wohltätige Zwecke zu spenden, wenn man will

 5% auf ein Konto für Weihnachten, Ostern od sonstige Feiertage

 5% Ferienkonto



Das bedeutet, dass du nach diesem Modell sofort 45-65% deines Einkommens für Ruhestand, Steuern, wohltätige Zwecke, Festtage und Urlaubsreisen beiseite legst. Den Rest (35-55%) deines Einkommens kannst du für deinen monatlichen Lebensunterhalt ausgeben: für die Miete od Abzahlung deiner Wohnung, Essen, Gebrauchsgegenstände, Medikamente etc.. Der genaue Prozentsatz kann von Haushalt zu Haushalt variieren, aber das Prinzip ist immer das gleiche: Stelle ein Budget auf – lege von vornherein Geld für bestimmte Zwecke beiseite. Diese Selbstdisziplin in finanziellen Dingen wird dir viel Stress beim Bezahlen deiner Finanzamtsrechnungen und bei der Gestaltung deines Ruhestands ersparen. Sich im Umgang mit Geld Disziplin aufzuerlegen, ist zwar viel schwieriger, als einfach nur in den Tag hineinzuleben und alles auszugeben, was man hat; aber man gewinnt viel mehr Selbstvertrauen und Selbstachtung, wenn man verantwortungsvoll mit seinem Geld umgeht.



Die 2 wichtigsten Voraussetzungen für beruflichen Erfolg



 Mache deine Arbeit gut.

 Lerne, dich zu verkaufen.



Wenn du die folgenden beiden Prinzipien beachtest, wirst du in fast allen geschäftlichen Unternehmungen Erfolg haben, ob du nun in einer grossen Firma abreitest od selbständig bist:



Mach deine Arbeit gut erfordert ständiges Dazulernen, Übung, immer neue Innovationen und Verbesserungen. Betrachte deine Arbeit als eine Art Training. Glaube nie, dass du schon so gut bist, wie du sein könntest. Bemühe dich Tag für Tag, Jahr für Jahr, deine Arbeit immer besser zu beherrschen. Ganz gleich, in was für einem Beruf du arbeitest: Wenn du dich zu einem der Besten in deiner Branche entwickelst, wirst du Erfolg haben (vorausgesetzt du befolgst auch das 2.Prinzip).



Lerne dich gut zu verkaufen. In allen brachen gibt es unzählige hervorragende, begabte Leute, die keinen Erfolg haben, weil es ihnen widerstrebt, für sich selbst Reklame zu machen. Ich kenne hervorragende Musiker, deren Songs nie bekannt werden, während man tagtäglich in der Hitparade viele mittelmässige Sänger zu hören bekommt, deren Musik man getrost wieder vergessen kann – aber sie wurden eben gut promotet, und deshalb haben sie Erfolg. Das Traurige und zugleich Paradoxe dabei ist, dass diejenigen, denen ihre Kunst od ihr Handwerk am meisten am Herzen liegt – die mit Leib und Seele bei der Sache sind – verständlicherweise jede Minute ihrer Zeit dafür investieren möchten, sich immer weiter zu verbessern, aber nicht begreifen, dass es auch wichtig ist, sich gut zu verkaufen.



Frage dich einmal: „Mache ich meine Arbeit wirklich gut? Biete ich anderen Menschen einen wertvollen Dienst?“ Wenn die Antwort „NEIN“ lautet, dann halte dich lieber bescheiden im Hintergrund und bemühe dich erst einmal, deine Leistungen zu verbessern. Doch wenn du die Frage mit „JA“ beantworten kannst, rühre ruhig die Werbetrommel! Schliesslich kannst du nichts für deine Mitmenschen tun, wenn sie gar nicht wissen, dass es dich gibt.



Ob du dich nun für Werbung und Marketing interessierst und ob dir das Spass macht od nicht – im Anfangsstadium eines neuen geschäftlichen Unternehmens muss das richtige Marketing mindestens die Hälfte der Arbeitszeit, Energie und Aufmerksamkeit beanspruchen. Erst die Werbung für deine Dienstleistungen ermöglicht es dir, anderen Menschen zu helfen und auf dieser Welt einen wertvollen Dienst zu leisten, zu dem niemand anderer in der Lage ist als du.



Die Seele des Geldes



Es kann leicht passieren, dass man sich völlig in den praktischen Details des richtigen Umgangs mit Geld verliert und dabei das höhere Ziel dieses Tors aus den Augen verliert: nämlich, sich eine solide Basis für seinen spirituellen Weg zu schaffen und seine Aufmerksamkeit von Überlebensfragen zu befreien. LynneTwist, einer der Begründerinnen des Hunger-Projekts, hat das in einem Interview einmal so formuliert:



„Geld ist ein lebloses Objekt, aber wenn wir wollen, können wir ihm spirituelle Bedeutung, Stimme und Macht verleihen; und wir können ihm auch so etwas wie Seele einhauchen. Geld hat zwar keine Seele, aber wir haben eine, und schliesslich sind wir die Menschen, durch deren Hände das Geld fliesst und zu denen es spricht …. Wenn du deinen Geist von seinen Fesseln befreist, wird dadurch gleichzeitig auch das Wohlergehen deiner Seele und deines Herzens frei … und in dieser Wahrheit gehört dir die ganze Welt.“



Als ich mir vornahm, alles, was ich lernte, an andere Menschen weiterzugeben, störmten mit der Zeit immer mehr Informationen auf mich ein. Genauso wird es auch dir gehen, wenn du die Freude entdeckst, deine inneren Reichtümer mit anderen Menschen zu teilen: Es wird immer mehr spritueller Reichtum vom Himmel herabströmen und dich in seinem Licht baden. Der richtige Umgang mit Geld ist ein weiterer Lebensbereich, in dem du den Weg der Erleuchtung im Alltag gehen kannst.



Von dieser Bewusstseinsstufe aus wollen wir uns nun dem Ursprung aller Anschauungen und Überzeugungen zuwenden – dem Denken. Für manche Menschen ist das Denken ein Gefängnis, doch für dich kann es ein Schlüssel zur Freiheit sein.

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Das fünfte Tor







Bezähme deinen Geist






Du nimmst die Welt durch die trübe Fensterscheibe deiner Ansichten, Deutungen und Assoziationen wahr. Die Welt ist also nur eine Widerspiegelung deines eigenen Geistes. Sobald dein Denken sich klärt, wirst du die Realität einfach so sehen, wie sie ist. Was verrät deine Lebenserfahrung über die Filter deiner Wahrnehmung?






Von innerem Frieden und der Einfachheit der Realität






Wir sind das, was wir denken.


Alles, was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken.


Mit unserem Denken erschaffen wir die Welt.


Buddha






Landkarte:


Im Reich deiner Gedanken






In seiner Schrift „Der Staat“ beschreibt Platon Menschen, die in der Tiefe einer dunklen Höhle leben, fernab vom Tageslicht. Sie sehen nur ihre eigenen Schatten im Feuerschein an den Höhlenwänden. Diese dunklen, schattenhaften Formen sind die einzige Realität dieser Menschen, denn sie haben sich noch nie aus ihrer Höhle hinaus gewagt – sie wissen nicht einmal, dass es überhaupt ein Draussen gibt. - Einer von ihnen entkommt aus der Höhle und tritt ans Sonnenlicht der wirklichen Welt. Nachdem er das Licht gesehen hat, kehrt er in die Höhle zurück und versucht ohne grossen Erfolg, den anderen Menschen, die immer noch in der Finsternis gefangen sind, von der realen Welt da draussen zu erzählen. Seine Worte sind den anderen völlig unverständlich; nur einige wenige abenteuerlustige Seelen wagen sich gemeinsam mit ihm hinauf ins Unbekannte: in eine hellere, strahlende Realität.






Wir alle leben in der Höhle unserer getrübten, verzerrten Wahrnehmungen und sehen in Wirklichkeit gar nicht die Welt, sondern nur unser eigenes Denken. Dieses Kapitel will dir zeigen, wie du über das Schattenspiel deiner Gedanken hinauswachsen und die Realität so erfassen kannst, wie sie ist.






Sie ist nämlich ganz anders, als du denkst.






