6.Intuition+7.Gefühle

Das sechste Tor




Vertraue auf deine Intuition



Unter der Oberfläche deines Alltagsbewusstseins verbirgt sich ein kindliches, schamanisches Bewusstsein – der Schöpfer deiner Träume, der Hüter deiner Instinkte. Dein Unterbewusstsein enthält die Schlüssel zu einer wahren Schatzkammer intuitiver Weisheit, klarsichtiger Erkenntnisse und ungenutzter Kräfte. Du brauchst nur in dich hineinzuschauen und – zuhorchen und Vertrauen zu haben – auf deine Träume, Gefühle und Instinkte zu achten. Wenn du nicht einmal auf deine eigenen inneren Sinne vertrauen kannst, worauf willst du dich dann im Leben verlassen?



Wie man zu seiner inneren Führung Zugang findet



Was veranlasst schliesslich einen, den eigenen Weg zu wählen?

Es ist das, was man Bestimmung nennt:

Ein irrationaler Faktor …

Wer Bestimmung hat, hört die Stimme des Innern…

C.G.Jung



Landkarte:

Eine andere Art des Wissens



Die Routineangelegenheiten des täglichen Lebens – immer der gleiche Weg zur Arbeit od zur Schule, immer die gleichen Rituale zu Hause – verlangen uns keine grossen Entscheidungen ab. Doch wenn wir vor einer wichtigen Alternative od Entscheidung stehen, zB im Hinblick auf unsere berufliche Karriere, einen Umzug od eine Eheschliessung, haben wir oft das Gefühl, für diese Wahl nicht besonders gut ausgerüstet zu sein. Das liegt daran, dass in der Erziehung der meisten Menschen schon von frühester Kindheit an nur die Fähigkeit des logischen Denkens gefördert wurde – wir haben gelernt, uns unseren Weg durchs Leben zu denken und nicht zu fühlen. Die intuitiven Fähigkeiten unserer rechten Gehirnhälfte sind dabei verkümmert – sie wurden unterbewertet, nicht richtig gewürdigt und kaum genutzt. Und so navigieren wir nur mit Kompass unserer linken Gehirnhälfte durchs Leben, wägen Faktoren gegeneinander ab, jonglieren mit Variablen.



Wenige Menschen haben 100%iges Vertrauen zu ihrer eigenen inneren Führung. Nur wenn wir wissen, was wir haben, können wir darauf vertrauen, was wir wissen. D.h., du wirst erst dann lernen, dich auf deine angeborenen intuitiven Fähigkeiten zu verlassen, wenn du die Kräfte deines Unterbewusstseins erkannt hast und weißt, wie, wann und warum es funktioniert. Erst dann wird dir klar sein, wie du die leise Stimme in deinem Inneren findest. Erst dann wirst du lernen, wie man auf sie hört.



Dieses Kapitel wird dir Türen zu Kreativität, innerer Führung, Klarsichtigkeit und instinktivem Handeln eröffnen. Es endet mit einer sehr wirkungsvollen Übung, die dir deine angeborene Intuition und Hellsichtigkeit beweisen soll. In dieser Übung wirst du lernen, dir Zugang zu deiner Intuition zu verschaffen, auf sie zu vertrauen und die Verheissung dieses Kapitels zu erfüllen. Doch zunächst einmal müssen wir geduldig die Basis für den Durchgang durch dieses Tor schaffen: eine neue Sicht der grösseren Zusammenhänge.



Was du über Intuition wissen solltest



Intention ist die Absicht



Intuition ist ein gefühlsmässiger Eindruck od eine Empfindung, die in verschiedenen Formen auftreten kann: als Bilder od innere Klänge, als sog „komisches Gefühl“ od (selten) in Form von Geruchs- od Geschmacksempfindungen.



Ich benutze „Intuition“ und „Instinkt“ manchmal als austauschbare Begriffe, das sie eng miteinander zusammenhängen (obwohl sie nicht dasselbe bedeuten). Intuition ist ein Eindruck, der sich häufig nicht lokalisieren lässt, während man Instinkt als eine Art „Gefühl aus dem Bauch heraus“ definieren könnte. Doch beides – Instinkt und Intuition – sind Fähigkeiten unserer rechten Gehirnhälfte.



Intuition ist nicht das, was die meisten Menschen denken; sie hat tatsächlich überhaupt nichts mit Denken zu tun. Dein logischer Verstand kann deine Intuition ergänzen od auch beeinträchtigen, aber niemals ersetzen. Sie entspringt nämlich einer anderen Gehirnhälfte als die Logik. Der Weg der Erleuchtung im Alltag erfordert den vollen Einsatz beider Hirnhemisphären: Wir müssen Logik und Intuition, Bewusstes und Unterbewusstes, Wissenschaft und Mystik miteinander verbinden und integrieren, um uns ein komplettes Bild der Realität zu verschaffen.



Unsere Intuition und unsere Gefühle hängen zwar eng miteinander zusammen, sind aber nicht identisch. Jemand, der keinen Kontakt zu seinen Emotionen hat, hat normalerweise auch keinen Kontakt zu seiner Intuition.



Bei diesem Tor geht es unter anderem um folgende Themen:



 Das Wesen der Intuition und die wichtigsten intuitiven Sinneskanäle

 Die Schlüssel zum Verständnis der Kräfte deines Unterbewusstseins

 Verschiedene Möglichkeiten zur Herbeiführung veränderter Bewusstseinszustände

 Die Techniken des Hellsehens, Hellhörens od Hellfühlens, mit denen man sich Zugang zu seiner inneren Führung verschaffen kann.

 Eine fortgeschrittene Methode zur inneren Öffnung für deine hellsichtigen Fähigkeiten

 Den Zusammenhang zwischen Intuition und Glaube



Wie bei den anderen Toren beginnen wir zunächst einmal mit einer kleinen Übung zur Selbsterforschung



Test

Eine intuitive Selbsteinschätzung



Vielleicht bedienst du dich sogar bereits regelmässig deiner Intuition, ohne dir dessen voll und ganz bewusst zu sein. Die folgenden Fragen werden dir Klarheit darüber verschaffen, in welchem Masse du deine intuitiven Fähigkeiten momentan einsetzt und wie gross dein Vertrauen zu ihnen ist:



1. Bist du verwirrt od unsicher, wenn du eine Entscheidung treffen und das „Für und Wider“ abwägen musst? Was bräuchtest du, um dich sicherer zu fühlen?

2. Gehst du bei wichtigen Entscheidungen in deinem Leben anders vor als bei weniger wichtigen?

3. Erinnere dich an eine wichtige Situation, in der du deiner Intuition gefolgt bist

4. Erinnere dich an eine wichtige Situation, in der du deiner Intuition nicht gefolgt bist

5. Neigst du dazu, dich mehr auf die Ratschläge anderer Menschen zu verlassen, als auf deinen eigenen Instinkt? Wenn dir jemand etwas rät, was nicht der inneren Stimme deiner Intuition entspricht – worauf vertraust du dann mehr?

6. Inwiefern könnte dein Leben besser werden, wenn du 100%ig Zugang zu deinen intuitiven Fähigkeiten hättest?



Wie immer sollten diese Fragen dich zur Selbsterforschung anregen, damit du die nun folgenden Punkte besser auf dein persönliches Leben anwenden kannst.



Das Wesen der Intuition



Sobald du begreifst, dass Intuition etwas ganz Natürliches und nichts Magisches ist, wirst du Vertrauen zu deiner angeborenen Fähigkeit entwickeln, etwas zu wissen, ohne zu wissen, woher du es weißt. Mein Mentor Socrates hat mir einmal den Rat gegeben, „weniger zu denken und mehr zu fühlen“. Damit meinte er, dass es durchaus manchmal sinnvoll sein kann, über etwas nachzugrübeln; aber die Faktoren, die wir gegeneinander abwägen, wenn wir eine logische Entscheidung treffen, sind nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. Unser Unterbewusstsein hingegen hat auch Zugang zu jenen Dingen, die wir nicht sehen – Faktoren, die uns vielleicht gar nicht bewusst sind. Deshalb entsprechen intuitive Entscheidungen eher unserer unterbewussten Mission und Bestimmung, von der unser logischer Verstand nichts weiss.



Um dir Zugang zu deiner Intuition zu verschaffen und ihr zu vertrauen, musst du aufhören, immer so vernünftig zu sein. Deine intuitiven Fähigkeiten sind zwar da und auch vollkommen unversehrt, aber häufig hinter einem Schleier der Logik verborgen. Vielleicht steigt irgendein Eindruck in dir auf, aber wenn du in diesem Augenblick nichts damit anfangen kannst, schiebst du ihn womöglich wieder beiseite. Wenn man dagegen auf seine Intuition vertraut, folgt man manchmal auch ganz merkwürdigen inneren Fingerzeigen, ohne bewusst zu verstehen, warum.



Höre auf dein Gehirn, handle aber nach deiner Intuition



Das möchte ich gern anhand eines seltsamen Erlebnisses veranschaulichen, das ich vor einiger Zeit einmal hatte. Ehe ich mein Buch „Die Lebenszahl als Lebensweg“ schrieb, versandte ich Audiokassetten mit Ratschlägen für die Suche nach dem Sinn des Lebens an Interessenten. Einmal öffnete ich 5 Briefumschläge; in jedem steckte ein Scheck und ein ausgefülltes Bestellformular für eine Kassette. Doch beim Öffnen eines dieser Umschläge und beim Blick auf den Scheck beschlich mich ein ungutes Gefühl – als sei irgendetwas nicht in Ordnung. Ich sah mir den Briefumschlag genau an, aber es schien nichts Ungewöhnliches daran zu sein. Dann betrachtete ich den Scheck: Name und Telefonnummer der Bank, Unterschrift – alles in Ordnung. Da tat ich etwas, was ich bis dahin noch nie getan hatte (und seitdem auch nie wieder getan habe): Ich rief bei der Bank an, um das Konto des Bestellers zu überprüfen. Da wurde ich an eine zweite Telefonnummer verwiesen. Eigentlich hätte ich das Ganze auf sich beruhen lassen können, aber das komische Gefühl war immer noch da, und deshalb ging ich der Sache aus Neugier weiter nach. Schliesslich erfuhr ich, dass das Konto dieses Mannes vor 2 Monaten aufgelöst worden war. Es hatte keinen Grund dafür gegeben, meinem intuitiven Eindruck zu folgen, dann aber hatte ich es trotzdem getan.



Die Moral von der Geschichte: Vertraue auf deinen Instinkt und deine Intuition. Dadurch kannst du dir die synchronen od gar magischen Elemente der Realität erschliessen, Zugang zu deiner inneren Führung gewinnen und Chancen und Möglichkeiten entdecken, die dir sonst vielleicht verborgen geblieben wären. So wirst du schliesslich zum Meister deines eigenen Schicksals.



Es ist nicht möglich, nach draussen zu laufen, um besser sehen zu können …

Verharre lieber im Zentrum deines Seins …

Erforsche dein Herz und sieh …

Lao-tse



Deine wichtigsten inneren Sinne



 Intuition (Hellhören-sehen-fühlen)

 Inneres Wissen



Du weißt bereits, dass du die Eindrücke dieser Welt mit deinen 5 Sinnen aufnimmst: Sehvermögen, Gehör, Tastsinn, Geschmacks- und Geruchssinn. In dem Kapitel „Bezähme deinen Geist (5.Tor)“ hast du ausserdem erfahren, dass diese Sinneseindrücke anschliessend deine subjektiven Wahrnehmungsfilter durchlaufen und dass ein Aspekt des inneren Erwachens – der Erleuchtung – darin besteht, diese Filter, durch die du die Welt wahrnimmst, zu reinigen. Erst dann kannst du die Realität direkt und objektiv erfassen – so wie sie ist, ohne Verzerrungen.



Mit Hilfe dieser Erkenntnis wird es dir leichter fallen, dir nun auch deine inneren Sinne zu erschliessen, sie zu verstehen und auf sie zu vertrauen, denn sie arbeiten ganz ähnlich wie deine äusseren Sinnesorgane. Deine intuitiven (inneren) Sinneseindrücke erreichen dich am häufigsten durch eines dieser 5 Sinnesorgane. Und je mehr du dir deine geistigen Filter bewusst machst und lernst, die Realität objektiv wahrzunehmen (ohne alle persönlichen Sinngebungen und Interpretationen), umso klarer und unverzerrter wirst du deine intuitiven Botschaften empfangen: Dann werden sie zum Hellsehen (klare Sicht), Hellhören (klare Stimmen bzw. Geräusche) od Hellfühlen (ein klares Gespür od Gefühl).



Bei der Wahrnehmung der äusseren Welt verlassen die meisten Menschen sich zuallererst auf ihr Sehvermögen, dann auf ihr Gehör und als nächstes auf ihren Tastsinn. Das gleiche gilt meist auch für unsere intuitiven Eindrücke. Die meisten Menschen empfangen von ihrem Unterbewusstsein visuelle Eindrücke, symbolische Bilder und Farben. Es kann aber auch in Worten (mit unserer eigenen Stimme od der eines anderen Menschen) zu uns sprechen. Ausserdem können uns unterbewusste Eindrücke in Form taktiler od kinästhetischer Wahrnehmungen erreichen (etwas, was wir spüren, od ein Gefühl „aus dem Bauch heraus“).



Auch mit dem Geschmacks- od Geruchssinn kannst du intuitive Eindrücke wahrnehmen – vielleicht hast du einen bitteren Geschmack im Mund, wenn du das Gefühl hast, dass aus einem Geschäft nichts wird, od du hast den Eindruck, dass bei einer Sache „irgend etwas stinkt“. Aber da wir unseren Geruchs- und Geschmackssinn nicht so häufig einsetzen, möchte ich hier nicht näher auf diese Intuitionskanäle eingehen und mich lieber ganz auf die 3 häufigsten inneren Sinne konzentrieren.



Test:

Wie verschaffst du dir Zugang zu Informationen?



Um dir über deine beiden wichtigsten sinnlichen Wahrnehmungskanäle klar zu werden, mache bitte einmal folgenden einfachen Test: Stelle dir jetzt gleich, ehe du weiterliest, ein Gewitter vor – und zwar ganz lebhaft, mit all deinen Sinnen.