Ein neuer Denkansatz






Nun, da du die Spitze vom Eisberg deines Denkens gesehen hast, bist du darauf vorbereitet, hinter die Kulissen zu schauen, ins Innere deines Geistes vorzudringen – und seinen allgegenwärtigen Einfluss auf sämtliche Aspekte deiner Lebenserfahrung zu erkennen. Wenn deine Gedanken ein trüber Fluss sind, der an dir vorbeiströmt, legt dieses Tor Trittsteine vor dir aus, mit deren Hilfe du ans andere Ufer gelangen kannst: an einen Ort des Humors und inneren Friedens, wo die Realität etwas ganz Einfaches ist.






Dieses Tor wird dir Zeigen, wie du deinen Geist bezähmen kannst – nicht indem du ihn unterjochst, unter Kontrolle od zum Schweigen zu bringen versuchst (du wirst bald einsehen, dass das zwecklos ist), sondern indem du Frieden mit ihm schliesst.






Zunächst einmal wollen wir die verborgene Anatomie deines Geistes erforschen. Dabei möchte ich zum Teil ganz neue, intuitive Erkenntnisse vorstellen, von denen ich glaube, dass sie eines Tages durch wissenschaftliche Forschungen untermauert sein werden. Als nächstes werden wir uns mit verschiedenen anderen wichtigen Themen beschäftigen:






 Den Filtern deines Geistes – und wie sie unsere Wahrnehmungen, unsere Kommunikation und unsere Beziehung zu anderen Menschen beeinflussen;


 Dem Wesen deines Denkens (und dem illusorischen Wunsch, unsere Gedanken zum Schweigen zu bringen);


 Der Antwort auf die Frage, warum kein Mensch seine Gedanken unter Kontrolle hat;


 Einer ganz neuen Methode, um zu innerem Frieden zu gelangen;


 Einer neuen Sichtweise der Meditation;


 Der Aufmerksamkeitslenkung als realistische Methode, um seinen Geist zu bezähmen


 Mit der Rückkehr zur Einfachheit dadurch, dass wir lernen, im jetzigen Augenblick zu leben






Test: Eine einfache Selbsteinschätzung






Genau wie bei den anderen Toren steht auch hier eine intensive Selbsterforschung und Selbsteinschätzung am Anfang. Das ist die Vorbereitung, die du brauchst, um das Terrain deines eigenen Denkens zu erforschen. Mit Hilfe dieser Einschätzung kannst du die Information in diesem Kapitel auf dein persönliches Leben anwenden. Wenn du einen Löwen zähmen willst, solltest du schon einiges über Löwen wissen. Das gleiche gilt auch für deinen Geist. Also denke einmal über folgende Fragen nach:






1. Wie würdest du deinen eigenen Geist beschreiben? Ist er ruhig od ständig mit irgendetwas beschäftigt?


2. Glaubst du, die Realität so zu sehen, wie sie ist?


3. Was tust du, wenn dir beunruhigende Gedanken durch den Kopf gehen – zB Sorgen, Ängste od Schuldgefühle?


4. Glaubst du, dass dein Leben besser funktionieren würde, wenn du dein Denken besser unter Kontrolle hättest?


5. Hast du schon einmal versucht, deine Gedanken zum Schweigen zu bringen? Wenn ja – was ist dann passiert?


6. Bemühst du dich, positiv zu denken? Und ist dir das schon einmal über einen längeren Zeitraum hinweg gelungen?


7. Sind Menschen deiner Meinung nach für die kleinlichen, eifersüchtigen, negative od vielleicht sogar sadistischen Gedanken verantwortlich, die ihnen durch den Kopf gehen?


8. Würdest du gern ein einfacheres Leben führen? Was könnte das mit deinem Denken zu tun haben?






Die Anatomie des Geistes






Zunächst einmal ein paar erklärende Worte zum Thema Gedanken, weil ich diesen Begriff häufig benutze.






Gedanken sind die subjektiven Bilder, Laute und Worte – und die Ansichten, Assoziationen, Deutungen und Sinngebungen –, die uns durch den Kopf gehen od unsere Aufmerksamkeit fesseln. Unser Geist ist ein Ozean des Bewusstseins, durch den unsere Gedanken strömen – manchmal wie Treibgut, manchmal auch wie Segelschiffe od Schnellboote.






Wir können ganz bewusst an etwas Bestimmtes denken, zB, wenn wir eine Rede einüben, uns an eine Einkaufsliste erinnern od ein Rätsel od eine Mathematikaufgabe lösen. Solches bewusstes Denken ist eindeutig eine ganz besondere, wertvolle Fähigkeit des menschlichen Geistes – als kein Problem, sondern ein Vorteil.






Die Gedanken, die wir überwinden sollten – der Geist, den wir bändigen müssen – sind jene zufällig auftauchenden, boshaften Kobolde, die unser klares Denken, die innere Ruhe einer klaren Wahrnehmung und va unsere Beziehung zu uns selbst, anderen Menschen und dem täglichen Leben beeinträchtigen. Das ist der unstete Geist, der sich wie ein wilder Affe von Ast zu Ast schwingt. Ihn müssen wir bezähmen (siehe Egoverschwöhrung).






Selbst jetzt in dem Augenblick, wo du dieses Kapitel liest, werden die Grenzen unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse über das menschliche Gehirn ständig durch immer neue Forschungsarbeiten erweitert. Doch nur wenige Menschen haben Einblick in die Anatomie ihres eigenen Geistes, seine Struktur und Funktionsweise. Um diesen Erkenntnisprozess in Gang zu setzen, möchte ich an dieser Stelle ein spekulatives Modell unserer rechten und linken Gehirnhälfte vorstellen. Zwar stehen die beiden Gehirnhälften in enger Wechselbeziehung zueinander und bilden ein zusammenhängendes Ganzes, trotzdem hat jede Hälfte andere Aufgaben und Funktionen.






Linke Gehirnhälfte:






Deine linke Gehirnhälfte arbeitet eher






 Linear


 Logisch


 Rational


 Strukturiert


 Mathematisch






Sie denkt vernunftbetont, orientiert sich an abstrakten Begriffen, zieht logische Schlussfolgerungen, verarbeitet Informationen und wägt sie gegeneinander ab, klassifiziert Wertvorstellungen, vergleicht und analysiert, um schliesslich zu einer Entscheidung zu kommen.






Rechte Gehirnhälfte:






Die Arbeitsweise der rechten Gehirnhälfte ist primitiver, kindlicher, beeinflussbarer; diese Hirnhemisphäre arbeitet symbolisch, visuell (auf sinnlicher Wahrnehmung basierend), räumlich und ganzheitlich. Sie verarbeitet Informationen unmittelbar mit Hilfe ihres Instinkts und ihrer Intuition und nicht durch logisches Denken.






Das alles ist schon lange bekannt. Doch es gibt auch noch etwas anderes, was noch nicht allgemein akzeptiert ist, was ich aber trotzdem für wahr halte:






 Deine linke Gehirnhälfte ist das Zentrum deines ICHs od deines bewussten Geistes – der Sitz deiner persönlichen Identität und deines Intellekts. Diese Gehirnhälfte lernt – das heisst, sie nimmt Informationen, Daten, Anschauungen und Wertvorstellungen auf und verarbeitet sie. Zu diesem Material hast du jederzeit Zugang


 Deine rechte Gehirnhälfte ist Zentrum deines Unterbewusstseins (in einer Weise, die wir bis jetzt noch nicht ganz verstehen) – der Sitz deiner unterschwelligen Anschauungen, Informationen, Wertvorstellungen und Assoziationen. Zu diesen Gedächtnisinhalten kannst du dir nicht ohne weiteres willentlich Zugang verschaffen.






Später wirst du noch mehr über die Rolle erfahren, die deine beiden Gehirnhälften für deine Intuition und deine Sexualität spielen. Doch an diesem Tor wollen wir uns auf die Frage konzentrieren, was für einen Einfluss dein Bewusstsein und dein Unterbewusstsein auf die Qualität und Klarheit deines Lebens haben.






Vorläufig genügt es, dir darüber klar zu werden, dass dein Gehirn und dein ganzer Körper am besten funktionieren, wenn beide Gehirnhälften zusammenarbeiten und ein Ganzes bilden, das grösser ist als die Summer seiner Teile. Dadurch wird nicht nur dein logischer Verstand geschärft, sondern auch das Potential deiner kreativen Fähigkeiten erweitert.






Bringe Licht ins Dunkel deines Unterbewusstseins






Ein wichtiger Aspekt von Bewusstseinserweiterung und Heilung, harmonischer Ausgewogenheit und Ganzheit ist die Bewusstmachung des Unbewussten. Zum Unterbewusstsein gehören Überzeugungen, Gedanken und Erinnerungen.






Unser Unterbewusstsein ist jener Teil unseres Geistes, den wir normalerweise nicht wahrnehmen und zu dem wir auch keinen Zugang haben – das geheimnisvolle Reich des Tiefschlafs und der Stille. Unser Unbewusstsein ist für uns so rätselhaft, dass wir nicht einmal wissen, ob es überhaupt existiert.






Die Inhalte unseres Unterbewusstseins hingegen sind uns zwar normalerweise auch nicht bewusst, aber zu ihnen können wir uns Zugang verschaffen. Das sind zB Träume, Intuition, Ansichten und innere Bilder. In gewisser Weise ist unser Unterbewusstsein der Teil unseres Geistes, den wir noch nie einer kritischen Prüfung od Untersuchung unterzogen haben.






In diesem Kapitel wollen wir das Licht deines Bewusstseins wie bei einer Meditation in neue, noch unerforschte Bereiche hineinfliessen lassen, das Dunkel erhellen und Schatten in dreidimensionale Realität verwandeln.






Du weißt inzwischen schon, dass dein Unterbewusstsein gleichzeitig die instinktive Weisheit deines Körpers ist und über die Ausschüttung von Hormonen autonome (unwillkürliche) Abläufe wie deine Immunreaktion und deine Energiereserven steuern. Du kennst auch bereits einige kindliche Eigenschaften deines Unterbewusstseins und weißt, welche Bedeutung sie für deine Motivation und Willenskraft haben. (Mit dem Begriff „inneres Kind“ ist im Grunde nichts anderes gemeint, als dieses Unterbewusstsein. Siehe die 12 Erkenntnisse, DanMillman, Kapitel2, Das Unterbewusstsein ist wie ein Kind). Du musst dich mit dem Unterbewusstsein vertraut machen, denn es ist der Strom deiner unsteten, „zufälligen“ Gedanken – derselbe Bereich, zu dem wir auch in unseren Träumen und bei der Meditation Zugang bekommen.






Gedanken entstehen von selbst und bilden einen unterschwelligen Fluss in deinem Gehirn. Manchmal erregen sie deine bewusste Aufmerksamkeit (dann fällt dir auf, dass du gerade an etwas Bestimmtes denkst), doch meistens ziehen sie unbemerkt vorüber wie ein unterbewusster Strom. Diese Gedanken manifestieren sich als ganz leises, kaum hörbares Flüstern, das sich dann zu deinen Stimmungen, Emotionen, Wünschen und Impulsen verdichtet. Wenn du sie nicht bemerkst, beeinflussen sie dein Verhalten wie hypnotische Suggestion. Wenn du sie dagegen bewusst als Gedanken wahrnimmst und beobachtest (wie bei der Meditation), findet ein Heilungsprozess statt. Denn dann wirst du deiner Gedanken – deiner Ängste, Überzeugungen und Assoziationen – gewahr und betrachtest sie im Licht deines Bewusstseins. Dadurch verlieren sie ihre Macht, deine Realität zu verzerren, deine Stimmungen zu beherrschen od dich einzuengen.






Die Filter deines Denkens






Ein altes spirituelles Sprichwort besagt, dass das Denken der Mörder der Realität ist. Was bedeutet, das und was für eine Rolle könnte diese Erkenntnis für dein leben spielen? Schau dich einmal in deiner Umgebung um: Was siehst du? Lausche auf die Geräusche in deiner Umgebung: Was hörst du?






Du nimmst die Welt durch 5 Sinneskanäle wahr:






 Visuell (mit den Augen)


 Auditiv (mit dem Gehör)


 Taktil (durch deinen Tastsinn)


 Olfaktorisch (durch den Geruchssinn)


 Gustatorisch (mit dem Geschmackssinn).






Aber du nimmst diese Sinneseindrücke nicht direkt od objektiv wahr – dh., nicht so, wie sie wirklich sind. Sie durchlaufen vielmehr verschiedene Filter und werden dabei von deinen Deutungen, Erwartungen, Vermutungen, Überzeugungen, Assoziationen, Ängsten, Wünschen und Meinungen gefärbt und oft auch verzerrt. Ausserdem nimmst du alle Dinge durch den Filter deines kulturellen Hintergrundes, deiner Religion, deiner Ausbildung, deines Berufes, deiner Rasse und deines Geschlechts wahr. All diese Filter sind im Laufe der Jahre durch deine individuelle Lebenserfahrung entstanden.






Das bedeutet: Du siehst und hörst od schmeckst nicht einfach, sondern du siehst etwas Langweiliges od Trauriges od Interessantes; du hörst eine wunderbare od enttäuschende Musik; du schmeckst köstliches Essen od farblose Kost, die dich an Grossmutters Küche erinnert. Auf diese Weise wird die Realität zu deiner Realität; an die Stelle dessen, was ist, tritt das, wofür du es hältst. Die Realität ist nicht so, wie du meinst; das ist einer der wichtigsten Grundsätze, an den du immer denken solltest, wenn du Meisterschaft über dein Denken erlangen willst.






Wenn du bei einem Stadtbummel zufällig Hunger hast, werden dir unterwegs hauptsächlich Restaurants und Imbissbuden auffallen. Wenn du Geld brauchst, siehst du überall Banken.






Wenn du ein Gauner bist, wirst du überall Geldbeutel sehen, die dich zum Diebstahl verführen.


„Wenn ein Taschendieb in einer Menge von lauter Heiligen steht, sieht er nichts anderes als ihre Taschen.“


RamDass






Da wir alle mit unterschiedlichen Filtern ausgestattet sind, nehmen wir die Welt auch alle ein bisschen anders wahr. Wir sehen zwar dieselben Gegenstände, aber sie haben für jeden von uns eine andere Bedeutung.






„2 Männer schauten durch das Gefängnisgitter auf die Welt da draussen;


der eine sah nur Dreck und Schlamm,


der andere die Sterne“.


Unbekannter Dichter schrieb das an die Wand im Gefängnis






Unsere vorgefassten Meinungen von der Realität






Wir sehen die Realität nicht so, wie sie ist, sondern eher so, wie wir sind: durch den Filter unserer persönlichen Erfahrungswelt. Stelle dir einmal 2 Menschen vor, die Achterbahn fahren: Der eine schreit vor Begeisterung, der andere vor Schreck. Der eine freut sich darauf, dass bei der nächsten Kurve der Nervenkitzel noch grösser wird; der andere fürchtet, dass der Wagen aus den Schienen fliegen könnte. Wie wir das Leben erfahren, hängt von unserer Erwartungshaltung ab – ob wir es gewöhnt sind, mit Vergnügungen od mit Gefahren zu rechnen.






Unsere Erwartungen prägen unsere Wahrnehmung. Wenn du durch ein Viertel gehst, das als gefährlich gilt, witterst du hinter jeder muskulösen männlichen Gestalt einen Räuber.






Ich erinnere mich noch an eine Meldung im TV, die mir dieses Phänomen ganz besonders deutlich machte. Auf dem Bildschirm war das Foto eines Schwarzen mit ernstem Gesicht zu sehen. Stelle dir einmal diese finstere Miene vor und lies dazu folgende Beschreibung:


„AndrewCoombs: Mit 14 Jahren Sachbeschädigung und Bagatelldiebstahl. Mit 16 schwere Körperverletzung. Mit 17 Autodiebstahl, mit 20 bewaffneter Raubüberfall; mit 24 Jahren wegen Mordes von der Polizei gesucht. Gefasst von Polizeichef Bob Jones, den Sie hier auf dem Foto sehen.“


Der letzte Satz wirft all unsere vorgefassten Meinungen um.






Je stärker deine Wahrnehmung durch einen Filter von Assoziationen od Überzeugungen verzerrt sind, umso mehr Missverständnisse erlebst du. Die einfache Realität, die sich im jetzigen Augenblick entfaltet, wird durch deine individuellen Sinngebungen, Probleme, seelischen Verletzungen und Deutungen und deine verworrene Weltsicht getrübt.






Andere Augen sehen eine andere Welt






Wenn du das Leben nur ein einziges Mal durch die Augen eines anderen Menschen sehen könntest, käme sie dir vielleicht so grundlegend anders vor, dass du glauben würdest, an Wahnvorstellungen zu leiden. Zwar wäre ein Stuhl immer noch ein Stuhl und ein Auto immer noch ein Auto; aber du hättest vielleicht so völlig andere Gedanken, Gefühle und Assoziationen zu diesen Gegenständen, dass du sie ganz neu wahrnehmen und erleben würdest.