Gut – sicherlich ist dir aufgefallen, dass ich einen neutralen Begriff verwendet habe: „Stelle dir vor“. Ich habe nicht gesagt: „Sieh ein Gewitter vor dir, höre od spüre es“. Mit welchem deiner Sinnesorgane hast du dir as Gewitter zuerst vorgestellt? Hast du zuerst die dunklen Wolken, die niederprasselnden Regentropfen und vielleicht auch einen Blitz vor dir gesehen? Oder hast du zuerst einen Donner gehört und dann erst den Blitz od die Gewitterwolken gesehen? Oder (aber das kommt seltener vor) vielleicht kam auch zuerst die taktile Wahrnehmung der Luft, des Wassers und des Windes, ehe du das Gewitter sehen od hören konntest.



Ebenso wie deine Möglichkeiten in dieser Welt schon ein wenig eingeschränkt sind, wenn du nicht von all deinen Sinnesorganen vollen Gebrauch machen kannst, bist du auch besser ausgerüstet, wenn du all deine inneren Sinne entwickelst und nutzt, um dir intuitive Eindrücke von einer Sache zu verschaffen – wie sieht sie aus, wie klingt sie, wie fühlt sie sich an? Jeder dieser inneren Sinneskanäle dient als Kontrolle, mit deren Hilfe du deine anderen Eindrücke bestätigen od korrigieren kannst. Doch selbst wenn einer dieser Kanäle nicht so ausgeprägt sein sollte, kannst du immer noch die anderen verfeinern und verbessern (so wie Blinde häufig ein feineres Gehört entwickeln).



Schliesslich und endlich haben wir auch noch einen 6.Sinn – das ist einfach ein Wissen, das sich nicht lokalisieren lässt. Es ist weder Bild noch Geräusch, noch taktile Wahrnehmung. Du weißt es einfach.



Die geheimnisvolle Quelle inneren Wissens



Da die wissenschaftliche Methodik (ein nützliches Werkzeug unseres bewussten Denkens, also der linken Gehirnhälfte) in unserer modernen Welt zu einer Art Religion erhoben wurde, ist uns alles Unwissenschaftliche äusserst suspekt und grenzt in unseren Augen fast schon an Ketzerei. Das Paradoxe dabei ist, dass die meisten grossen wissenschaftlichen Entdeckungen – von Archimedes bis hin zu Einstein – der intuitiven rechten Gehirnhälfte entsprangen, während der Entdecker gerade schlief, träumte, badete od in Tagträumen versunken war. Erst später wurden sie mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden bestätigt. In dieser Hinsicht sind die intuitiven Fähigkeiten unserer rechten Gehirnhälfte den logischen Bemühungen der linken Gehirnhälfte überlegen; doch in Kombination bilden beide Hirnhemisphären (ebenso wie Wissenschaft und Intuition) ein Ganzes, das grösser ist als die Summe der beiden voneinander getrennten Teile.



Wenn ich schreibe, öffne ich mich ähnlich wie beim Gebet für Informationen, die mir aus einer geheimnisvollen Quelle zufliessen – es sind Dinge, die ich einfach weiss, ohne mir darüber im klaren zu sein, woher. Vielleicht ist es ein Geschenk meiner Muse od dessen, was CG.Jung als „kollektives Unbewusstes“ bezeichnete. Ich weiss nur, dass wir alle Zugang zu denselben unermesslichen, rätselhaften Schatzkammern der Weisheit haben. Der Mechanismus – die Art, wie wir diese Weisheit empfangen – ist eine Domäne unserer kreativen, intuitiven rechten Gehirnhälfte, durch die die Eindrücke unseres Unterbewusstseins strömen. Solche Informationen – die kaum wahrnehmbaren Bilder und Gefühle und die Weisheiten, die uns unsere innere Stimme zuflüstert – sind für jeden Menschen zugänglich, dessen Aufmerksamkeit frei genug ist, um sie wahrzunehmen. Damit sind wir wieder beim höheren Sinn und Zweck der 12 Tore: der Befreiung unserer Aufmerksamkeit und Energie, um höhere Bewusstseins- und Erfahrungsebenen erreichen zu können. Nun, da du das 6.Tor durchschreitest, ist dieser Prozess bei dir bereits in vollem Gange.



Mit ein wenig Übung wirst du dich immer feiner auf deine intuitiven Botschaften einstimmen. Dann kannst du von einem Wahrnehmungskanal zum anderen schalten, so wie du bei einem Waldspaziergang normalerweise am meisten auf deine visuellen Wahrnehmungen achtest, während du dich nach Einbruch der Dunkelheit mehr auf dein Gehör und deinen Tastsinn verlässt. Doch es beginnt stets damit, dass du dir einen Augenblick Zeit nimmst – dass du innehältst und schaust, lauschst und spürst. Im Grunde ist das die gleiche Übung, die du auch schon beim letzten Tor gelernt hast – einfach einmal eine Minute in andächtiger Stille zu verharren.



Je stiller du wirst, umso mehr kannst du hören

RamDass



Und sehen. Und fühlen. – Wenn du respektvoll auf die leise Stimme deines unterbewussten inneren Kindes hörst, trittst du wieder mit jener einfachen Weisheit in Kontakt, auf der das ganze Leben beruht.



Das höhere Selbst



Nach der hawaiianischen Huna-Lehre kommt die Seele, wenn sie in einen physischen Körper hineingeboren wird, mit 3 verschiedenen Selbst auf die Welt:



 Das höhere Selbst

o Der Schutzengel

 Das Basis-Selbst

o Das Unterbewusstsein od

o Die instinktive Körperweisheit

 Das bewusste Selbst

o Die Ich-Identität

o Entwickeln wir beim Heranwachsen



Das höhere Selbst kann nur durch dein Basis-Selbst (resp. Unterbewusstsein) – durch deinen Körper und deine Sinne – mit dir kommunizieren. Je intensiver du auf deine physische Sinne und deine Emotionen eingestimmt bist, umso besser kannst du die leise geflüsterten Ratschläge deines höheren Selbst sehen, spüren od hören. Wenn du dich auf deinen Instinkt und deine Intuition verlässt, hörst du also in gewisser Weise auf deine höchste Weisheit.



Ausser in den 9 Monaten, bevor er seien ersten Atemzug tut,

hat kein Mensch sein leben so gut im Griff wie ein Baum

GregorBernardShaw



Lerne, dich auf deine intuitiven Botschaften zu verlassen



Seit meiner Initiationserfahrung, die ich in der Einleitung zu diesem Buch geschrieben habe, sind meine intuitiven Fähigkeiten gewachsen, weil mein Bewusstsein eine enge, vertrauensvolle Beziehung zu meinem Unterbewusstsein aufgebaut hat. Statt dass mein logischer Verstand diese intuitiven Regungen abwertete od zu beherrschen versuchte, traten meine linke und meine rechte Gehirnhälfte miteinander in Verbindung und schlossen Freundacht – manchmal umarmten sie sich sogar. (Ein Neurologe würde das vielleicht als Öffnung einer Nervenbahn im Corpus callosum, dem Bindeglied zwischen linker und rechter Gehirnhälfte).



Diese respektvolle, kooperative Beziehung zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, linker und rechter Gehirnhälfte ist eine wichtige Voraussetzung, um dir deine Intuition erschliessen und auf sie vertrauen zu können. Damit du Zugang zu deinen intuitiven Fähigkeiten gewinnst, musst du erst einmal auf ganz neue Radiofrequenzen achten, die du noch nie zuvor bemerkt hast.



Die intuitiven Fähigkeiten deines Unterbewusstseins



Obwohl man Elementarteilchen nicht sehen kann, wissen die Physiker dennoch, dass es sie gibt; sie erkennen sie an ihrer Wirkung. Genauso ist es auch mit unserem Unterbewusstsein: Wir können es zwar nicht sehen, wohl aber seine Auswirkungen beobachten. Die Phänomene, die ich nun beschreiben möchte, deuten sehr stark darauf hin, dass es eine (unter-) bewusste Intelligenz gibt, die über das autonome Nervensystem unsere Körperfunktionen steuert.



Der Placebo Effekt



Diesen Effekt – ein anerkanntes medizinisches Phänomen – haben schon viele Menschen am eigenen Leib erfahren: Ihre Krankheitssymptome gingen zurück oder verschwanden sogar völlig, als sie Zuckertabletten (ohne aktive Wirkstoffe) einnahmen, die sie für ein wirksames Medikament hielten. In diesem Fall wird die Heilung eindeutig nicht durch die Tabletten bewirkt; vielmehr steigert unser beeinflussbares Unterbewusstsein, das unsere Körperfunktionen steuert, die Produktion weisser Blutkörperchen od anderer Substanzen, die wir für die Heilung unseres Körpers brauchen. Viele Wunderheilungen werden den verschiedensten Ursachen zugeschrieben: einer speziellen Diät od Fastenkur, intensivem körperlichem Training, Gebeten od Geistheilung, einem besonders heilkräftigen Wasser (wie zB die Heilquelle in Lourdes od Bachblüten) oder heiligen Gegenständen, Chemotherapien od Bestrahlung, Massage, Kräutern, Akupunktur, Homöopathie od einer Kombination verschiedener solcher Verfahren. Es gibt kein Patentrezept, das bei jedem Menschen wirkt. Das Erfolgsgeheimnis besteht darin heraus zu finden, welches Verfahren dich besonders anspricht – welches dich inspiriert, interessiert, deine Phantasie fesselt – woran du am meisten glaubst, denn dieser Glaube gibt dir die Kraft zur Heilung. (Manchmal spielt das zuversichtliche Auftreten und Charisma des Heilers eine wichtigere Rolle als die spezielle Therapie.)



Hypnose



Hypnose ist ein einfacher Vorgang, der einen Zustand von entspanntem Vertrauen od Schläfrigkeit herbeiführt. In diesem Zustand (und auch, wenn du krank bist od unter Narkose stehst) tritt dein skeptisches Bewusstsein als Informationsverarbeiter in den Hintergrund, und du bekommst direkten Zugang zu deinem leicht beeinflussbaren Unterbewusstsein. Dann kann der Therapeut deinem Unterbewusstsein (und deiner rechten Gehirnhälfte) Dinge suggerieren, die beispielsweise dein Immunsystem beeinflussen. Ein geübter Hypnotiseur kann sogar den Arm einer Versuchsperson kurz mit einem Eiswürfel berühren und ihr einreden, das sei eine brennende Zigarette gewesen. Daraufhin bildet sich tatsächlich ein roter Striemen am Arm der Testperson! Einen solchen Vorgang kann man nicht bewusst erzwingen; auch dieses Phänomen deutet darauf hin, dass unser Unterbewusstsein unsere Körperfunktionen steuert.



Manchmal steigen auch Informationen aus dem Unterbewusstsein auf, und deshalb wird Hypnose hin und wieder auch bei Zeugen von Verbrechen eingesetzt: Im Zustand der Trance können sie sich manchmal an Details erinnern, die nicht in ihrem bewussten Gedächtnis gespeichert sind (Dinge, die sie gesehen haben, ohne es zu wissen). Mit Hilfe der Hypnose kann man übrigens auch über das Unterbewusstsein direkt mit dem autonomen Nervensystem und dem Immunsystem eines Menschen kommunizieren. Deshalb haben Ärzte und andere Heiler schon mit gutem Erfolg Visualisierungen und andere Therapien eingesetzt, die die rechte Gehirnhälfte ansprechen: Die körpereigene Immunabwehr lässt sich da durch unterstützen od sogar steigern.



zB BernieSiegel, der respektvolle Heiler



Dr.BernieSiegel zum Beispiel – Chirurg und Autor des Buches „Mit der Seele heilen“ und „Prognose Hoffnung“ – hat Respekt vor den unterbewussten Selbstheilungskräften der Patienten, die er operiert. Narkotisierte Patienten (deren Bewusstsein schläft, während das Unterbewusstsein wach und aufmerksam ist) sind besonders leicht beeinflussbar: Es kann einen grossen Einfluss auf ihren Heilungsprozess haben, wie man sie behandelt und mit ihnen spricht. BernieSiegel hat die Macht seiner Suggestionen erkannt und spricht daher während der Operation mit seinen Patienten. Manchmal, wenn die Pulsfrequenz eines Patienten während einer Operation zu hoch ist, sagt er zB: „Ihr Puls sollte auf 86 sinken.“ Er wählt ganz bewusst eine spezielle Zahl, damit alle sehen, dass die Pulsfrequenz des Patienten daraufhin tatsächlich bis auf diese Zahl zurückgeht. Dr.Siegel sagt, dass irgendetwas im Körper des Menschen diese Botschaften hört und weiss, wie es darauf reagieren soll.



Das gleiche „Etwas“ weckt dich vielleicht jeden Morgen auf, kurz bevor der Wecker klingelt. Manchmal weiss es sogar, noch ehe du den Telefonhörer abnimmst, wer am anderen Ende der Leitung ist. Selbst zu physischen Fähigkeiten aus früheren leben od anderen noch unerforschten Quellen kann dieses „Etwas“ sich Zugang verschaffen, wie zB bei Mozart und anderen Wunderkindern, die aussergewöhnliche Fähigkeiten besitzen, die sie niemals bewusst erlernt haben. Jetzt weißt du, was dieses „Etwas“ ist: deine Intuition.



EdgarCayce, der schlafende Prophet



Einer der erstaunlichsten und am besten dokumentierten Beweise für intuitive Fähigkeiten unseres Unterbewusstseins ist ThomasSugrures Buch über EdgarCayce, eines der berühmtesten Channeling-Medien der Welt (EdgarCayce. Die Geschichte eines schicksalhaften Lebens). Cayce war ein ziemlich schwacher Schüler und konnte nicht gut lesen und schreiben, bis er eines Tages den Kopf auf seine Fibel sinken liess und einschlief. Als er aufwachte, konnte er alle Wörter in der Fibel buchstabieren. Nach seiner Schulzeit, in der er sich nicht durch weitere Leistungen hervortat, fand Cayce Arbeit als Fotograf. Bald darauf stellte sich heraus, dass er im Schlaf sprechen und mit unheimlicher Treffsicherheit Krankheiten diagnostizieren, ja sogar wirkungsvolle Therapien vorschlagen konnte. Er brauchte nur den Namen und die Adresse des Patienten zu wissen. Im Schlaf nahm er irgendwie Kontakt mit dem Körper dieses Menschen auf, stellte seine Diagnose und empfahl manchmal traditionelle, manchmal aber auch unkonventionelle Heilmittel – und das ohne bewusste medizinische Kenntnisse.



Cayce verlangte nie Geld für seine Beratungen. Als strenggläubiger Christ hatte er das Gefühl, diese Gabe sei ein Geschenk Gottes, und er könne sich doch unmöglich etwas bezahlen lassen, was er im Schlaf sage. Die Diktate von EdgarCayce wurden Wort für Wort aufgezeichnet und füllen ganze Bände, die in vielen Ländern der Welt erschienen sind.



Cayces Fähigkeiten sind ein Beweis für die Möglichkeiten, die in jedem von uns schlummern. Dass er im Schlaf Zugang zu seinen ausgeprägten intuitiven Fähigkeiten fand, deutet auf die ungeheuren Kräfte unseres Unterbewusstseins hin, die sich in den geheimnisvollen Windungen unserer rechten Gehirnhälfte verbergen.



Verbindungskanäle zu seinem Unterbewusstsein eröffnen



Entspannung und durch Hypnose herbeigeführte Trance sind Möglichkeiten, unser Alltagsbewusstsein beiseite zu schieben und unser Unterbewusstsein hervorzulocken; aber es gibt auch noch viele andere Methoden. Schon seit undenklichen Zeiten haben die Menschen Türen zu veränderten Bewusstseins- od Trancezuständen gefunden – Formen des Gewahrseins und Wahrnehmungsweisen, die sich von unserem alltäglichen Wachbewusstsein unterscheiden. Dazu gehören:



 Meditation

 Psychoaktive Substanzen

 Tiefenatmung

 Das Rezitieren von Mantras od anderen Lauten

 Tanzen

 Fasten

 Extreme Belastungen

 Reizentzug

 Schmerzhafte Initiationsriten



Solche Methoden wurden früher hauptsächlich von Schamanen, Priestern und Medizinmännern als heilige Formen der Reinigung, Heilung od Visionssuche eingesetzt.



In unserem Kulturkreis und unserer Zeit sind diese Verfahren nicht mehr alle so gut geeignet od so wirkungsvoll, wie sie es früher einmal waren. Einige der erwähnten Methoden sind sogar illegal od mit ernsthaften Risiken verbunden, wenn man sie ohne Anleitung eines erfahrenen Lehrers praktiziert. Ich möchte an dieser Stelle nur einen Überblick über die Wege geben, sie sich für unser modernes Leben eignen – Methoden, mit denen wir uns Zugang zu unseren Visionen verschaffen und eine tiefere, intuitive Beziehung zum Leben aufbauen können. (Diese Techniken sind zwar ein erster Einstieg in die schamanische Welt des Unterbewusstseins, aber nicht unbedingt dazu geeignet, sich spezielle intuitive Informationen zu verschaffen. Auf Methoden, mit denen man das kann, werden wir später noch eingehen).



 Meditation

 Traum-Yoga

 Atemarbeit

 Singen, Trommeln, Tanzen



 Meditation

o Wenn deine Entspannung sich vertieft und in einen meditativen Zustand übergeht, fliessen Bilder und traumhafte Symbole durch dein Bewusstsein und stimmen dich auf feinere, tiefere Ströme der Kreativität ein

 Traum-Yoga, „Klarträumen“, „luzides Träumen“

o Bei diesem Verfahren ist dem Träumenden bewusst, dass er träumt, und er ist dabei gleichzeitig hellwach.

o Die tibetischen Mönche sagen, dass diese Erforschung der Welt des Unterbewussten eine gute Übung für den Durchgang durch das Bardo – den Zustand zwischen Tod und Wiedergeburt – ist.

 Atemarbeit, holotropes Atmen, Rebirthing

o Es gibt verschiedene Atemtechniken, bei denen bewusst Hyperventilation eingesetzt wird, um ähnliche Zustände zu erreichen wie bei der Hypnose od nach Einnahme psychotroper Drogen, aber ohne die potenziellen Nebenwirkungen.

o Die Musik, die während solcher Atemsitzungen gespielt wird, trägt dazu bei, archetypische Bilder und Erfahrungen aus dem Unterbewusstsein an die Oberfläche zu holen

o Derartige Techniken sollten nur unter Anleitung eines professionellen Therapeuten praktiziert werden

 Singen, Trommeln, Tanzen

o Durch rhythmisches Wiederholen bestimmter Worte, Laute od Bewegungen über einen längeren Zeitraum hinweg kann man sich in einen tranceähnlichen Zustand versetzen, bei dem Inhalte des Unterbewusstseins zum Vorschein kommen.



Diese und andere Methoden wurden von Naturvölkern in Amerika und überall auf der Welt schon vor langer Zeit praktiziert, um die Alltagsrealität beiseite zu schieben und das Reich der Schamanen zu betreten – jene unterbewusste andere Welt in der Tiefe unserer Psyche, die mit der Vergangenheit, der Zukunft und der ewigen Gegenwart in Verbindung steht. Unter richtiger Anleitung lassen sich Meditation, Traumarbeit, Atemtechniken, Gesänge, Trommeln und Tanz auch in unserer modernen Kultur sehr wirkungsvoll einsetzen.



Orakel:

Werkzeuge des Zugangs zu deiner inneren Führung



Nachdem wir verschiedene Möglichkeiten kennen gelernt haben, uns die verborgenen Quellen unseres Unterbewusstseins zu erschliessen, wollen wir uns nun einigen speziellen Methoden zuwenden, mit denen man Zugang zu intuitiven Informationen gewinnt, um in die Zukunft sehen od Entscheidungen treffen zu können. Diese Methoden bezeichnet man als Orakel. Bei manchen dieser Techniken verfällt man in einen veränderten Bewusstseins- oder Trancezustand, bei anderen nicht.



Besonders sensible Menschen – zB Schamanen, Medien, manche Priester, Heiler, Channeling-Medien und andere Personen mit übersinnlichen Fähigkeiten – können als Mittler zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein fungieren. Aber es gibt auch Hellseher, die ihre eigene Intuition durch spezielle Orakelmethoden wie Astrologie, Numerologie, Tarot, Handlesen, Kristallkugeln, das chinesische I Ching od norische Runen ergänzen. Solche Menschen können in einen leichten od tiefen Trancezustand versinken, um sich Zugang zu ihrem Unterbewusstsein zu verschaffen. Es kann aber auch sein, dass sie einfach nur die Informationen zusammenfügen, die sie mit Hilfe ihrer jeweiligen Methoden gesammelt haben.



Sich an solche intuitive Berater zu wenden, so wie man einen Mediziner od Psychologen konsultiert, kann ein sehr interessantes und informatives Erlebnis sein. Aber der Sinn des 6.Tores besteht darin, dass du lernst, deiner eigenen Intuition zu vertrauen, statt dich ausschliesslich auf die intuitive Begabung anderer Menschen zu verlassen. Auf jedem Gebiet gibt es mehr od weniger begabte Ratgeber und Führer. Doch je mehr unser Selbstvertrauen reift, umso mehr betrachten wir unsere eigene innere Stimme als höchste Autorität und verlassen uns nicht mehr so sehr auf die Informationen, die wir von anderen Menschen erhalten.



Solche Hellseher sind Menschen wie du und ich. Sie haben nur gelernt, sich auf ihre angeborenen intuitiven Fähigkeiten zu verlassen, und sich durch langjährige Übung sehr intuitiv auf ihre jeweilige Methode der Zukunftsschau eingestimmt. Auch wir können lernen, solche Methoden bei der Entscheidungsfindung od bei der Suche nach Orientierung einzusetzen. Sie sind wie Stützräder an einem Fahrrad, die wir so lange behalten, bis wir sie nicht mehr brauchen, weil wir uns inzwischen schon direkten Zugang zu unserer unterbewussten Weisheit verschaffen können. Mit anderen Worten: die Kraft, das Geheimnis, die Magie liegt nicht in der Methode, sondern in dir. Mit diesem Wissen im Hinterkopf wollen wir uns nun die verschiedenen Variationen anschauen, mit denen man sich zu seiner inneren Führung Zugang verschaffen kann.



Astrologie, Numerologie, das I Ching, Runen, Tarot, Kristallkugeln, Handlesen und die vielen anderen Orakelmethoden, derer die Menschen sich schon seit Jahrtausenden bedienen, basieren auf intuitiven Prinzipien, die sich aus der natur der menschlichen Psyche und dem Wesen der Welt herleiten.



Wir Orakelmethoden funktionieren



Wenn alles auf unserer Welt energetisch und spirituell miteinander in Verbindung steht, dann ist ein Regentropfen od eine Schneeflocke ein Hologramm des gesamten Universums. Und so können wir Informationen mit Hilfe von Methoden aufnehmen, bei denen wir unsere rechte Gehirnhälfte einsetzen, deren intuitive Fähigkeiten wie ein Funksprechgerät funktionieren. Ein paar Jahre lang arbeite ich selbst als Hellseher. Ich stütze mich dabei auf eine numerologische Methode und die Informationen, die ich in meinem Buch (Die Lebenszahl als Lebensweg) dargelegt habe.



Solche ganzheitlichen, intuitiven Systeme sind fast schon per definitionem nicht-rational und wurden daher fälschlicherweise mit okkulten Praktiken in Verbindung gebracht und sowohl von den Naturwissenschaften als auch von religiöser Seite mit Skepsis betrachtet. Und doch haben diese Systeme viele jahrhunderte überlebt und werden auch weiterhin überdauern – nicht weil sie uns mit unfehlbarer Sicherheit durchs Leben führen können od sollten (kein System und keine Methode sollte deine eigene innere Führung ersetzten), sondern weil sie uns an das Geheimnis des Universums erinnern, in dem alles miteinander verbunden ist. Ich möchte an dieser Stelle den Rorschach-Test und den Pendel-Effekt vorstellen – 2 Phänomene, die die Arbeitsweise der meisten Orakelmethoden veranschaulichen. Im Anschluss daran will ich noch auf einige spezielle Orakelmethoden eingehen.



Rohrschach-Test



Dieser psychologische Test (benannt nach dem Psychologen, der ihn im 19. Jahrhundert erfand) besteht aus einer Reihe von Klecksographien und anderen willkürlichen, sinnfreien Mustern, die psychisch gestörten Patienten vorgelegt werden. Diese müssen dann beschreiben, was diese Bilder für sie darstellen, und aus diesen Deutungen lässt sich der Grad ihrer psychischen Krankheit od Gesundheit ablesen. Da die Bilder keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeinem bekannten Gegenstand haben, projizieren wir die Bilder, Inhalte und Deutungen unseres eigenen Unterbewusstseins in sie hinein



Der gleiche Mechanismus – eine Projektion unserer eigenen unterbewussten Interpretationen – liegt auch dem intuitiven Herauslesen von Bedeutungen aus Teeblättern, Kristallkugeln, Runen, dem Tarot, dem I Ching od anderen Orakel-Hilfsmitteln zugrunde.



Pendel-Effekt



Dieses 2.Phänomen beruht auf dem Prinzip der Ideomotorik. Es zeigt, wie dein Unterbewusstsein deinen Körper beeinflusst und einfache JA- od NEIN-Botschaften durch ihn senden kann. Beim Pendeln empfängt man Informationen aus der Symbolsprache seines Unterbewusstseins, indem man diese Informationen in einfache physische Zeichen umsetzt – genau wie man mit gelähmten Schlaganfallpatienten kommunizieren kann, indem man sie auffordert, für „JA“ einmal und für „NEIN“ 2x mit den Augen zu zwinkern.



Um dir Zugang zu Botschaften aus deinem Unterbewusstsein zu verschaffen mache einmal folgendes einfaches Experiment:



 Befestige einen Ring, Ohrring oder ein kleines Gewicht an einem 20cm langen Faden

 Nimm das obere Ende des Fadens zwischen 2 Finger, sodass das Gewicht frei und ungehindert herunterhängt

 Nun halte deine Hand ganz still, bis das Gewicht sich so gut wie gar nicht mehr bewegt

 Als nächstes denke od stelle dir vor, dass das Gewischt vor und zurück zu schwingen beginnt – immer in gerader Linie vor und gerichtet und denke: „Vor und zurück“, ohne jede bewusste Absicht, dein Hand zu bewegen. Achte darauf, was nun geschieht.

 Als nächstes denkst od stellst du dir vor, dass das Gewicht sich im Kreis bewegt. Denke einfach „Kreis“ und achte darauf, wie sich die Vor- und Zurück-Bewegung des Pendels dabei verändert. Du siehst: Gedanken können ohne jede bewusste Absicht Bewegungen auslösen

 Um festzustellen, welche Richtung dein Unterbewusstsein bevorzugt, um dir „JA“ od „NEIN“ zu signalisieren, denke zuerst einmal „JA“ und warte ab, in welche Richtung das Pendel sich bewegt. Dann mache die Gegenprobe: Denke „NEIN“ und achte wieder auf die Bewegung deines Pendels. Mit dieser Methode werden die JA- und NEIN-Signale festgelegt. Du musst selbst herausfinden, wie das Pendel bei dir funktioniert.

 Als nächstes visualisierst du in entspanntem Zustand Fragen od Entscheidungen, zu denen du gern Informationen aus deinem Unterbewusstsein hättest. Denke daran: Die Frage muss so formuliert sein, dass sie sich mit einem einfachen JA- od NEIN-Signal beantworten lässt. Halte das Pendel ruhig in der Hand, entspanne dich und warte.



Pendeln ist eine der wirksamsten Methoden, dir Zugang zu deiner eigenen Körperweisheit zu verschaffen, vor allem bei Fragen, die deine Gesundheit betreffen, über die du vielleicht ein unterbewusstes Wissen besitzt. Dieses Phänomen der Ideomotorik liegt auch physisch-intuitiven Methoden wie dem Wünschelrutengehen zugrunde.



Nun, da du dein Unterbewusstsein als Hauptquelle od –kanal deiner intuitiven Fähigkeiten erkannt hast, ist es an der Zeit, dass du lernst, wie du dir Zugang dazu verschaffen kannst. Eine der wichtigsten Methoden besteht darin, deine Träume als Orakel zu benutzen.