Selbst wenn wir dieselbe Sprache sprechen, haben wir dabei doch unterschiedliche Wahrnehmungsfilter, und darauf ist ein grosser Teil unserer Kommunikationsprobleme zurückzuführen. Dieselben Worte können nämlich für verschiedene Menschen ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Mache einmal folgendes einfaches Experiment:






Übung:






Stelle dir ein Pferd vor. Ist es ein Hegst od eine Stute? Ist es ganz weiss, od hat es eine Zeichnung? Wo? Wie gross ist es? Wie alt ist es etwa? Welche besonderen Merkmale hat es noch? Und jetzt lege dieses Buch für ein paar Minuten beiseite und bitte einen anderen Menschen in deiner Nähe, sich ein Pferd vorzustellen und es dir zu beschreiben. Höchstwahrscheinlich wird dieses Pferd ganz anders aussehen als das jenige, das du dir vorgestellt hast. Mehr noch, ihr beide werdet auch ganz andere Gefühle und Assoziationen mit Pferden verbinden






Da wir Menschen in so verschiedenen Welten leben, wundert es mich, dass wir einander überhaupt verstehen.






Wahrnehmungsfilter und zwischenmenschliche Kommunikation






Unterschiedliche Wahrnehmungsfilter können zu Kommunikationsproblemen in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen führen. Hierzu ein Beispiel: Rebas 14 jähriger Sohn, Alex, kommt von der Schule nach Hause und geht sofort an den Kühlschrank, um dem Gott des Essens zu huldigen. Dann lümmelt er sich aufs Sofa und greift nach der Fernbedienung des TVs, um einfach ein paar Minuten lang gedankenlos in die Röhre zu starren. Da kommt Reba ins Wohnzimmer. Sie sieht Alex, und sofort fällt ihr ein, dass er in paar Tagen eine wichtige Klassenarbeit schreiben muss. Reba weiss, dass Alex ein guter Schüler ist und all seine schulischen Aufgaben fleissig und gewissenhaft erledigt. Ausserdem ist sie in Gedanken mit einem eigenen Projekt beschäftigt. Trotzdem möchte sie ihrem Sohn zeigen, dass sie sich für sein Leben und sein Vorwärtskommen in der Schule interessiert. „Hallo, Alex“, ruft sie ihm deshalb zu, ehe sie wieder ins Büro geht. „Wie kommst du mit deiner Vorbereitung auf die Geschichtsarbeit am Freitag voran?“






Alex geht sofort in die Defensive. „Lass mich in Ruhe, Mama“, sagt er. „Ich geh ja gleich an meine Hausaufgaben!“ Eigentlich wollte Reba Alex nur ihr Interesse an seinen schulischen Aktivitäten zeigen. Doch als fragte: „Wie kommst du mit deiner Vorbereitung voran?“ deutete Alex diese Worte durch seinen eigenen Wahrnehmungsfilter und hörte etwas ganz anderes heraus: „Was lümmelst du hier auf der Couch rum und schaust dir so eine blöde Sendung an, statt deine Hausaufgaben zu machen?“






Sobald du begreifst, wie dein Denken funktioniert od zumindest die Filter deiner Wahrnehmung zu durchschauen beginnst, wirst du nicht mehr an die Illusion glauben, dass du die wirkliche Welt wahrnimmst. Du wirst wissen, dass du dir alle deine Bedeutungen, Interpretationen und Assoziationen selbst erschaffst.






Es erfordert schon ein bisschen Übung, sich von solchen subjektiven Wahrnehmungsfiltern zu lösen. Die folgenden beiden Übungen sollten dir einen Eindruck davon vermitteln, wie es ist, wenn man objektiv zuhört, beobachtet und spricht – ohne jede subjektive Interpretation.






Objektives Zuhören






„Hast du überhaupt gehört, was ich gesagt habe?“ – Wir alle kennen diesen Satz, denn nur wenige Leute hören ihren Mitmenschen aufmerksam zu. Deshalb reagieren wir auch nicht auf das, was tatsächlich gesagt wurde, sondern eher darauf, was wir durch unsere eigenen Filter gehört haben.






Die erste Liebespflicht ist das Zuhören


PaulTillich










Übung:






Du kannst dich im objektiven Zuhören üben, indem du jemanden bittest, dir etwas von sich und seinem Leben zu erzählen und dann genau darauf achtest, was dieser Mensch sagt. Wiederhole seine Worte innerlich, während du sie hörst. Wenn du dich so darauf konzentrierst, was deine Mitmenschen tatsächlich sagen, wirst du besser verstehen, was sie meinen – und nicht das, was du meinst.






Objektives Sehen und Sprechen






Übung:






Diese Übung ist nicht nur ziemlich schwierig, sondern gleichzeitig auch sehr aufschlussreich. Um möglichst grossen Nutzen daraus zu ziehen, solltest du sie zuerst mit einem Partner und anschliessend alleine machen.






Setze dich deinem Partner gegenüber und betrachte sein Gesicht ganz genau. Dann beschreibe, was du wahrnimmst – und zwar ohne alle Deutungen und Werturteile. Zähle einfach alles auf, was du siehst – Formen, Farben, Farbnuancen, Oberflächenstrukturen und Linien – statt zu beschreiben, wie es dir vorkommt. Vermeide subjektive Werturteile wie „hübsch, attraktiv, hässlich, merkwürdig od interessant“. Frage deinen Partner hinterher, wie objektiv deine Darstellung war und bitte ihn, dich auf die gleiche Art und Weise zu beschreiben.






Als nächstes stelle dich allein vor einen Spiegel, betrachte dein Gesicht genau und beschreibe es ebenfalls ganz objektiv. Sprich laut vor dich hin. Achte darauf, ob du auch wirklich nur das beschreibst, was du siehst od deine Wahrnehmungen interpretierst. Diese Übung wird dir klarmachen, was objektive Beobachtung ist. Ausserdem ist sie eine hervorragende Chance, dich selbst einmal ganz klar und deutlich zu sehen.






Objektives Zuhören reduziert den Einfluss der Deutungen und Assoziationen, mit denen du diene Wahrnehmungen normalerweise umgibst, und bringt dich in engeren Kontakt mit der Realität und mit anderen Menschen. Dadurch trägt es gleichzeitig dazu bei, deinen Geist zu bezähmen. Diese Augenblicke der Aufmerksamkeit bringen dich deinem Ziel – der Erleuchtung im Alltag – näher.






2 Arten von Anschauungen






Kennst du die Geschichte von dem indianischen Krieger, der seinen kleinen Sohn nach der Farbe eines in der Nähe stehenden Ponys fragte? „Es ist weiss mit braunen Flecken – auf dieser Seite“, antwortete der Sohn. Das ist ein Wissen, das auf unmittelbarer Erfahrung beruht. Der kleine Junge beschreibt nur die Seite des Pferdes, die er sehen konnte.






Viele Menschen glauben, dass ihre Handlungen und Entscheidungen auf Wissen und direkter Erfahrung basieren. Doch in Wirklichkeit lassen wir uns von unzähligen Vermutungen und Überzeugungen leiten und nicht von unserer unmittelbaren Erfahrung.






Unbewusste Anschauungen sind diejenigen, die wir für Realität od Wahrheit halten. In solchen Fällen sagen wir nicht: „Ich glaube, dass das so ist“, sondern „Das ist so.“ Auf solchen unbewussten Überzeugungen basieren alle Arten von Fundamentalismus: Menschen, die wirklich an etwas glauben, verteidigen ihre Ideen und Überzeugungen fanatisch als die absolute Wahrheit – sie halten ihre Ansichten für das Wort Gottes. Solchen Fundamentalismus gibt es nicht nur im religiösen Bereich, sondern auf allen Gebieten, an allen Orten und zu allen Zeiten – überall, wo Menschen überzeugt davon sind, dass ihre Methode, ihre Ideen, ihre Denk- und Lebensweise das einzig Wahre sind.






Willst du frei sein, oder lieber Recht haben






Sobald wir uns unserer Überzeugungen bewusst werden – sobald wir erkennen, dass es sich um unsere Wahrheit und nicht um die Wahrheit schlechthin handelt – schwingt unser Bewusstsein sich schlagartig auf eine höhere Ebene empor. Das ist der erste Schritt zu der Erkenntnis, dass Gedanken etwas Illusorisches sind. Genau wie der Stoff, aus dem die Träume sind, entspringen sie auf geheimnisvolle Art und Weise aus unserer Psyche, ebenso natürlich wie die Wellen an der Meeresoberfläche. Unsere Gedanken an sich sind kein Problem; nur wenn an sie glauben, wenn wir sie für Realität halten, bekommen wir Schwierigkeiten.