Träume



Wenn dein Bewusstsein schläft, steigt dein Unterbewusstsein an die Oberfläche, um deine Psyche auf geheimnisvolle Weise wieder ins Gleichgewicht zu bringen, indem es einen bunten, vielfältigen Teppich aus Symbolen, Metaphern und Archetypen webt, in dem du einen Sinn erkennen od auf den du einen Sinn projizieren kannst. Manche Träume enthüllen dir vielleicht nur, dass du am Vorabend zuviel Pizza gegessen hast; andere bieten dir seherische Lektionen, Warnungen, Chancen und Ratschläge. Träume sind der einfachste Zugang zum Unterbewusstsein und eine faszinierende Quelle intuitiver Erkenntnisse.



Viele Menschen erinnern sich nur hin und wieder an ihre Träume, und dann meist auch nur in Fragmenten, die keinen Sinn ergeben. Ich habe früher auch nie besonders auf meine Träume geachtet – bis ich eines Tages einen Jungschen Psychotherapeuten konsultierte, der mich aufforderte: „Bringen Sie nächste Woche eine Aufzeichnung Ihrer Träume mit.“ Daraufhin nahm ich mir fest vor, nachts wach zu werden und alles aufzuschreiben, woran ich mich erinnern konnte. Bis zur nächsten Woche hatte ich 5 Seiten voller Traumbilder zusammengetragen. Auch du kannst dich an deine Träume erinnern, wenn du es dir fest vornimmst, und mit der Zeit wird dir das immer leichter fallen (va, wenn du regelmässig meditierst, denn Meditation durchbricht die Barrieren zwischen Wache- und Traumbewusstsein). Ein Traumtagebuch – die Aufzeichnungen deiner Traumzeit, deines Traumlebens – ist eine unerschöpfliche Quelle intuitiver Informationen.



Intuitive Problemlösung im Traumzustand



Vielleicht hast du auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass du mit irgendeinem Problem od Dilemma zu Bett gingst – od vor einer schwierigen Entscheidung standest – und das Problem am nächsten Morgen beim Aufwachen gelöst hattest od zumindest viel klarer sahst. CG.Jungs „Erinnerungen,Träume,Gedanken“ ist einer der besten Texte die je geschrieben wurden. Und Prof. Stephen Laberge bietet in seinem klassischen Werk „Hellwach im Traum„ Anleitungen zu einem modernen Traum Yoga, mit dessen Hilfe man sogar aktiv in die Traumwelt eingreifen kann, sie sich vor einem entfaltet.



Dein Unterbewusstsein kann Probleme und Rätsel lösen, die scheinbar ausserhalb der Reichweite deines Bewusstseins liegen. Dr.WilliamDement, ein weltberühmter Experte auf dem Gebiet der Schlaf- und Traumforschung, gab seinen Studenten einmal folgendes Rätsel auf: HIJKLMNO – 8 Buchstaben des Alphabets. Sie schienen überhaupt keinen Sinn zu ergeben, aber Dr.Dement forderte seine Studenten trotzdem auf, vor dem Schlafengehen darüber nachzudenken und sich am nächsten Tag ihre Träume zu notieren, um zu sehen, ob ihr Unterbewusstsein die Antwort wusste.

Ted erzählte mir am nächsten Morgen von dem Rätsel, sagte aber, er habe es immer noch nicht gelöst. „Der einzige Traum, an den ich mich erinnere, war ein Sturm auf dem Meer. Ich befand mich auf einem alten Schoner, um mich herum wogten und tobten die Wellen, und vom Himmel herab regnete es in Strömen. Keine Ahnung, was das bedeuten soll.“

Am Nachmittag erfuhr Ted, dass er das Rätsel gelöst hatte, ohne es zu wissen. HIJKLMNO sind die Buchstaben des Alphabets von H bis O (auf englisch H to O). Alles klar? H2O – Wasser. Und Ted hatte von Regengüssen, dem Meer und wogenden Wellen geträumt.



Aber Träume können noch viel mehr als nur Rätsel lösen. Sie repräsentieren auch den Menschen, der du bist, und verraten sehr viel über deinen Schatten – die verborgenen Seiten deines Ichs, die du beim nächsten Tor kennen lernen wirst.



Gebete



Auch der heilige Brauch des Gebets kann dir Zugang zu intuitiver Weisheit verschaffen. Beten ist eine aufrichtige, demütige, aber inständige Bitte um höhere Fügung. Das Gebet ist nicht an eine bestimmte Konfession gebunden od auf irgendeine spezielle religiöse Tradition beschränkt. Beten kann die höchste, persönlichste und wirksamste Methode sein, sich intuitive Weisheit zu erschliessen, denn traditionsgemäss bittet man Gott, den GEIST od sein höheres Selbst um Hilfe od Klärung. Gebete wirken am besten, wenn sie mit der inneren Einstellung „Dein Wille geschehe“ gesprochen werden – mit anderen Worten: Wenn man bereit ist, der Führung zu folgen, wo immer sie einen auch hinlenken mag.



Hin und wieder bittet man im Gebet auch um ein Zeichen in seinem eigenen Körper od in der äusseren Welt. Manchmal wird dir die Hilfe, um die du bittest, gleich während des Gebets zuteil, manchmal auch erst einige Zeit später. Diese Methode kann man praktizieren (und du wirst dich darin mit der Zeit immer mehr verbessern, je mehr du dich innerlich öffnest), überprüfen und verifizieren. Sie schenkt innere Klarheit, Erkenntnisse und Antworten auf wichtige Fragen und steigert deine Sensibilität für die leise Stimme deiner inneren Führung.



Um die gewünschten Antworten zu erhalten, musst du natürlich auch die richtigen Fragen stellen. Die meisten Menschen kommen gar nicht auf die Idee, bewusst Fragen zu stellen, weil es ihnen albern und zwecklos erscheint od weil sie nicht daran glauben, dass tatsächlich eine Antwort kommen wird. Aber das ist eine er Bedeutungen der biblischen Aufforderung: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan.“ Ob du nun betest od dich einfach nur in einem Zustand der inneren Offenheit befindest, zB in Trance od in einem Tagtraum – die Methode der richtigen Fragestellung ist immer die gleiche: Du musst eine klar definierte Frage stellen, dich dann in einen Zustand entspannter Aufnahmebereitschaft versetzen und auf deine intuitiven Verbindungskanäle zu den verborgenen Reichen des Schattens und den höchsten Reichen des Lichts vertrauen.



Reisen



Obwohl die meisten Menschen das Reisen wohl kaum als Orakelmethode einstufen würden, hat es doch eine anregende od stärkende Wirkung auf dein Unterbewusstsein, deine Alltagsumgebung zu verlassen und neues Terrain zu erkunden – du fühlst dich mit einem Schlag hellwach und lebendig. Es kommt auch ziemlich häufig – eigentlich fast immer – vor, dass man auf einer Reise neue Perspektiven, eine klarere Sicht und intuitive Einblicke in sein eigenes Ich und sein Leben gewinnt: Man bekommt im wahrsten Sinne des Wortes Distanz zu einer Frage od einem Problem. Deshalb kann das Reisen eine gute Gelegenheit sein, intuitive Entscheidungen zu treffen. Du brauchst dazu nicht unbedingt viel Geld auszugeben od in weit entfernte, exotische Länder zu reisen. Schon ein Spaziergang in ungewohnter Umgebung kann dir deine Intuition erschliessen.



Die Quelle der Intuition



Selbst wenn Medien, Astrologen und andere Hellseher wirklich eine besondere Begabung besitzen, ist Intuition doch in erster Linie ein Do-it-yourself Verfahren. Die Perspektive eines anderen Menschen kann zwar manchmal auch ganz hilfreich sein, doch letzten Endes geht es beim 6.Tor darum, dich auf deine eigene innere Führung zu verlassen und deine eigenen intuitiven Erkenntnisse zu gewinnen, statt ausserhalb deines Ichs nach Weisheit zu suchen. Du sollst die Verantwortung dafür übernehmen, dein Lebensschiff selbst zu steuern, und darauf vertrauen, dass du die intuitiven Fähigkeiten dazu besitzt.



Du selbst bist ein Orakel



Du kannst die Zeichen und Hinweise in deinem eigenen Körper und in deinen Träumen und Wachträumer erkennen, in den Bildern, die sich auf der Oberfläche von Wasserpfützen widerspiegeln, und in der leisen Stimme deines eigenen Herzens. Du bist der Experte im Hinblick auf dein eigenes Leben und dein Schicksal. Wenn du aufmerksam in dich hineinhorchst, kann kein Mensch dich besser kennen als du selbst.



Die Welt ist ein Orakel



Du kannst dir jederzeit Zugang zu intuitiver Weisheit verschaffen, indem du beispielsweise einen schlanken, biegsamen Baum betrachtest, der sich im Wind neigt. Du kannst einen verborgenen Sinn in den Formen der Wolken erkennen, und der Wechsel der Jahreszeiten od ein Bergbach, der sich einen Abhang hinunterschlängelt, kann dir Einsichten vermitteln, die dien Leben verändern.



Nun, da du die vielfachen Wege deiner intuitiven inneren Führung erforscht hast, solltest du dir einmal folgendes bewusstmachen: Genau wie du ein Auto fahren od fernsehen kannst, ohne sämtliche Mechanismen eines Verbrennungsmotors od der elektronischen Wellenübertragung zu verstehen, kannst du auch auf deine Intuition vertrauen und sie dir zunutze machen, ohne genau zu wissen, was dabei in deinem Inneren abläuft. Der Schlüssel, der dir das Tor dazu öffnet, heisst Vertrauen. Jetzt ist es an der Zeit, das, was du in diesem Kapitel gelernt hast anzuwenden, indem du deine eigenen Entscheidungen triffst und auf sie vertraust.



Intuitive Entscheidungsfindung



Das Leben konfrontiert dich tagtäglich mit unzähligen Entscheidungen und Alternativen. Willst du nach rechts od links einbiegen, dies od jenes tun, ja od nein sagen?



Wenn du auf der Strasse an eine Abzweigung kommst,

nimm sie

YogiBerra



Logik und Verstand allein (wobei wir nur eine Hälfte unseres Gehirns einsetzen) funktionieren nicht unbedingt gut, so sorgfältig wir unsere Informationen auch analysieren mögen. Wir können alle Faktoren, das Für und Wider und sämtliche Vor- und Nachteil gegeneinander abwägen – so lange, bis unser Geist nur noch ein Hund ist, der seinem eigenen Schwanz nachjagt. Dann wir die Analyse zur Paralyse, zur Lähmung.



Vielleicht fällt es dir schwer, wichtige Entscheidungen zu fällen, weil du Angst hast, die falsche Wahl zu treffen. Vielleicht verwechselst du den Weg, der dich wirklich reizt, mit dem, was du deiner Meinung (oder der Meinung anderer Menschen) nach tun solltest. Vielleicht versuchst du auch, deine Entscheidung zu früh zu treffen, noch ehe sie notwendig od relevant ist (das ist das gleiche, wie wenn man darüber nachdenkt, welchen Fuss man zuerst auf eine Strasse setzen will, die noch 20 od 30 Meter entfernt ist); od du verlässt dich immer noch ausschliesslich auf deinen bewussten Verstand und verlierst dich im endlosen Abwägen verschiedener Faktoren.



Deine linke Gehirnhälfte weiss eine ganze Menge, doch ohne die intuitive Weisheit der rechten Gehirnhälfte ist jede Entscheidung etwas Halbfertiges, Unausgegorenes. Jedes Problem (und jedes Gehirn) hat 2 Seiten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, eine Mischung und ein harmonisches Gleichgewicht zwischen rechts und links, innen und aussen, Ost und West, Logik und Intuition zu finden.



Entscheidungsfindung



Die folgenden Verhaltensregeln sollen dir helfen, dir deine intuitiven Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung zu erschliessen und auf sie zu vertrauen:



 Frage dich einfach: „Und wenn ich es schon wüsste?“

o Immer wenn du innerlich unsicher, unschlüssig od im Zweifel bist, sprich diese magischen Worte vor dich hin: „Und wenn ich es schon wüsste?“ – und warte ab, was vor deinem inneren Auge auftaucht.

 Bleibe ganz locker und entspannt, betrachte die Sache als Spiel

o Je entspannter du bist (zB im Zustand der Hypnose od im Schlaf), umso mehr tritt dein normalerweise dominierendes, logisches, linkshirniges Bewusstsein in den Hintergrund und verstummt, und deine intuitiven Fähigkeiten kommen zum Vorschein. Nimm das Leben leicht – oft spielt man gerade dann am besten, wenn es einem gar nicht so wichtig ist, ob man gewinnt od verliert.

 Löse dich von deiner Logik.

o Logik beeinträchtigt nämlich die Intuition. Setze deine Fähigkeiten ein, aber nicht gleichzeitig.

o Unwissenheit ist ein Geschenk des Himmels; gehe von keinerlei Erwartungen od Voraussetzungen aus, sondern warte einfach ab, was sich ergibt.

 Vertraue auf deine angeborenen Fähigkeiten.

o Als ich vor Jahren beim Finale der Trampolin-WM einen mehrfachen Salto machte, entschied mein Körper von Sekunde zu Sekunde blitzschnell, welche Bewegung als nächstes kommen musste. Mein Bewusstsein wäre dazu nie in der Lage gewesen. Ich blieb einfach geistesgegenwärtig, öffnete mich der Weisheit meines Körpers und tat vertrauensvoll, was er wollte. Genau wie ich mich damals auf meinen Instinkt verliess, kannst du dich auf deine Intuition verlassen.



Selbst wenn du diese Verhaltensregeln befolgst, wird es dir vielleicht manchmal an der erforderlichen Weitsicht fehlen, um eine klare Entscheidung zu treffen. Woher sollst du wissen, was für Konsequenzen eine Entscheidung, die du heute triffst, in 10 Jahren haben wird? Das kannst du nicht – jedenfalls nicht mit 100%iger Sicherheit. Aber du kannst dir mehr Weitblick verschaffen, indem du deine intuitive Vorstellungskraft einsetzt.