Du musst nicht unbedingt leiden






Deine Aufmerksamkeit weilt entweder in der objektiven Welt dessen, was gerade geschieht, od in der subjektiven Welt deiner Gedanken und Interpretationen hinsichtlich dessen, was gerade geschieht. Und nur eine dieser beiden Welten ist real.






Physischer Schmerz zB ist ein objektives Resultat der Aktivitäten deines Nervensystems. Geistiger und emotionaler Schmerz dagegen sind deine eigenen subjektiven Schöpfungen, sie beruhen auf deinen individuellen Deutungen und Interpretationen. Das Leben hat keinen zusammenhängenden Sinn; du projizierst lediglich deine eigenen Sinngebungen auf das Leben. Was gut und was schlecht ist, hängt von deinem jeweiligen Standpunkt ab.


Der Sohn eines chinesischen Bauern bricht sich ein Bein – das ist schlecht. Wegen seines gebrochenen Beines kann er nicht zum Kriegsdienst eingezogen werden – das ist gut. Ein und dieselbe Tatsache – nämlich der Beinbruch – ist in dieser Begebenheit zuerst etwas Schlechtes und dann etwas Gutes.






Leid und Schmerz






Schmerz ist ein ziemlich objektives, physisches Phänomen; Leid hingegen ist unser physischer Widerstand gegen das, was uns widerfährt. Bestimmte Ereignisse können uns physischen Schmerz zufügen, aber diese Ereignisse allein können noch kein Leid verursachen. Das Leid entsteht erst durch unseren Widerstand. Wenn dein Geist sich gegen das wehrt, was ist, empfindest du dies als Stress. Wenn dein Ehe- od Lebenspartner dich verlässt, ist dieses Ereignis für euch beide vielleicht mit einem ganz unterschiedlichen Grund an Stress und Leiden verbunden – je nachdem, welche Bedeutung ihr euerer Trennung beimesst. Wenn du si für gut hältst und denkst, dass du jetzt frei bist, leidest du weniger; wenn du sie für schlecht hältst und denkst, dass du jetzt allein bist, leidest du mehr. Das einzige Problem in deinem Leben ist der Widerstand deines Geistes gegen das Leben, das sich von Augenblick zu Augenblick vor dir entfaltet.






Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


JohnMilton






Indem du die Ereignisse akzeptierst – nicht passiv hinnimmst, sondern das Beste daraus machst – und indem du auch deine Gedanken und Gefühle akzeptierst und konstruktiv handelst, kannst du dein Leiden auf ein Minimum reduzieren, und dein Leben wird viel reibungsloser ablaufen. Diese Haltung des Akzeptierens ist Erleuchtung im Alltag. Du bezwingst deinen Geist nicht, indem du deine Welt veränderst, sondern indem du deine Reaktionen darauf veränderst.






Kehre zum Ursprung deiner Illusionen zurück und befreie deine Aufmerksamkeit






Beim Durchschreiten der 12 Tore wirst du immer wieder einem zentralen Thema begegnen:






Die Befreiung der Aufmerksamkeit.






Wir haben ja inzwischen gesehen, wie deine Aufmerksamkeit bei jedem Tor von anderen Problemen gefangen genommen od beansprucht werden kann. Doch die raffinierteste und heimtückischste Aufmerksamkeitsfalle ist dein Denken selbst.






Stelle dir ein TV Gerät vor, das im Hintergrund deines Gehirns den ganzen Tag über läuft. Die Lautstärke wird mal stärker, dann wieder leiser, während deine Aufmerksamkeit sich von einem Programm zum anderen durch die inneren Dramen deines Lebens schaltet. Manchmal konzentrierst du dich darauf, was in der Welt um dich herum vorgeht – auf deine täglichen Aufgaben und Aktivitäten – doch meistens ist deine Aufmerksamkeit von dieser inneren Fernsehwelt gefesselt.






Wenn in deiner äusseren Welt etwas geschieht, was deine volle und ganze Aufmerksamkeit erfordert, lenkt dich das vorübergehend von deinem inneren TV Programm ab. In solchen Augenblicken hast du das Gefühl, 100%ig und ganz intensiv zu leben. Und doch hast du in Wirklichkeit jederzeit die Möglichkeit, deinen Geist zu bändigen und deine Aufmerksamkeit von deinen inneren Programmen und Dialogen zu befreien, indem du einfach aufblickst und die Schönheit der wirklichen Welt bewusster wahrnimmst.






Viele von uns fahren minuten-, stunden- oder jahrelang die Landstrassen des Lebens entlang, in Gedanken, Tagträumen, Sorgen und inneren Fragen versunken, in einem Zustand der Halbwachheit – bis wir merken, dass wir unsere Ausfahrt verpasst haben und dass uns auch der grösste Teil der Landschaft unterwegs entgangen ist. Die Party ist zwar ständig in vollem Gang, aber irgendwie sind wir nie richtig dabei. Doch sobald wir unser subjektives Denken als Quelle der Illusion entlarven, kommen wir zur Besinnung. Und statt unsere Reise durchs Leben zu verschlafen od die Fernsteuerung einzuschalten wachen wir endlich auf und werden richtig lebendig.






Das unaufhörliche Plärren der Gedanken






Die meisten Menschen sehen die Welt durch die Linse ihres Geistes, doch ihren Geist selbst nehmen sie nicht wahr. Die Gedanken und Eindrücke, die in uns aufsteigen, werden zu unseren Gedanken und Eindrücken – unseren Wahrheiten. Wir glauben an unsere eigenen Ansichten und Interpretationen, so wie ein kleines Kind einen Film für Realität hält. Doch irgendwann werden wir wach genug, um zu ahnen, dass die Filter unseres Denkens die Ursache all unserer Probleme sein können.






Sobald das geschieht, bekommen wir Interesse daran, unseren Geist auf einen bestimmten Punkt zu richten, unser Denken zu korrigieren oder unsere Gedanken völlig zum Schweigen zu bringen. Je tieferen Einblick wir in das Wesen unseres Geistes gewinnen, umso klarer erkennen wir, dass unser Denken ständig im Hintergrund plärrt wie ein Radio und dass seine Melodien hauptsächlich aus unseren Sorgen, Selbstvorwürfen und Ängsten bestehen. Dann beginnen wir, nach positiven Gedanken und innerer Ruhe zu streben und interessieren uns zum ersten Mal in unserem Leben für Meditation.






Eine neue Sichtweise der Meditation






Viele angesehene spirituelle Lehrer bieten Meditationstechniken an, bei denen es darum geht, inneren Frieden zu erlangen und die Gedanken zum Schweigen zu bringen.






Das Problem ist nur: Sie funktionieren alle nicht. Tatsächlich scheinen uns nur noch mehr Gedanken durch den Kopf zu schwirren, wenn wir diese Methoden anwenden. Trotz all unserer Bemühungen, Techniken od Strategien steigen doch immer wieder neue Gedanken in uns auf. Aber man kann seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenken, sodass man dieses Gedanken nicht mehr bemerkt – genauso, wie man sich vielleicht auf ein gutes Buch konzentriert, um das Gerede der Leute um sich herum nicht zu hören.






Trotzdem bietet die Meditation etliche Vorteile:






 Einen Zustand tiefer Ruhe und Entspannung und mehr Fitness für unser Nervenkostüm


 Augenblicke der Stille, die einen guten Ausgleich für ein Leben voller Aktivität darstellen


 Innere Loslösung (die Bezähmung des Geistes)


 Einblick in das Wesen des subjektiven Denkens






Meditation ist jedoch:






 Keine besondere od erleuchtete spirituelle Praktik


 Kein erhabener, von unserem täglichen Leben getrennter Seinszustand


 Keine ausschliesslich dem östlichen Kulturkreis vorbehaltene, esoterische, mystische od religiöse Übung






Meditation ist eine ganz normale, gewöhnliche Praktik, die aber dennoch unendlich viele Herausforderungen für dich bereithält. Sie erfordert Wachsamkeit und die feste Entschlossenheit, alles, was jetzt in diesem Augenblick geschieht, 100%ig bewusst wahrzunehmen. Meditation an sich ist nichts mehr od weniger Spirituelles, als wenn man aufmerksam darauf achtet, wie man geht, isst, atmet, Sport treibt, Geschlechtsverkehr ausübt od sich die Schuhe zubindet.