Timeling:

Zukunftsschau mit Hilfe deiner intuitiven Vorstellungskraft



Wenn du deine Phantasie in die Zukunft projizierst, erhältst du eine intuitive Perspektive, die viel tiefer reicht, als wenn du die Dinge einfach nur vom zeitlichen Standpunkt der Gegenwart aus betrachtest. So kannst du mit Hilfe deiner intuitiven Weisheit Entscheidungen treffen, indem du die künftigen Konsequenzen dieser Entscheidungen vorausahnst. Das ist ein ganz einfaches Verfahren, das nur ein paar Minuten dauert; aber es wird dir mehr intuitive Daten liefern, auf denen du deine Entscheidung aufbauen kannst. (Um die Metapher mit der Abzweigung auf der Strasse wieder aufzugreifen: Mit Hilfe dieses Verfahrens kannst du deine Vorstellungskraft beide Wege entlangschicken und erspüren, was dich am Ende erwartet.)



Angenommen du müsstest dich zwischen 3 Alternativen entscheiden – A, B od C:



 1.Stell dir zunächst einmal vor, du hättest Alternative A gewählt

 2.Dann setze dich mit offenen od geschlossenen Augen ruhig hin, atme tief und entspanne dich. Stelle dir folgende Frage und warte ab, was dabei vor deinem inneren Auge auftaucht:

o Wie werde ich in einer Stunde aussehen und

 mich fühlen und

 was werde ich tun, nachdem ich Alternative A gewählt habe?

 (Warten bist deine intuitive Vorstellungskraft ein Bild vor deinen Augen entstehen lässt)

o Wie werde ich in einer Woche aussehen und

 mich fühlen und

 was werde ich tun, nachdem ich Alternative A gewählt habe?

 (Warten bist deine intuitive Vorstellungskraft ein Bild vor deinen Augen entstehen lässt)

o Wie werde ich in einem Monat aussehen und

 mich fühlen und

 was werde ich tun, nachdem ich Alternative A gewählt habe?

 (Warten bist deine intuitive Vorstellungskraft ein Bild vor deinen Augen entstehen lässt)

o Wie werde ich in einem Jahr aussehen und

 mich fühlen und

 was werde ich tun, nachdem ich Alternative A gewählt habe?

 (Warten bist deine intuitive Vorstellungskraft ein Bild vor deinen Augen entstehen lässt)

o Wie werde ich in 10 Jahren aussehen und

 mich fühlen und

 was werde ich tun, nachdem ich Alternative A gewählt habe?

 (Warten bist deine intuitive Vorstellungskraft ein Bild vor deinen Augen entstehen lässt)

 3.Anschliessend verfährst du genauso mit den Alternativen B und C. Am Ende dieses Prozesses, der nur ein paar Minuten dauert, wird sich eine umfassendere Perspektive vor dir eröffnen als vorher, denn jetzt hast du dir Zugang zu deiner intuitiven Vorstellungskraft verschafft.



Vielleicht fragst du dich jetzt: Wenn ich mir nur vorstelle, wie ich in der Zukunft wohl aussehen und mich fühlen und was ich tun werde, woher weiss ich denn dann, ob das auch wirklich stimmt? Vielleicht erfinde ich ja auch einfach nur ein positiveres Bild von meiner künftigen Situation, weil das die Alternative ist, die ich insgeheim vorziehe? Um dir diese Fragen beantworten zu können, solltest du dir einmal folgendes überlegen: Warum hat deine Phantasie (od dein Unterbewusstsein) gerade diese Bilder in dir aufsteigen lassen und keine anderen? Und ausserdem: Wenn du dir bei einer ganz bestimmten Alternative ein schönes Bild deiner künftigen Situation vorgestellt hast, weil dir diese Alternative lieber ist als alle anderen, dann hast du deine Entscheidung eigentlich schon getroffen, od nicht?



Intuition und Glaube



Doch letzten Endes wirst du all diese Werkzeuge und Methoden beiseite schieben und deine innere Führung direkt aus der Quelle schöpfen – dem GEIST od Gott od der Stimme deines höheren Selbst. Dich auf deine Intuition zu verlassen ist im Grunde genau dasselbe, wie auf Gott zu vertrauen. Letzten Endes muss deine Intuition sich auf den Glauben stützen, denn dein inneres Führungssystem wird dich nicht unbedingt zu risikolosen Entscheidungen hinlenken. Manchmal bringen deine Entscheidungen dich vielleicht tatsächlich dorthin, wo du hinzuwollen glaubst.

Es kann aber auch passieren, dass du dich auf deine Intuition verlässt, eine Entscheidung triffst und es dir dann eine Zeitlang ziemlich schlecht geht. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass du eine falsche Entscheidung getroffen hast.



Die konventionelle Wahrheit sagt, dass jeder Mensch Fehler macht. Die metaphysische Wahrheit hingegen besagt, dass man letzten Endes gar keine falsche Entscheidung treffen kann (Aufhebung der Dualität, Vorausbestimmung).



Intuition hat gar nichts mit Gewissheit zu tun, sondern mit Glauben und Vertrauen. Glaube ist der Mut, mit allem, was dir widerfährt, so umzugehen, als sei es genau das, was du für dein höchstes Wohl und einen höchsten Lernprozess brauchst. Manchmal führt deine Intuition dich nämlich auch auf einen schwierigen Weg, um dich auf die Probe zu stellen, dich innerlich hart und stark zu machen und dir beizubringen, wie man mit Schwierigkeiten umgeht und daran wächst.



Du wirst vom Leben nicht immer das bekommen, was du willst, aber es wird dir garantiert immer das geben, was du brauchst. Es wird dir nicht immer sagen, was du gern hören möchtest, aber es wird dir verraten, in welche Richtung du gehen, was du tun musst und wem du vertrauen kannst. Dieser Glaube erweckt deine Intuition, und dadurch wirst du lernen, den Horizont deines Wissens, Sehens und Tuns in dieser Welt zu erweitern.

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Das siebte Tor








Akzeptiere deine Gefühle






Emotionen sind wie die Wogen auf dem Ozean od das wechselnde Wetter am Himmel: Sie steigen automatisch in uns auf und ziehen auch von selbst wieder vorbei. Du kannst deine Gefühle nicht durch Absicht od Willenskraft kontrollieren. Deshalb bist du auch nicht für sie verantwortlich – nur für deine Reaktionen darauf (siehe „Im Gefühlsdschungel“ von HarlichStavemann). Lasse deine Gefühle zu, akzeptiere deine Emotionen voll und ganz! Du darfst ihnen nur nicht erlauben, dien Leben zu bestimmen.






Im Zentrum des Wirbelsturms






Das Geheimnis besteht darin, dich nicht gegen deine Emotionen zu wehren od gegen sie zu rebellieren od sie mit allen möglichen Tricks umgehen zu wollen, sondern sie einfach so zu akzeptieren, wie sie sind.


Dr.TakahisaKora






Landkarte:


Das Rätsel deiner Emotionen






In unserer höflichen Gesellschaft zeigen wir anderen Menschen selten intensive od spontane Gefühle; es sieht fast so aus, als hätten wir gar keine. Und doch sind Gefühle die Treibkraft, die den grössten Teil unseres Lebens bestimmen – wir streben nach angenehmen Gefühlen und versuchen, unangenehme zu vermeiden. Wir jagen allen Dingen nach, von denen wir hoffen, dass sie uns ein gutes Gefühl vermitteln. Für die meisten Menschen ist die ganze Suche nach Erleuchtung nichts anderes als eine Suche nach dauerhaft angenehmen Empfindungen.






Wenn dein Leben eine Reise ist, dann sind deine Emotionen die Wetterfronten, die du unterwegs durchläufst (und die durch dich hindurchgehen). Dieser Metapher, bei der Emotionen mit dem Wetter verglichen werden, wirst du in diesem Kapitel noch öfters begegnen, denn Gefühle und Emotionen (diese beiden Begriffe sind für mich austauschbar) verhalten sich tatsächlich ganz ähnlich wie das Wetter.






Stelle dir nur einmal vor, wie dein Leben aussähe, wenn du einen grossen Teil deiner Zeit und Energie darauf verwenden würdest, jedes Mal, wenn es windig od stürmisch ist, scheit od heiss wird, das Wetter in Ordnung zu bringen! Und doch tun die meisten Menschen nichts anderes, sobald Stürme und Unwetter in ihrem eigenen Inneren losbrechen. Dann fragen sie Therapeuten um Rat und suchen nach Strategien, um ihre Gefühlswelt wieder in Ordnung zu bringen. Doch so nahe liegend das auf den ersten Blick auch erscheinen mag: Du wirst sehen, dass der Versuch, deine Gemütslage zu verbessern, indem du direkt an deinen Gefühlen arbeitest, unrealistisch ist; viel sinnvoller ist es, statt dessen an deinem Verhalten zu arbeiten.






Nachdem du bei den ersten 6 Toren einen tieferen Einblick in die Themen Selbstwertgefühl, Willenskraft, Energie, Geld und Geist gewonnen hast, stehst du nun an der Schwelle zu einer ganz neuen, bahnbrechenden und vor allem realistischen Methode, im täglichen Leben mit deinen Gefühlen umzugehen. Wenn du deine Emotionen (und die Emotionen anderer Menschen) akzeptierst, kannst du all deine zwischenmenschlichen Beziehungen heilen und regenerieren – von oberflächlichen Bekanntschaften bis hin zur tiefsten Freundschaft.






Akzeptiere deine Gefühle ist kein Patentrezept, das dir hilft, dich besser zu fühlen od von jetzt an nur noch positive Emotionen zu haben, sondern eine realistische Methode, die darin besteht, deine Gefühle als etwas ganz Natürliches anzunehmen, von ihnen zu lernen, sie durch dich hindurchströmen zu lassen und dich dann einfach wieder deinem täglichen Leben zuzuwenden. An diesem Tor wirst du nämlich lernen, deine Beziehung zu deinen Gefühlen zu verändern. Das erfordert Wachsamkeit und innere Offenheit, denn du wirst dich dabei mit Prämissen auseinandersetzen müssen, die du fast seit deiner Geburt stillschweigend akzeptiert und niemals in Frage gestellt hast.






An diesem Tor wirst du die Quelle und die Hauptursachen emotionaler Probleme kennen lernen. Du wirst erfahren,


 Warum Gefühle etwas ganz Natürliches sind.


 Inwiefern auch negative Emotionen positive Lernerfahrungen beinhalten


 Warum Therapieansätze, bei denen es darum geht, deine Gefühle zu verändern, nicht funktionieren






Du wirst


 7Methoden kennen lernen, um deine Stimmungslage zu beeinflussen;


 Erfahren, wie du dich selbst heilen kannst, indem du deine Gefühle akzeptierst


 Eine Gefühlsmeditation erlernen, die dir hilft, dich über alle inneren Stürme zu erheben.






Diejenigen, die am wenigsten Interessen daran haben, dieses Tor zu erforschen, werden vielleicht den grössten Nutzen daraus ziehen. Das gilt übrigens auch für alle anderen Tore.






Wie Emotionen entstehen






Die meisten Kinder beginnen ihr Leben in einem emotionalen Paradies. Wenn du ein normales gesundes Baby warst, hast du dich ständig in einem Zustand reiner Wonne befunden – vorausgesetzt, du warst satt und ausgeruht und hattest saubere Windeln an. (Wenn du das nicht glaubst, schau nur einmal ein Baby in die Augen.) Natürlich hast du auch manchmal intensive (und ganz natürliche) emotionale Höhen und Tiefen erlebt. Du bist bereits mit instinktiven Ängsten und reflexartigen Schreckreaktionen auf diese Welt gekommen, hast bald Zorn und Frustration kennen gelernt, und wenn du traurig warst, hast du dafür gesorgt, dass das ganze Haus es erfuhr. Diese Emotionen waren wie Wellen, du liessest sie einfach durch dich hindurchfliessen und dann weiterziehen. Du hast deine Emotionen sehr intensiv erlebt und sie ungeniert zum Ausdruck gebracht. Aber sobald deine relativ einfachen Bedürfnisse erfüllt waren (wenn man deine Windeln wechselte, dich fütterte, im Arm hielt und liebkoste), bist du wieder in deinen Ausgangszustand seliger Unwissenheit zurückgekehrt.






Doch als du älter wurdest, verliessest du diesen Paradiesgarten der Kindheit, diese glückliche Unwissenheit, und begannst Dinge zu hoffen od zu fürchten, dir Sorgen zu machen, dir Erwartungen und Urteile über dich selbst und die Welt zu bilden. Das brauche ich nicht näher auszuführen, dein jetziger emotionaler Zustand ist dir sehr wohl bewusst. Trotzdem soll dir ebenso wie bei den vorherigen Toren auch hier wieder ein Selbsteinschätzugstest klarmachen, was für eine Beziehung du zu den Emotionen in deinem Leben hast.






Test: eine emotionale Selbsteinschätzung






Jeder Mensch – egal, ob im Osten oder im Westen – erlebt seine emotionalen Stürme und Flauten. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Wolken bei manchen Menschen schneller vorüberziehen als bei anderen. Bei der nun folgenden emotionalen Bestandsaufnahme wir dir auffallen, dass wir kaum nach positiven Emotionen fragen, denn die wenigsten Menschen empfinden Glück od Freude od Faszination als Problem. Denke mal über folgende Fragen nach:






1. Wie verhältst du dich normalerweise, wenn du bestürzt, gekränkt od innerlich aus dem Gleichgewicht geraten bist?


2. Wünschst du dir manchmal, dein Ehemann od Partner, deine Eltern, Kinder od Freunde wären weniger gefühlsbetont – od gefühlsbetonter?


3. Könnte man dich als „emotionalen“ od „gefühlsbetonten“ Menschen bezeichnen? (Was bedeutet dieses Wort für dich?)


4. Wie reagierst du, wenn jemand in deiner Umgebung dir kritisch od negativ begegnet?


5. Sind deine eigenen Gefühle – od die Emotionen anderer Menschen – dir manchmal peinlich?


6. Welche Emotionen bereiten dir am meisten Probleme: Angst, Kummer od Zorn?


7. Würdest du dich gern häufiger glücklich od motiviert fühlen od mehr inneren Frieden empfinden?


8. wenn du glücklich bist und Liebe empfindest, warum kannst du diese Emotionen dann nicht festhalten?


9. Wie lange halten negative Gefühle bei dir an (zB wenn du zornig od traurig bist od Angst hast)?


10. Wie lange halten positive Emotionen bei dir an (zB wenn du freudig erregt, begeistert od glücklich bist)?


11. Wenn du irgendetwas tun musst, wartest du dann so lange damit, bis du in einer positiven emotionalen Verfassung (motiviert, begeistert, engagiert) bist?






Diese Fragen sind die Vorbereitung auf einen ganz neuen Umgang mit deinen Gefühlen: Du wirst alle Emotionen in deinem Leben akzeptieren, ja sogar freudig begrüssen und endlich beginnen, das Leben und GEIST in Farbe und nicht mehr in Schwarzweiss zu erleben.






Der Ursprung deiner Gefühle






Ein Meteorologe kann dir vielleicht die komplizierten Gründe dafür erläutern, warum es heute geregnet hat – ein Zusammenspiel verschiedenster Faktoren. Psychologen – die Meteorologen unseres Gefühlslebens – können dir Erklärungen für dein inneres Klima geben. Doch ganz egal, warum – wenn es trotzdem immer noch regnet, - muss du das Unwetter überstehen, als etwas Natürliches akzeptieren und dich weiter um dein Leben kümmern.






Ein Mann schrieb ans Landwirtschaftsministerium um sich über das Unkraut zu beschweren, das seinen Rasen verschandelte. In seinem Antwortschreiben unterbreitete das Ministerium ihm ein paar Vorschläge, wie er das Problem lösen könnte. Der Mann probierte alle Mittel aus, aber keines konnte sein Unkraut völlig ausrotten. Verärgert schrieb er wieder ans Ministerium und erklärte, keiner der Vorschläge habe ihm weitergeholfen. Daraufhin kam nun noch ein ganz kurzer Brief vom Ministerium: „Dann lernen Sie doch einfach, das Unkraut zu lieben.“






Natürlich lieben wir schmerzliche Gefühle – zB Angst, Sorgen od Depressionen – nicht. Wir brauchen sie auch nicht unbedingt zu lieben oder auch nur zu mögen; aber wir müssen sie akzeptieren und trotzdem ganz normal weiterleben, auch wenn uns das manchmal schwer fällt. Unsere Emotionen – so unangenehm sie auch sein mögen – sind nicht das Problem. Probleme bekommen wir nur, wenn wir deshalb die Schule verlassen od nicht mehr zur Arbeit gehen – dh.: wenn wir uns so lange nicht um unsere Familie, unsere Pflichten od unser Leben kümmern, bis wir unsere emotionalen Probleme wieder im Griff haben. Was ist dir lieber: deprimiert allein in deinem Zimmer zu sitzen, während du versuchst, deine Probleme zu lösen, od aber deprimiert zu sein und dabei trotzdem dein Haus zu putzen od ein wichtiges Projekt fertig zu stellen?






Deine Gefühle zu akzeptieren und dir deinen Willen zurückzuerobern ist im Grunde ganz einfach: Tue trotz dieser Gefühle alles, was getan werden muss. Akzeptiere deine Gefühle und lerne aus ihnen, aber lasse dein Leben nicht von ihnen bestimmen. Wenn du auch in emotionalen Krisenzeiten produktiv bleibst, wird deine emotionale Verfassung sich eher verbessern, als wenn du gar nichts tust, als nur zu grübeln und auf sonnige Zeiten zu warten.






Um dir klarzumachen, warum eine lockere, entspannte Haltung des Annehmens vielleicht die realistische Einstellung zu deinen Emotionen ist, möchte ich zu Beginn dieser Entdeckungsreise ins Reich der Gefühle erst einmal untersuchen, wo Gefühle eigentlich herkommen. Das wird dir zwar nicht helfen, deine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen, aber zumindest wirst du dann alles aus einer realistischeren Perspektive sehen und mehr Mitgefühl für dich selbst und andere Menschen aufbringen können. Also wollen wir nun einmal einige der häufigsten Ursachen von Emotionen betrachten:






 Unser Denken und Interpretationen


 Unsere Nahrung


 Erschöpfung


 Drogenkonsum


 Hormone


 Innere Anspannung und Stress


 Krankheit und Schmerz


 Unsere Lebensumstände und Umgebung


 Andere Faktoren: Biorhythmen, astrologische Transiten, Kindheitserinnerungen, Assoziationen, Lieder, Gerüche, die einen an die Vergangenheit erinnern etc.






Unser Denken und


die Bedeutung, die wir den Dingen zuschreiben






Viele Gefühle entspringen unserer geistigen Interpretation dessen, was wir erleben. Als ich einmal einen Spaziergang mit einem Freund machte, kam eine Gruppe junger Burschen an uns vorbei, und einer von ihnen machte eine Geste in unsere Richtung. Ich lächelte, weil ich es für eine freundliche Gebärde hielt, und wollte den Jugendlichen schon zuwinken; aber mein Freund war wütend. Offenbar galt die Geste des jungen Burschen, die ich nicht verstanden hatte, in diesem Land als unhöflich und obszön. Aber für mich hatte sie keine Bedeutung gehabt und daher auch keine Emotionen in mir geweckt.






Unsere Nahrung






Auch das, was wir essen und trinken, wirkt sich auf unsere Stimmungen aus. Manchmal entstehen negative emotionale Zustände gar nicht in unserem Herzen, sondern eher in unserem Verdauungstrakt. Eine leichte Ernährung, wie ich sie beim 3.Tor beschrieben habe, kann dazu beitragen, unsere Stimmung aufzuhellen.






Erschöpfung






Die meisten Menschen sind nach einem langen Arbeitstag, wenn die Müdigkeit zu gross ist, um sich noch mit einem Problem zu beschäftigen, schlechter gelaunt od reizbarer als sonst. In solchen Zeiten fängt man normalerweise am leichtesten mit jemandem Streit an, es ist aber nicht unbedingt der beste Zeitpunkt für eine Auseinandersetzung. Wie sehr Erschöpfung sich auf deine Gefühle auswirkt, hängt davon ab, ob diese Erschöpfung von Stress und Überarbeitung herrührt od ob du erschöpft bist, weil du intensiv trainierst od eine befriedigende Aufgabe erledigt hast.






Rauschzustand






Alle Substanzen, die ich in einen Rausch versetzen, können deine Stimmung heben od niederdrücken, indem sie Hemmungen abbauen. Wenn du dich wohl fühlst, wirst du durch solche Substanzen vielleicht noch glücklicher; traurige Menschen werden ev. noch trauriger, und wütende werden abstossend.






Hormone






Hormone neigen dazu, unsere Stimmungen und Gefühle zu beeinflussen – bei Männern ebenso wie bei Frauen. Und wie alle emotionalen Faktoren neigen sie auch dazu, unser Verhalten zu beeinflussen. Das muss aber nicht unbedingt so sein.






Innere Anspannung und Stress






Anspannung od Stress (zB., wenn man krank ist od Schmerzen hat) können reaktive Emotionen auslösen od dazu führen, dass wir überempfindlich reagieren






Krankheit und Schmerzen






Wer ständig launisch od reizbar ist, leidet vielleicht an einer chronischen Krankheit od chronischen Schmerzen. Die wenigsten Menschen sind in Hochform, wenn sie sich krank od nicht ganz auf der Höhe fühlen. Es erfordert Mut, freundlich zu anderen Menschen zu sein, wenn man Schmerzen hat.






Deine Lebensumstände und deine Umgebung






Natürlich hängt deine emotionale Verfassung auch davon ab, ob du gerade entlassen wurdest od einen Studienplatz an deiner Traumuniversität bekommen hast. Angenehme Lebensumstände lösen freudigere Gefühle in uns aus, als unangenehme. Wenn man in LasVegas ankommt, ist man meistens besser gelaunt, als wenn man wieder abreist.






Andere Faktoren






Mit einer Liste an Faktoren, die Gefühle in dir auslösen können, will ich nur zeigen, dass du unmöglich alle Ursachen analysieren od verstehen kannst, die für deine emotionalen Höhen und Tiefen verantwortlich sind. Das muss auch gar nicht sein – es genügt zu wissen, dass das Zusammenspiel zwischen deinem Denken und deinen Lebensumständen zu diesen Höhen und Tiefen beiträgt. Die entscheidende Frage ist nicht: „Woher kommen meine Gefühle?“ sondern: „Was soll ich mit ihnen anfangen?“ Soll ich überhaupt etwas damit anfangen?






Die Strategie der meisten Menschen besteht darin, ihre Gefühle zu ignorieren od so zu tun, als existieren sie gar nicht – dh., sie verleugnen ihre Emotionen. Doch wenn der innere Druck sich mit der Zeit immer mehr anstaut, kommt es manchmal zu Gefühlsausbrüchen, zB Streitigkeiten od Wutanfällen (uns hinterher macht man sich dann oft Vorwürfe, weil man „die Beherrschung verloren hat“).






Unsere Gefühle verleugnen






An dem Tag, als man dir sagte, das grosse Jungen (od grosse Mädchen) nicht weinen od als dich jemand fragte, warum du dich eigentlich so aufregst; an dem Tag, an dem dir klar wurde, dass es andere Menschen kränkt od wütend macht, wenn du deinem Zorn freien Lauf lässt, hörtest du auf, deine eigenen Gefühle zu akzeptieren od auch nur wahrzunehmen. Du lerntest, deine Emotionen zu intellektualisieren und begannst, sie zu analysieren, unterdrücken, rechtfertigen od verleugnen. Das war der Anfang deiner Verbannung au8s dem Paradiesgarten des unverfälschten Gefühlsausdrucks.






Symptome der emotionalen Selbstverleugnung






Warum sollte ein vernünftiger Mensch überhaupt ein Bedürfnis nach Kontakt zu seiner eigenen Gefühlswelt haben? Ist das nicht ein Relikt aus den 60er und 70er Jahren, über das wir längst hinausgewachsen sind?






Ganz so einfach ist es nicht. Die Realität sieht ganz anders aus:






 Gefühle lassen sich ebenso wenig verleugnen wie Gewitterwolken


 Um deine Emotionen überwinden zu können, musst du sie erst einmal akzeptieren


 Ehe du deine Emotionen akzeptieren kannst, musst du wissen, was du empfindest – du musst dieses Gefühl kennen, es dir bewusstmachen und auch ausdrücken können


 Gefühle lassen sich nicht so überwinder, wie du es dir vielleicht vorstellst






Wenn wir unsere emotionalen Energien abwerten od verleugnen, zahlt unser Körper einen Preis dafür. Chronische emotionale Spannungen können Krankheiten und Beschwerden wie Kopf-, Rückenschmerzen, Gelenkesentzündungen, Bluthochdruck, Verdauungsstörungen, Darmentzündungen, Magengeschwüre, Schlaflosigkeit und andere psychosomatische Erkrankungen auslösen od verschlimmern. Wenn wir älter werden, können Spannungen aufgrund unterdrückter Gefühle zu Steifheit in den Gelenken, Muskelschmerzen und ganz allgemein zu mangelnder Beweglichkeit führen. Die Bewegungen tun immer mehr weh, also bewegen wir uns immer weniger und reduzieren damit unseren Spielraum, unsere Lebensmöglichkeiten. Bei manchen älteren Menschen kann man die Wirkung unterdrückter Emotionen erkennen, die sich im Laufe der Jahre in Form chronischer Verspannungen angestaut haben. Solche Restriktionen können sogar zu einem geistigen Zustand führen, den man als „Psychosklerose“ bezeichnet: einer Verhärtung unserer inneren Haltung. Der Psychologe Wilhelm Reich erinnerte seine Patienten stets daran, dass nicht zum Ausdruck gebrachte Emotionen in den Beugemuskeln unseres Körpers gespeichert werden und dass unsere Organe Tränen weinen, die unsere Augen nicht vergiessen wollen.






Eines meiner Probleme ist, dass ich immer alles verinnerliche.


Ich kann meine Wut nicht zum Ausdruck bringen, stattdessen wächst mir ein Tumor.


Woody Allen






Die Menschen, die am wenigsten Kontakt zu ihren Gefühlen haben, haben normalerweise auch keinen Kontakt zu ihrem Körper. Wenn Sportler physischen Schmerz ignorieren, mag das kurzfristig gesehen von Nutzen für sie sein, aber langfristig bringt es immer Nachteile. Ebenso ist es, wenn wir unsere Gefühle beiseite schieben. Wenn wir unsere emotionale Sensibilität verlieren, geht auch der Kontakt zu unseren intuitiven Fähigkeiten verloren. Wenn wir die Verbindung zu unseren eigenen Gefühlen verlieren, haben wir auch keinen Kontakt mehr zu den Gefühlen anderer Menschen. Das kann so weit gehen, dass wir in einer Art Betäubungszustand leben und das Gefühl haben, gar keine Verbindung mehr zum Leben haben. Was manche Menschen als spirituelles Problem erleben (ein Gefühl der Trennung von Gott), ist in Wirklichkeit ein emotionales Problem (ein Getrenntsein von der eigenen Gefühlswelt).






Eine einfache Übung






Wenn du dir nicht mehr sicher bist, was du empfindest – ob du Angst hast od gekränkt od wütend bist – kann die folgende Übung dir helfen, dein emotionales Bewusstsein wieder einzustimmen, und dabei gleichzeitig deine intuitiven Fähigkeiten und dein Einfühlungsvermögen für andere Menschen verbessern.






 Wenn du das Gefühl hast, emotional irgendwie aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, aber nicht genau weißt, was du eigentlich empfindest, dann frage dich:


o „Wenn ich im Augenblick etwas empfinden würde, könnte man dieses Gefühl dann eher als Angst, Kummer od Zorn beschreiben?“


 Wenn deine Antwort auf diese Frage lautet:


o „Ich weiss nicht, was ich empfinde“, frage weiter:


o „Na schön, ich weiss nicht, was ich empfinde. Aber wenn ich es wüsste – wenn mir plötzlich eine Erkenntnis käme od wenn das Gefühl so intensiv würde, dass ich es klar definieren könnte – welcher Emotion käme es dann am nächsten:


o Angst, Kummer od Zorn?“


 Und dann gib dir selbst od einem anderen Menschen gegenüber eine Erklärung ab:


o „Ich empfinde …“






Das ist ein erster Schritt, um deine Gefühle wieder in deinem Körper und dein Leben zu integrieren und dir tiefere Ebenen deines wahren Ichs zu erschliessen.






Seinen Gefühlen Luft machen:


Wie man es nicht tun sollte






Um deine Gefühle akzeptieren zu können, musst du sie zunächst einmal kennen. Von den beiden Ebenen emotionaler Unverfälschtheit – seine Gefühle zu kennen und sie auszudrücken – ist das Kennen die wichtigere. Du solltest immer wissen, was du gerade fühlst, aber du brauchst es nicht unbedingt immer zum Ausdruck zu bringen. Manchmal ist uns wohler zumute, wenn wir uns etwas von der Seele reden – manchmal aber auch nicht. Deshalb gibt es keine allgemeingültige Regel, die uns sagt, ob wir unseren Gefühlen Luft machen sollen od nicht.