Im Gegenteil: Das Wesen der Meditation – und der Erleuchtung – besteht in der Aufmerksamkeit. Das einzige, was die Zeit der Meditation ein wenig aus unserem Alltagsleben heraushebt, ist die Tatsache, dass wir uns in unserem täglichen Leben selten 100%ig auf etwas konzentrieren, während das bei der Meditation unser einziges Ziel ist. Wenn du dich ganz auf irgendetwas (od auf gar nichts) konzentrierst, wird diese Konzentration automatisch zur spirituellen Übung.






Ebenso wie jedes physische Training ist Meditation nur ein Mittel zum Zweck. Vielleicht tut es dir gut, das Meditieren zu einem festen Bestandteil deines täglichen Fitnessprogramms zu machen. Nach einem Training od nach der Dusche auch nur eine Minute lang still dazusitzen, kann schon etwas bewirken. Mit dem Meditieren ist es genau wie mit der körperlichen Betätigung: Ein kleines bisschen ist besser als gar nichts. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich durch regelmässige Meditation vieles erreichen lässt: Man kann seinen Blutdruck senken und stabilisieren, Ängste und Anspannung lindern, seine Kreativität steigern, seinen Bluthochdruck- und Herzinfarktrisiko senken und Suchtverhalten reduzieren.






Wie man meditiert






Die Vorgehensweise ist von Tradition zu Tradition unterschiedlich, doch im Allgemeinen meditiert man folgendermassen:






 Setzte dich bequem hin


 Die Wirbelsäule gerade, die Schultern sind locker und entspannt, dein Körper befindet sich in einem stabilen Gleichgewicht (Man stelle sich eine rote Schnur vor die vom Steiss zum Erdmittelpunkt und vom Kopf zum Himmel zieht)


o (Es werden ziemlich unterschiedliche Körperhaltungen empfohlen: verschiedene Positionen mit gekreuzten Beinen, Sitzen auf den Knien, Sitzen auf einem Stuhl od Liegen)


 Deine Augen sind geschlossen od halb offen; probiere mal aus, was für dich am besten ist.


 Die Zunge liegt am Gaumen an


 Entspanne dich, und atme aus dem Bauch heraus


 Wähle irgendein Objekt, auf das du dich konzentrieren möchtest


o Das kann ein Mantra od ein Sprechgesang (Sutra) sein, du kannst dich aber auch auf deine Atemzüge konzentrieren od sie zählen od deine Aufmerksamkeit auf innere od äussere Bilder od innere od äussere Klänge konzentrieren


o Es gibt auch eine Meditationspraxis der nach innen gerichteten Aufmerksamkeit, bei der du dich auf alle Gefühle, Wahrnehmungen, Bilder od Gedanken konzentrierst, die spontan in deinem Bewusstseinsfeld aufsteigen


 Wie lange man meditieren soll, an dieser Frage scheiden sich die Geister, aber im Grunde sind alle Empfehlungen gleichermassen richtig.


 Manche spirituelle Lehrer raten, so lange zu meditieren, wie man sein Interesse daran aufrechterhalten kann


 Andere empfehlen, einen genauen Zeitraum für Meditation festzustellen od sogar eine Stoppuhr aufzustellen.


 Vielleicht möchtest du dir eine Mindestzeit (zB 10 od 20 Minuten) vornehmen oder du beginnst einfach mit 3-4 Minuten und steigerst die Dauer deiner Meditation dann ganz allmählich. Experimentiere einfach ein bisschen, wie du es bei jeder anderen Übung auch tun würdest.






Meditation zu Entspannungszwecken






Wenn du hauptsächlich meditierst, um inneren Frieden zu finden, ist es vielleicht am besten, deine Aufmerksamkeit auf ein Mantra od deine Atmung zu konzentrieren od einfach in dich hinein zu horchen. Zwar werden trotzdem weiterhin Gedanken in dir aufsteigen, doch sie werden wieder verblassen, wenn du deine Aufmerksamkeit sanft und behutsam immer wieder auf das Mantra, die Atmung, dein inneres Bild od deinen inneren Klang zurücklenkst. Dabei entspannt sich dein Körper, und du versinkst in einem Gefühl stiller Zeitlosigkeit.






Meditation um tieferer Erkenntnisse willen






Bei dieser Art von Meditation achtest du auf alles, was in deinem Bewusstsein aufsteigt. Die Meditationspraxis ist ein Weg zur Erleuchtung: Du wirst zu reinem, losgelöstem Bewusstsein, das die Gedanken, Bilder, inneren und äusseren Geräusche, Stimmen, Emotionen und physischen Wahrnehmungen, die in dir aufsteigen, ohne Werturteile od Erwartungen beobachtet – du registrierst einfach alles was kommt, und lässt es dann wieder an dir vorüberziehen.






Die vollständige Meditationspraxis ist ein 3facher Prozess:






 Aufmerksamkeit


 Erkenntnis


 Loslösung










Loslösung bedeutet, alles loszulassen, was in deinem Bewusstsein aufsteigt, statt sich daran zu klammern – alle Bilder, Klänge, Gefühle, physischen Wahrnehmungen, Erkenntnisse, Phantasien, Ängste, Freuden und Sorgen.






Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Vielleicht hast du schon einmal die Wachen am Buckingham Palace in London beobachtet – Meister der Selbstdisziplin, die regungslos dastehen und mit ernstem Gesicht vor sich hin starren, trotz der Kinder, die sich alle Mühe geben, sie abzulenken. Beim meditieren entspricht dein Bewusstsein diesen Palastwachen, und deine Gedanken sind die Kinder






Das Schöne an der Meditation um tiefere Erkenntnisse willen ist, dass du sie jederzeit praktizieren kannst – mitten im täglichen Leben, mit offenen Augen. Die Aufgabe, mit der du dich gerade beschäftigst, kann dein Meditationsobjekt sein. Darin liegt der Schlüssel zum Verständnis sämtlicher Zen-Künste: Teezeremonie, Blumenstecken, Kalligraphie, Bogenschiessen, Fechten und anderer Kampfsportarten. Sie alle sind Formen der Meditation. Eigentlich ist alles was du im täglichen Leben mit wirklicher Aufmerksamkeit tust, eine Möglichkeit, dein Denken zu bezähmen und einen Weg zur Erleuchtung im Alltag.






1 Minuten Meditation






Diese einfache Übung ist eine sehr wirkungsvolle Methode, um deine Aufmerksamkeit zu schärfen und dein inneres Gleichgewicht wieder zu finden – dein Denken im jetzigen Augenblick zu bezähmen – eine Art „Blitzmeditation“ fürs tägliche Leben. Sie geht folgendermassen:






Irgendwann im Laufe des Tages – va in Augenblicken der Hektik od in Stresssituationen


 Halte inne bei dem, was du gerade tust,


 Atme tief ein und


 Meditiere od bete eine Minute lang ganz intensiv


o Dieses Gebet kann eine inständige Bitte um Führung sein, od


o Du denkst einfach nur ganz tief aus dem Herzen heraus an den GEIST


 Das Wichtigste dabei ist, dass du Herz, Aufmerksamkeit und Gefühl miteinander verbindest (eine Technik, auf die ich beim 11.Tor noch näher eingehen werde).






Dieser Augenblick der Andacht und des reinen Gefühls, in dem alles wieder in die richtige Perspektive gerückt wird, strömt mit der gleichen reinigenden Kraft durch deinen Geist, wie eine frische Brise die abgefallen Blätter vom Gehsteig fegt. Deine innere Verfassung wird sich dadurch fast schlagartig verändern. Praktiziere diese einfache Meditationsübung mehrmals am Tag. Mit der Zeit wirst du tief greifende Resultate feststellen können.






Kann man seine Gedanken unter Kontrolle bringen?






Ist es möglich, immer nur positiv zu denken? Wenn du dir über irgendetwas Sorgen machst – hilft es dann, dir zu sagen: „Hör auf damit?“ Nein. Gedanken strömen durch deinen Geist, so wie die Wolken am Himmel entlangtreiben. Du kannst sie nicht dauerhaft kontrollieren od zum Schweigen bringen, ebenso wenig, wie du das Wetter anhalten kannst.






Mache einmal ein kleines Experiment, und zwar gleich jetzt: Klappe dieses Buch zu und richte deinen Blick die nächsten 2 Minuten lang auf den Buchumschlag. Registriere möglichst viele Details und denke an nichts anderes als an die Farbe und den Buchtitel. Halte alle anderen Gedanken von dir fern. Mache diesen Versuch jetzt sofort, noch ehe du weiterliest.