Seine Gefühle zu äussern kann ein Zeichen von Mut und Aufrichtigkeit sein und anderen Menschen, die sich über die Auswirkungen ihrer Worte und Taten vielleicht nicht im Klaren sind, wertvolles Feedback bieten. Wenn man aus Höflichkeit, stoischer Gelassenheit od einem Gefühl der Verlegenheit heraus lieber schweigt, leistet man sich und anderen damit keinen guten Dienst. Aber es ist ebenfalls ein schlechter Dienst und sorgt nur für noch mehr emotionalen Aufruhr, wenn man seine Empfinden in tadelnde Worte kleidet: „Du hast schon wieder alles verdorben! Ich habe so eine Wut auf dich! Du Idiot!“ Wenn du deine Wahrheit in respektvoller Form zum Ausdruck bringst, werden die anderen eher darauf hören.






Es ist eine geschickte Strategie, eher in „Ich“- als in „DU“-Sätzen zu sprechen, zB: „Wenn du das sagst (od tust), fühle ich mich …“ Oder: „Ich wäre dir dankbar, wenn du das sagen od tun (od nicht sagen od tun) würdest.“ Wenn nötig, kannst du auch noch hinzufügen: „Ich bin nicht gern mit dir zusammen, wenn du dich so verhältst.“ Auf diese Weise hast du dem anderen Grenzen gesetzt und deine Gefühle zum Ausdruck gebracht. Und dabei solltest du es belassen. Du brauchst deine Mitmenschen nicht zu kritisieren, mit herablassenden Ratschlägen zu bevormunden od ihnen die kalte Schulter zeigen. Du kannst anderen Menschen alle möglichen Botschaften senden, vorausgesetzt, du verpackst sie in den richtigen Umschlag und schreibst eine Antwortadresse darauf. Wenn du eine Reaktion darauf erhältst, höre einfach zu.






Es ist im Leben sehr wichtig, seine Gefühle ausdrücken zu können. Aber wenn man Kränkungen und Verstimmungen immer wieder zum Ausdruck bringt, besteht die Gefahr, sie dadurch ständig neu zu entfachen. Lerne, dich zu behaupten und deinen Mitmenschen Grenzen zu setzen. Aber konzentriere nicht dein ganzes Leben auf den endlosen Teufelskreis des Fühlens und Über-Gefühle-Sprechens, und denke auch nicht ständig darüber nach, ob dich vielleicht irgendjemand verletzt hat. Die anderen Menschen müssen nicht unbedingt von allen deinen Gefühlen erfahren. Finde zu einem konstruktiven Gleichgewicht.






Psychotherapeuten:


Was sie können – und was sie nicht können






Wenn du physische Schmerzen hast, kannst du zum Arzt, zum Chiropraktiker od zu irgendeinem anderen Therapeuten gehen. Wenn dich schmerzhafte Emotionen bewegen, kannst du dich in psychotherapeutische Behandlung gegeben. Viele Therapeuten konzentrieren sich genau auf das Ziel, um dessentwillen ihre Patienten zu ihnen kommen: Sie wollen ihnen dazu verhelfen, sich besser zu fühlen. Normalerweise tun sie das, indem sie an Gefühlen arbeiten: Sie versuchen innere Einstellungen und emotionale Zustände zu ergründen, an die Oberfläche zu holen und zu korrigieren, indem sie deren Ursachen analysieren, Kindheitsprobleme aufarbeiten und den Patienten seine Gefühle aussprechen und abreagieren lassen. Oder sie arbeiten an seinen Emotionen und seinem Denken, damit er mehr Selbstbewusstsein und Selbstachtung entwickelt und lernt, zu seinen Gefühlen zu stehen und sich so zu geben, wie er ist.






Es kann durchaus sinnvoll sein, solche Ziele zu verfolgen, vor allem, wenn die einzige andere Alternative darin besteht, allein in deinem Zimmer zu sitzen und vor dich hinzubrüten. Es tut gut, deine Probleme vor jemandem auszubreiten. Doch das Ganze kann auch zu einem faszinierenden und möglicherweise endlosen Abenteuer der Selbstanalyse ausarten, bei dem wir einen Teil unseres Tages damit verbringen, unsere Probleme zu analysieren und den anderen Teil damit, sie auszuleben.






Wir sind die archäologischen Fundstätten, aus deren unergründlichen Tiefen sich immer neue Dinge zutage fördern lassen, wenn man danach sucht. Träume liefern uns endlosen Stoff zum Analysieren, ebenso das Auf und Ab unserer Beziehungen, unserer beruflichen Laufbahn und unseres täglichen Lebens. So entwickeln wir uns nach und nach zu sehr erfolgreichen psychotherapeutischen Patienten. Doch letzten Endes gibt es nur 3 Möglichkeiten, auf Emotionen zu reagieren, die dir wehtun od dich seelisch aus dem Gleichgewicht bringen:






 Verleugnen (dh.: sie verdrängen od unterdrücken)


 Ausleben (dein Verhalten von ihnen steuern lassen)


 Beobachten, aus ihnen lernen und nicht auf sie reagieren






Beobachtung ist der zentrale Aspekt des 7.Tores: deine Gefühle voll und ganz zu akzeptieren, als etwas Natürliches anzuerkennen und deine Zeit, Energie und Aufmerksamkeit dann auf konstruktive Handlungen zu richten statt darauf, dein Gefühlsleben zu korrigieren.






Befreie dich von egozentrischen Emotionen






Wenn du dich zu sehr mit dir selbst und deinen Gefühlen beschäftigst, ist deine Aufmerksamkeit in der Falle der Ich-Fixiertheit gefangen. Wenn du dich dagegen ganz in deine momentane Beschäftigung vertiefst, leidest du selten unter Ängsten od Sorgen. Doch sobald du versuchst, deine Gefühle od deine seelische Verfassung zu analysieren, zu verstehen od zu korrigieren und deine emotionalen Probleme zu lösen, erhöhst du damit automatisch deine Konzentration auf dich selbst






Patient:


„Wenn ich den linken Arm hebe du dabei auf eine Alufolie beisse,


spüre ich so ein komisches Kribbeln am unteren Ende meiner Wirbelsäule.


Was kann das nur sein?“


Arzt:


„Ich würde sagen, Sie haben zuviel Freizeit.“






Je mehr du auf emotionale Symptome wie Ängste und Sorgen achtest, um so mehr konzentrierst du deine Energie und deine Bemühungen auf diese Symptome statt darauf, was du trotz deiner unangenehmen Gefühle erledigen willst und musst. Deine Emotionen zu akzeptieren, heisst nicht, sie zu ignorieren od abzuwerten od so zu tun, als existierten sie nicht. Es bedeutet vielmehr, dass du sie dir voll und ganz bewusst machst, sie dann einfach so sein lässt, wie sie sind und dich weiter um dein tägliches Leben kümmerst.






Emotionale Freiheit erlangst du nicht, indem du unangenehme Gefühle linderst od einen dauerhaften angenehmen Gefühlszustand erreichst (ein utopisches Ziel), sondern durch konstruktives Handeln. Das wird dir helfen, ein erfülltes, sinnvolles Leben zu führen – frei von der Herrschaft deiner versponnenen Gefühlswelt.






Gefühle sind etwas ganz Natürliches






Sobald du begriffen hast, dass Gefühle etwas ganz Natürliches sind (auch wenn du sie vielleicht nicht immer angenehm findest), wird es dir leichter fallen, sie genauso zu akzeptieren, wie du zB Nieselregen od Schneegestöber akzeptieren würdest, ohne solches Wetter deshalb unbedingt schön finden zu müssen. Wenn du zB erfährst, dass du befördert worden bist, wirst du höchstwahrscheinlich glücklich und aufgeregt sein. Wenn du dagegen vom Tod eines Freundes hörst, wirst du trauern. Solche Gefühle sind ganz natürliche Reaktionen auf deine Lebensumstände, und du musst deshalb nicht versuchen, sie zu korrigieren od zu verändern. Der Konflikt mit den eigenen Emotionen ist nämlich viel anstrengender als die Emotionen selbst.






Es ist leicht, die eigenen Gefühle zu akzeptieren, wenn sie positiv sind, aber wer möchte schon gern seelischen Schmerz erleben? Die Antwort liegt auf der Hand: So gut wie niemand. Trotzdem erscheint es mir realistischer zu akzeptieren, was wir ohnehin nicht unter Kontrolle haben, statt vergeblich zu versuche, solche Gefühle zu vertreiben. Da du nicht mehr unmittelbare Kontrolle über deine Gefühle hast als über das Wetter, bleibt dir nichts anderes übrig, als trotz dieser Gefühle so konstruktiv wie möglich zu handeln – sie werden ohnehin bald vorübergehen. Inzwischen kannst du das erledigen, was du dir vorgenommen hast.






Alle emotionalen Wolken haben einen Lichtblick






Genau wie physischer Schmerz dich auf ein Problem aufmerksam macht, das behandelt werden muss, erfüllen auch seelische Schmerzen einen sinnvollen Zweck. Jedes Gefühl trägt den Keim einer wertvollen Information in sich. Jede emotionale Belastung enthält eine Lektion für dich und jede Lektion ist etwas Positives, auch wenn die Emotionen, die sie begleiten, es vielleicht nicht sind.






Wenn es keine Wünsche gäbe, gäbe es auch keine Zufriedenheit


Dr.Shoma Morita






Sorgen deuten auf einen ausgeprägten Wunsch nach Erfolg hin:


 Angst weckt Vorsicht und Wachsamkeit in dir und erinnert dich daran, dass du dich gut vorbereiten und notfalls auch schätzen musst.


 Du machst dir Sorgen, wenn dir etwas wirklich am Herzen liegt. Deine Besorgnis ist ein Zeichen dafür, dass du sensibel bist und dir Gedanken machst.


 In deiner Unsicherheit spiegelt sich das Bedürfnis wider, deine Sache gut zu machen und dich zu bewähren.


 Schüchternheit erinnert dich daran, dass du gern einen guten Eindruck machen und bei anderen Menschen beliebt sein willst.


 Zorn deutet auf leidenschaftliche innere Beteiligung hin – od auf den Wunsch nach Beteiligung.


 Depressionen können ein Symptom einer sensiblen Seele sein, die schwer am Leid der Welt zu tragen hat.


Deine Gefühle zu akzeptieren bedeutet manchmal auch, die positiven Lektionen zu schätzen zu wissen, die sich hinter negativen Emotionen verbergen.






Das wechselnde Klima deiner Emotionen






Vor kurzem kam nach einer meiner Vorträge ein Zuhörer zu mir und sagte: „Ich fühle mich so inspiriert!“ – „Machen Sie sich keine Sorgen“, sagte ich ihm. „Das geht vorbei“.






Unsere Emotionen wechseln ständig – genau wie das Wetter. Alle Gefühle, ob positiv od negativ, verblassen mit der Zeit, es sei denn, sie werden immer wieder neu entfacht. Liebe, Hass, Kummer, Erregung, Zorn, Freude, Angst: Sie alle gehen vorbei. Wenn du möchtest, dass die Liebe in deiner Partnerbeziehung nicht stirbt, musst du sie immer wieder von neuem beleben und pflegen. Wenn du möchtest, dass ein Kummer vergeht, darfst du ihn nicht immer wieder neu wecken, indem du alten Erinnerungen nachhängst.






Führe ein Tagebuch deiner Gefühle






Um zu testen, ob Gefühle sich wirklich ständig ändern, mache einmal folgendes Experiment: Stelle deine Uhr so ein, dass sie einen Tag lang immer 20Minuten nach der vollen Stunde piepst. Teile ein Blatt Papier in 3 Spalten ein und notiere dir jedes Mal, wenn die Uhr piepst, folgende 3 Dinge: die Uhrzeit,, was du gerade getan hast und was für Gefühle dich dabei bewegen.






Uhrzeit Tätigkeit Gefühl


8.20


9.20


10.20


11.20


12… Kind in die Schule gefahren


Mit einem Klienten gesprochen


Am Schreibtisch einen Imbiss zu mir genommen


Telefoniert


… Gehetzt, geistesabwesend


Begeistert, voller Hoffnung


Neutral


Gereizt









Wenn du dir dein Tagebuch hinterher anschaust, wirst du feststellen, dass im Laufe des Tages, ja sogar im Laufe von ein paar Stunden die verschiedensten Gefühle in dir aufsteigen. Wir alle erleben ständig faszinierende emotionale Wetterumschwünge. Manchmal hängen diese Gefühle damit zusammen, was wir im Augenblick tun; manchmal entspringen sie aber auch den Gedanken od Assoziationen, die uns gerade durch den Kopf gehen.






Wenn du dein Leben und Handeln auf diesen wechselhaften Emotionen aufbaust, wirst du eine unbeständige Existenz führen, die von ewigem Auf und Ab geprägt ist. Du wirst immer nur dann etwas tun, wenn du gerade die Motivation dazu verspürst, innehalten, sobald sich die ersten Selbstzweifel in dir regen, einen Neuanfang wagen, wenn dich etwas dazu inspiriert, und gleich wieder aufhören, sobald du den Mut verlierst. Dieses Tor soll dich lehren, deine Emotionen zu akzeptieren, aber nicht dein Leben darauf aufzubauen, ihnen nachzugehen, gegen sie anzukämpfen od sie zu ändern.






Ein paar Realitäten über dein Gefühlsleben






In dem Kapitel „Bezähme deine Geist“ hast du erfahren, wie wenig Kontrolle du über die Gedanken hast, die dir durch den Kopf gehen. Das gleiche gilt auch für deine Gefühle. Wenn du deine seelische Verfassung mit Willenskraft ändern könntest, sobald du traurig od ängstlich od besorgt bist – wenn du das Gefühl einfach wegwünschen und durch ein angenehmeres ersetzen könntest – dann hättest du es gar nicht nötig, deine Gefühle zu akzeptieren; statt dessen könntest du sei einfach verändern. Aber wenn du dich einmal genau beobachtest, wirst du merken, dass du über deine Emotionen genauso wenig Kontrolle hast wie über deine Gedanken (od über das Wetter).