Hallo! Has du dich dazu zwingen können, 2 Minuten lang an gar nichts zu denken? Od wenigstens eine Minute lang? 20 Sekunden? Wenn du genau aufgepasst hast, wirst du wahrscheinlich festgestellt haben, dass schon nach ein paar Sekunden wieder Gedanken in dein Bewusstseinsfeld getrieben sind – vage Eindrücke, Bilder od innere Dialoge. Solche Gedanken steigen im Hexenkessel deiner Psyche ständig an die Oberfläche. Manchmal bemerkst du sie, manchmal nicht – je nachdem, ob deine Aufmerksamkeit gerade von etwas anderem gefesselt ist.






Man kann zwar bis zu einem gewissen Grad lernen, seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Dinge zu richten, doch seine Gedanken selbst kann man nicht unter Kontrolle bringen. Menschen, die Erfahrung mit Meditieren haben, können einen tiefen Zustand der Entspannung erreichen, indem sie ihre Aufmerksamkeit auf einen inneren Klang richten, und zwar aus dem einfachen Grund, weil ihre Aufmerksamkeit sich dann nicht auf ihre Gedanken konzentriert – aber die Gedanken steigen trotzdem immer weiter in ihnen auf.






Wenn im Wald deines Geistes ein Gedanke zu Boden fällt und du achtest nicht darauf


– ist er dann tatsächlich hinuntergefallen?


Ein Zen-Koan






Positives Denken – leichter gesagt als getan






Du bist durchaus in der Lage, dir unter Einsatz deiner aktiven Phantasie einen köstlichen reifen Apfel vorzustellen, statt an jemanden zu denken, auf den du wütend bist. Aber wie lange kannst du das durchhalten?






Gedanken sind wie Luftblasen, die im Meer aufsteigen – du kannst zwar mit der hohlen Hand ein paar davon unter Wasser drücken, aber letzten Endes werden sie doch an die Oberfläche kommen. Durch Übungen wie das Zählen deiner Atemzüge od das Aufsagen eines speziellen Gebets od Mantras kannst du es vorübergehend schaffen, dich nur auf eine einzige Idee zu konzentrieren und alles andere auszuschalten. Doch sobald deine Aufmerksamkeit auch nur für einen Augenblick nachlässt, steigen die Gedanken sofort wieder an die Oberfläche.






Positive Denkstrategien beruhen ebenso wie sämtliche Methoden, mit denen man angeblich seine Gedanken zum Schweigen bringen kann, eher auf blossem Wunschdenken, als auf einer realistischen Sicht der Situation. Du brauchst deine Gedanken nicht unbedingt unter Kontrolle zu haben, du musst nur dafür sorgen, dass sie keine Kontrolle mehr über dich haben. Lass deine Gedanken so sein wie sie sind – positiv oder negativ – und lebe einfach weiter. Lerne Mitgefühl mit dir selbst zu haben und schliesse Frieden mit deinem Geist. Das ist die höchste Form der Meditation.






Eine metaphysische Lösung






Es gibt auch noch eine andere, bahnbrechendere Lösung für das Problem deiner Gedanken: Lass sie einfach da sein. Schliesse Frieden mit ihnen und akzeptiere sie so, wie sie sind. Es ist nicht nötig, sie zum Schweigen zubringen od auf einen bestimmten Punkt zu richten od sonst irgendetwas mit ihnen anzustellen. Dein Denken ist wie ein bellender Hund. Du brauchst den Hund nicht abzuschaffen. Schliesslich liegt das Bellen in der Natur eines Hundes. Also konzentriere dich lieber auf das, was du gerade tust, und lass den Hund weiterbellen.






Schweifst du in Gedanken ab, dann denke an den 3 Fragen Weckruf (siehe unten):






1. Atmung: Atme ich?


2. Loslassen: Bin ich entspannt?


3. Tun: Gebe ich bei dem, was ich gerade mache, mein Bestes?






Viele Menschen haben das Bedürfnis, ihre Gedanken zum Schweigen zu bringen, weil sie sich vor ihnen fürchten. Sie haben Angst davor, was sie alles denken könnten: Angst vor negativen, furchterregenden, unangenehmen, erotischen, verbotenen od anstössigen Gedanken – Angst vor geistigen Impulsen.






Von solchen Ängsten kannst du dich befreien, indem du dir 3 Dinge klar machst:






1. Gedanken sind nur das Spiel des Lichts auf einer Kinoleinwand. Genau wie ein Film können sie dich zum Lachen od zum Weinen bringen, aber an und für sich haben sie keine Realität


2. Du kannst dich zwar ablenken und deine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richten, aber du hast keine Kontrolle über deine Gedanken.


3. (der wichtigste Punkt): Du bist für deine Gedanken nicht verantwortlich, da du sie weder kontrollieren noch verhindern kannst – so gut od schlecht sie dir auch vorkommen mögen. Wieso solltest du für Gedanken od Kometen od Sonnenflecken od irgendetwas anderes verantwortlich sein, was sich deinem Einfluss entzieht? Deine Gedanken kannst du nicht kontrollieren – nur deine Reaktion darauf (Siehe „Im Gefühlsdschungel“, von HarlichStavemann)






Die Kunst der Aufmerksamkeitslenkung






Als ich vor kurzem bei der morgendlichen Radtour, einen gewundenen Waldweg entlangradelte, dachte ich über eine Einladung zu einem Vortrag nach, die ich ablehnen wollte. – Unwillkürlich verlagerte meine Aufmerksamkeit sich von der üppigen grünen Waldlandschaft um mich herum auf meine Gedanken, meine innere Welt. So radelte ich eine halbe Meile dahin, bis mir bewusst wurde, was passiert war, und ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Umgebung richtete. Ich sah den samaragdgrünen Moosteppich unter mir und schimmernde Laub der Bäume, das sich wie ein grüner Baldachin über mir ausdehnte; dann hörte ich das Rauschen eines Baches. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht einmal den tiefblauen Himmel und Sonnenstrahlen wahrgenommen hatte, die durch die Zweige schimmerten. Mir waren einige Augenblicke aussergewöhnlicher Schönheit entgangen, aber ich hatte sie mir zurückgeholt.






„Erhöhe deine Aufmerksamkeit“!






Das ist die Meditationspraxis des täglichen Lebens: Mache die Welt zum Gegenstand deiner ungeteilten Aufmerksamkeit. Nur wenige Menschen haben die Fähigkeit entwickelt, ihre Aufmerksamkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt auf ein bestimmtes Objekt zu richten beziehungsweise dieses Gewahrsein zu halten. Wir alle leiden bis zu einem gewissen Grad an Konzentrationsstörungen. Wie können wir das ändern?






Richte deine Aufmerksamkeit auf deine Umgebung






Wir wollen noch einmal über den Vergleich unseres Geistes mit einem Fernsehgerät nachdenken, bei dem unsere Gedanken die Bilder und Geräusche sind. Aus kosmischer Sicht betrachtet, laufen die Programme sämtlicher Kanäle alle gleichzeitig nebeneinander her. Dein Gerät dagegen ist normalerweise immer nur auf einen einzigen Kanal eingeschaltet – mal ist es eine Komödie, dann wieder ein Drama, dann vielleicht eine Werbesendung. Je nachdem, inwieweit unser jeweiliges „Fernsehprogramm“ unsere Gefühle und unser Verhalten beeinflusst, sind wir alle ein bisschen verrückt.






Wir können das Programm nicht abschalten (unsere Gedanken nicht zum Schweigen bringen), doch indem wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas anderes richten, können wir in die Welt hinausgehen und dort draussen mitspielen. Sobald wir weniger auf das Fernsehen und mehr auf die Welt um uns herum achten, beginnen wir reines Bewusstsein zu erleben. Wir werden zu diesem Bewusstsein. Zwar steigen auch weiterhin Werturteile, Erwartungen, Deutungen, Assoziationen und alle möglichen anderen Gedanken in unserem Bewusstseinsfeld auf; aber wir erkennen sie nicht mehr mit der Realität, mit der Wahrheit.






Das tägliche Leben als Meditation eines friedvollen Kriegers






Ich habe meine Konzentrationsfähigkeit ziemlich weit entwickelt, weil ich schon mit 11 Jahren begann, eine Art Kriegermeditation zu erlernen. Diese Meditation praktizierte ich 9 Jahre lang mindestens 3 Stunden täglich. Meine Meditationsform hiess Turnen. Beim Turnen spielst du mit deinem Leben. Wenn du ums Reck wirbelst od über dem Trampolin durch die Luft fliegst, kann ein momentanes Nachlassen deiner Aufmerksamkeit viel schwerwiegendere Konsequenzen haben, als wenn du einfach nur ein Spiel verlierst.






Als ich eine Turnmannschaft trainierte, begriffen die anderen Trainer nicht, wie meine Studenten und ich es innerhalb von ein paar Jahren schafften, von einer der schlechtesten Mannschaften zu einem der Eliteteams der USA aufzusteigen. Einmal wurde ich bei einem Sportfest von einem Trainer gefragt, ob die Mitglieder meiner Mannschaft vor dem Wettkamps meditierten. „Nein“, erwiderte ich. „Sie meditieren während des Wettkampfs.“






Ein Schritt über die Meditation hinaus






Wenn du wirklich ganz konzentriert meditierst, gelangst du vielleicht irgendwann an einen Punkt, wo du das Wesen deines Denkens erfasst und eine gewisse innere Loslösung und Freiheit von deinen Gedanken erlebst. Von diesem Punkt an kannst du dich frei und ungehindert deinem Leben widmen. Selbst das Meditieren kann zur gedankenlosen Gewohnheit werden.






Meditation für den Alltag






Man muss nicht unbedingt sein Leben lang Meditationssitzungen in ihrer strengen, genau vorgegebenen Form abhalten. Vielleicht möchtest du als natürliches, gesundes Element einer ausgewogenen Lebensweise eine kurze Meditationsphase in den Rhythmus deines Alltagslebens einbauen. Die Praxis der Sitzmeditation ist eine gute Übung für Anfänger. Sobald du begriffen hast, was du begreifen musstest, wird jeder Augenblick deines täglichen Lebens für dich zur Meditationsübung.






Genau wie Klavierspielen ist die Meditation eine Fähigkeit, die sich immer weiter verbessert, je mehr Übung man darin hat – vorausgesetzt, man praktiziert sie aufmerksam und entschlossen. Aber das Klavierspiel stellt ganz klare Anforderungen und bietet auch ein eindeutiges Feedback, bei der Meditation ist das nicht so.






Manche Menschen setzen sich hin, um zu meditieren, und fangen dann einfach an zu träumen. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, wenn du einfach nur eine Weile deine Ruhe haben und dich ganz deinen Phantasien hingeben willst – aber was du dann praktizierst, ist Tagträumerei und keine Meditation. Meditation erfordert Wachsamkeit, ungeteilte Aufmerksamkeit und den festen Vorsatz, dich sanft und behutsam, aber entschieden von einem Gedanken zu lösen, so wie du einen Fisch freilassen würdest, indem du ihn vorsichtig vom Angelhaken löst und wieder in den Bach zurückwirfst. Sobald du genügend meditiert hast, um deinen unstet Geist als das zu erkennen, was er ist – eine Parade der Illusion – kannst du mit offenen Augen und befreiter Aufmerksamkeit den Tag (und dein Leben) angehen. Dann hast du Frieden mit deinen Gedanken geschlossen und deinen Geist bezwungen – du brauchst ihn jetzt nicht mehr zu fürchten.






Kehre in die Gegenwart zurück






Nur das Jetzt existiert.






Vergangenheit und Zukunft sind lediglich Illusionen – Phantasiegebilde unseres Geistes.






Dein Körper lebt jetzt und hier. Nicht einmal dein Geist kann sich in die Vergangenheit od die Zukunft hinein ausdehnen. Selbst wenn du über die Vergangenheit nachdenkst, befindest du dich dabei doch immer noch im jetzigen Augenblick. Nur der Inhalt deiner Gedanken ist eine erinnerte (od vorgestellte) Vergangenheit bzw. eine vorweggenommene (od vorgestellte) Zukunft. Dein Geist tut dann so, als sei er eine Zeitmaschine, mit der du aus der Vergangenheit in die Zukunft reisen kannst. Aber dein Geist ist ein Schaumschläger.






Wir sind hier, und es ist jetzt.


Darüber hinaus ist alles menschliche Wissen nichts als Schwindel.


H.L.Mencken






Das Leben kann so einfach sein






Seit unser Lebenstempo sich so sehr beschleunigt hat, übt die Vorstellung von einem einfachen Leben – genau wie die Idee inneren Friedens – eine grosse Anziehungskraft auf uns Menschen aus. Jedes Extrem erzeugte eine Sehnsucht nach seinem Gegenpol. Aber Komplexität ist nun einmal eine Grundtatsache des Lebens, und Einfachheit ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit Leichtigkeit od Erholung. Scott und HelenNearing (Buch: „Ein gutes Leben leben“) haben gezeigt, dass ein einfaches Leben ganz andere Mühen und Anstrengungen mit sich bringen kann: zB muss man seine Aufmerksamkeit ganz auf den jetzigen Augenblick konzentrieren – darauf, was gerade vor einem liegt und getan werden muss, eine Sache nach der anderen.






Es ist durchaus möglich, in der modernen Grossstadt ein ausgefülltes, bewegtes und abwechslungsreiches Leben zu führen und dir dabei doch gleichzeitig eine gewisse Einfachheit zu bewahren, wenn du deine Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick richtest. Ich muss mich in meinem Leben als Ehemann, Vater, Buchautor um unzählige Dinge kümmern; dennoch ist mein Leben ganz einfach, da ich nicht mehrere Dinge gleichzeitig tun kann, sondern immer nur eins nach dem anderen. Das gleiche gilt auch für dich. Wenn du zu irgendeinem Gedächtnisinhalt Zugang gewinnen, dich daran erinnern, darüber nachdenken od ein Problem lösen musst, dann lenke deine Aufmerksamkeit dorthin. Ansonsten konzentriere dich darauf, was in diesem Augenblick geschieht, was du gerade tust – jetzt und hier. In den folgenden Übungen wirst du lernen, wie man das macht.






Übung:






3 Fragen Weckruf:






Sobald du feststellst, dass deine Aufmerksamkeit abschweift, kannst du sie in deinen Körper und in den jetzigen Augenblick zurückholen, indem du dir in Gedanken 3 Fragen stellst:






 Atme ich?


o Atme einmal ganz bewusst ein und wieder aus


 Bin ich entspannt?


o Löse alle Spannungen, die du wahrnimmst


 Tue ich das, womit ich mich gerade beschäftige, mit Anmut und in so verfeinerter Form wie möglich?


o Wenn nicht, dann bemühe dich, es zu tun






Diese Fragen sind Wegweiser, die dich in die Gegenwart zurücklenken – ein 1.Schritt auf dem Weg der Erleuchtung im täglichen Leben.






„Carpe punctum“






Wenn du deine Aufmerksamkeit trainierst und dadurch dein Denken bezähmst, wird dein Leben einfacher werden. Mache den jetzigen Augenblick zum Gegenstand einer lebenslangen Meditation – zu deiner Erleuchtung im Alltag.






Wenn du dich völlig den Augenblicken hingibst, die gerade an dir vorüberziehen,


und ganz in ihnen aufgehst,


wirst du in diesen Augenblicken ein reicheres, intensiveres Leben führen.


AnneMorrowLindbergh






Die meisten Menschen haben den Spruch „Carpe diem“ schon einmal gehört. „Pflücke den Tag“ – eine wertvolle Erinnerung daran, intensiv zu leben, aber keine sehr realistische Idee, denn du kannst den Tag nicht pflücken. Das einzige, was du pflücken kannst, ist der Augenblick – dieser Augenblick.






Die Qualität deines Lebens ergibt sich aus der Qualität deiner Augenblicke. Deshalb gibt es nur eine Möglichkeit: während deine Gedanken kommen und gehen und die Wogen deines Geistes unablässig weiterrauschen, „Carpe punctum“ – „Pflücke diesen Augenblick“. Er verdient deine ganze Aufmerksamkeit, denn er wir dir nie wieder begegnen.






Nun, in diesem Augenblick, mit diesem tieferen Einblick in das Wesen deines Denkens, bist du bereit, jener leisen Stimme zu lauschen und vertrauen, die dich durch die stillen Räume zwischen deinen Gedanken führt, zu subtilen Hinweisen und Synchronizitäten, die dir begegnen werden, wann immer du sie brauchst – du musst nur darauf achten.