In der „Gefühlstagebuch-Übung“ hast du gesehen, wie deine Gefühle kommen und gehen, ob du sie dir nun wünschst oder nicht. Mache dir das bewusst, denn es ist eine der zentralen Wahrheiten des Lebens: Du kannst dich nicht dazu zwingen, das zu empfinden, was du gern empfinden möchtest. Du kannst dich nicht mit Gewalt dazu bringen, dich in jemanden zu verlieben od jemandem dankbar zu sein, der dich gekränkt hat. Und du kannst auch nicht vorsätzlich und mit dauerhaftem Erfolg aufhören, dich einsam zu fühlen od deprimiert zu sein






Ebenso wahr ist es, dass du nicht die Verantwortung für etwas tragen kannst, was du nicht unter Kontrolle hast. Deshalb verlagerst du, wenn du deine Gefühle akzeptierst, gleichzeitig deine Aufmerksamkeit: Du konzentrierst dich nun nicht mehr darauf, deine Stimmungslage zu verbessern (was ohnehin unmöglich ist), sondern darauf, was du tun kannst, um deine Situation zu verbessern. Indem du konstruktive Massnahmen zur Verbesserung deiner Lage ergreifst, kannst du auch deine seelische Verfassung positiv beeinflussen.






7 Methoden zur indirekten Beeinflussung deiner seelischen Verfassung






 Atmung


 Körperhaltung


 Entspannung


 Tapetenwechsel


 Ablenkung


 Humor


 Angemessenes Handeln






Zwar kannst du deine emotionale Verfassung nicht direkt durch blosse Absicht und Willenskraft unter Kontrolle bringen od verändern, wohl aber kannst du deine Emotionen mit Hilfe verschiedener Faktoren beeinflussen. Diese Faktoren sind Atmung, Körperhaltung, Entspannung, Tapetenwechsel, Zerstreuung, Humor und angemessenes Handeln.






Wenn du deprimiert bist, neigst du vielleicht dazu, in vornüber gebeugter Haltung allein in deiner Wohnung herumzusitzen und auf den Boden od ins Leere zu starren. Deine Atmung ist flach, während du darüber nachdenkst, wie du dir dein Leben ruiniert hast. Eine gute Methode, um aus einem solchen depressiven Zustand herauszukommen, besteht darin, dich ganz aufzurichten, tief durchzuatmen und über eine blühende Wiese od durch ein hell erleuchtetes Einkaufszentrum mit vielen interessanten Geschäften zu gehen und dabei darüber nachzudenken, was du in deinem Leben alles richtig gemacht hast. Tue es einfach – gleichgültig, ob dir danach zu mute ist od nicht. Ich kann dir zwar nicht garantieren, dass das deine Stimmung tatsächlich heben wird, aber ist zumindest ein guter Anfang.






Nun möchte ich dir einen kleinen Überblick über die Dinge geben, die du tun kannst, um deine Stimmung zu beeinflussen:






Atmung:


Bringe deine Atmung wieder ins Gleichgewicht. Wenn du zornig, traurig od ängstlich bist, wird auch deine Atmung gehemmt od gerät aus dem Gleichgewicht. Wenn du bewusst tief und gleichmässig in den Bauch hinein atmest, wird das deine unangenehmen Gefühle zwar nicht vertreiben, aber du bringst zudem deinen Körper und deine Psyche wieder ins Gleichgewicht und kannst dadurch auch besser sprechen und effektiver handeln.






Haltung:


Achte auf deine Haltung: Körper, Geist und Emotionen durchdringen und beeinflussen einander. Da du deinen Körper immer noch am ehesten direkt unter Kontrolle hast, solltest du an diesem Punkt ansetzen. Emotionen beeinflussen deine Haltung, also kann deine Haltung auch deine Emotionen beeinflussen. Sitze od stehe aufrecht da, dann werden sich eher positive Gefühle einstellen. Strecke die Arme seitlich aus und richte deine Handflächen zum Himmel empor. Du kannst auch unter Einsatz deiner Gesichtsmuskeln die Mundwinkel nach oben ziehen und dabei gleichzeitig deinen Mund entspannen und die Zähne entblössen. (Das nennt man Lächeln).






Entspannung:


Vergiss nicht dich zu entspannen. Probiere einmal dieses einfache Experiment aus: Entspanne deinen Körper so intensiv, wie du es innerhalb von ein paar Atemzügen kannst, atme in den Bauch hinein und löse alle Verspannungen in Brust, Schultern, Nacken und Unterleib. Sobald du ganz entspannt und locker bist, stelle dir vor, wie schwierig es in diesem Zustand wäre, wütend zu werden od Angst zu haben. Durch physische Entspannung kannst du eine ganze Menge dazu beitragen, Spannungen zu lösen, die mit Angst od Zorn zusammenhängen. Durch Entspannung kannst du die schädlichen Auswirkungen emotionaler Anspannung vermeiden; dein Energiestrom fliesst ungehemmt, sodass du weiterhin effizient handeln und dich bewegen kannst.






Tapetenwechsel:


Sorge für Tapetenwechsel. In dem Augenblick, in dem du in eine andere Umgebung kommst, wirst du automatisch ein anderer Mensch – manchmal sind es kaum merkliche, manchmal drastische Veränderungen. In meinem Büro fühle ich mich anders als an einem Strand auf Hawaii. Deine persönlichen Grenzen sind längst nicht mehr so klar umrissen, wie du glaubst; in gewisser Weise verschmilzt du mit deiner Umgebung und sie mit dir. Und es braucht gar nicht unbedingt eine grosse Ortsveränderung zu sein. Achte einmal darauf, wie du in jedem Zimmer – od wenn du nach draussen gehst – andere Empfindungen hast. Ein Ortswechsel – und wenn es auch nur ein kleiner Spaziergang ist – kann deine Gewohnheiten od Gefühle auf wundersame Weise verändern. Ein Szenenwechsel erschliesst dir andere Seiten deiner Persönlichkeit.






Aufmerksamkeit lenken:


Lenke dich ab. In dem Kapitel „Bezähme deinen Geist“ hast du erfahren, dass du es bis zu einem gewissen Grad selbst unter Kontrolle hast, wohin du deine Aufmerksamkeit lenkst. Du kannst deine Gefühle zwar nicht vertreiben, aber du kannst dich zumindest ablenken, indem du deine Aufmerksamkeit auf irgendetwas Konstruktives richtest.






Niemand ist einsam, während er Spaghetti isst;


es erfordert viel zuviel Aufmerksamkeit.


ChristopherMorley






Ablenkung ist etwas anders als Verleugnung deiner Gefühle; denn wenn du dich ablenkst, bist du dir eindeutig darüber im Klaren, was du empfindest, richtest deine Aufmerksamkeit aber ganz bewusst auf etwas anderes. Nehmen wir einmal an, du hast furchtbare angst vor Fahrstühlen und erlebst bei jeder Fahrstuhlfahrt alle lästigen Symptome dieser Phobie. Aber leider musst du an einer wichtigen geschäftlichen Präsentation teilnehmen, die zufällig im 52.Stock stattfindet. Du betrittst den Lift und fühlst dich sofort hundeelend. Doch es gelingt dir, dich von diesen Gefühlen abzulenken, indem du in Gedanken noch einmal die wichtigsten Punkte deiner Präsentation durchgehst. Das dauert so lange, bis du im 52.Stock angelangt bist und die Lifttür sich vor dir öffnet.






Die Polizei bedient sich häufiger solcher Ablenkungsstrategien, wenn sie in häusliche Auseinandersetzungen eingreift. Manchmal taucht ein Polizist in Zivil auf, der eine grosse Pizza-Packung in der Hand hält. Statt zu fragen: „Was haben Sie für Probleme?“ sagt er: „Hier ist die Pizza, die Sie bestellt haben.“ Mit diesem Schachzug durchbricht er das emotionale Muster der häuslichen Streitigkeiten. Im täglichen Leben kann man manchmal schon mit ganz einfachen Methoden für Ablenkung sorgen – zB indem man das Thema wechselt. Oder eine Pizza bestellt.






Humor:


Sei humorvoll: denn wenn deine Stimmung sich hebt, siehst du jede Situation automatisch aus der richtigen Perspektive. Die folgende Geschichte, die mir ein Leser schickte, ist ein gutes Beispiel dafür, wie Humor eine spannungsgeladene Situation entschärften kann:






Eine aufgebrachte Menge von Fluggästen stand in einer langen Schlange an einem Airlines-Schalter, nachdem ihr Flug ausgefallen war. Da drängte sich ein ganz besonders wütender Mann vor, warf der Dame am Ticketschalter sein Flugticket hin und schrie: „Ich will einen Platz 1.Klasse in der nächsten Maschine. Und zwar sofort!“


Die Frau stich sich eine Locke aus dem Gesicht und antwortete: „Ich helfe Ihnen gern weiter mein Herr, sobald ich die anderen Leute in der Schlange bedient habe.“


„Sie erwarten, dass ich Schlange stehe?“ brüllte der Mann noch lauter. „Wissen Sie, wer ich bin?“


Die Frau zögerte nur ein paar Sekunden. Dann griff sie zum Mikrofon und sagte über Lautsprecher: „Meine Damen und Herren, am Flugsteig 17 befindet sich ein Herr, der nicht weiss, wer er ist. Vielleicht kann ihm jemand helfen, seine Identität zu finden…“.


Mit einem Fluch stürmte der Mann davon. Der Humor der Frau hatte zwar nicht dazu beigetragen seine Stimmung zu heben – aber wenigstens ihre. Und die Fluggäste in der Warteschlange, die vorher wütend gewesen waren, lächelten od lachten jetzt. Niemand beschwerte sich mehr.






Angemessenes Handeln:


Die konstruktivste Methode, deine Stimmungslage zu beeinflussen, ist, etwas zu tun. Wenn ich zB wegen einer bevorstehenden Prüfung besorgt und voller Selbstzweifel bin, besteht die wirksamste Methode, meine Stimmung aufzuhellen, darin, mich hinter meine Bücher zu klemmen. Selbst wenn die Sorgen und Selbstzweifel dadurch nicht vergehen, habe ich doch zumindest etwas getan: Ich habe mich auf die Prüfung vorbereitet. Genauso konzentrieren Bergsteiger sich einfach aufs Bergsteigen, statt gegen die Angst vor einem Absturz anzukämpfen.






Ein Mann erzählte mir, wie sehr er unter Schuldkomplexen litt, weil er seine alte Mutter nicht öfter besuchte. Er wollte wissen, was er gegen diese Schuldgefühle tun könne. „Besuchen Sie Ihre Mutter“, riet ich ihm.






Es gibt viele konstruktive Methoden, mit denen du deine seelische Verfassung indirekt beeinflussen kannst. Doch wenn du lernst, deine Emotionen voll und ganz zu akzeptieren, ohne dein Verhalten durch sie bestimmen od einschränken zu lassen, wird es dir gar nicht mehr so unbedingt nötig erscheinen, deine Gefühle zu verändern od zu korrigieren.






Die wichtigsten Grundregeln für den Umgang mit deinen Gefühlen






 Gefühle verblassen mit der Zeit


 Das Leben ist nur eine Reihe von Augenblicken


 Gefühle sind nicht direkt beeinflussbar


 Ich bin nicht verantwortlich für meine Gefühle






Manche Ideen in diesem Kapitel widersprechen vielleicht deinen bisherigen Prämissen od Überzeugungen, und deshalb kann es eine Weile dauern, bis sie dir in Fleisch und Blut übergegangen sind. Daher zur Wiederholung hier noch einmal die wichtigsten Punkte






Gefühle verblassen mit der Zeit: Manchmal geht das schnell, manchmal langsam, aber verblassen werden sie auf jeden Fall – es sei denn, du belebst sie immer wieder neu. Selbst wenn du vor Kummer, Depressionen, Angst od Enttäuschung völlig niedergeschmettert bist, wird die Intensität dieser Emotionen mit der Zeit nachlassen. Nur wenn du sie immer wieder neu zum Leben erweckst, wirst du weiterhin unter der negativen psychischen Verfassung leiden, in die vergangene Erlebnisse dich versetzt haben.






Das Leben ist nur eine Reihe von Augenblicken: Kein Mensch hat immer die gleichen Gefühle. Selbst wenn du wütend, deprimiert, verrückt, ängstlich od traurig bist, wird es Augenblicke geben, in denen dich irgendetwas von deinen Gefühlen ablenkt. Es gibt keine erleuchteten Menschen und auch keine netten, schlechten, intelligenten, neurotischen od dummen Menschen – nur Menschen, die mehr od weniger erleuchtete, nette, schlechte, intelligente, neurotische od dumme Augenblicke haben.






Du kannst deine Gefühle nicht direkt beeinflussen: Wenn du deprimiert bist, gelingt es dir dann, dich einfach zusammenzureissen? Kannst du dich dazu zwingen, dich in jemanden zu verlieben od dich wieder zu entlieben? Schauspieler haben ständig mit dieser Herausforderung zu kämpfen, denn viele glauben, sie müssten sich irgendwie in Gefühle hineinsteigern, die sie eigentlich gar nicht haben, um in ihrer Rolle wirklich überzeugend zu wirken. Aber ein Schauspieler braucht die Gefühle, die seine Rolle vorschreibt, nicht unbedingt zu empfinden, er muss sie nur spielen. (Deshalb heisst er auch nicht Schaufühler.)






Du bist nicht verantwortlich für deine Gefühle: Du kannst keine Verantwortung für etwas übernehmen, was du nicht unter Kontrolle hast – nicht einmal, wenn du Hass od Lust empfindest od dir die schlimmsten, perversesten, abartigsten Gedanken und Empfindungen durch den Kopf gehen. (Das gleiche gibt übrigens auch, wenn du altruistische, mitfühlende, gütige od mutige Empfindungen hast: Auch dafür bist du nicht verantwortlich.) Du trägst die Verantwortung dafür, wie du mit deinen Gefühlen umgehst – wie du darauf reagierst – aber nicht für das, was du empfindest.






Vor ein paar Jahren nahm eine Nonne an einem Seminar teil in der Hoffnung, dass es sei von einem schrecklichen Schuldgefühl erlösen könne, das sie schon seit Jahren verfolgte. (Wie alle anderen Gefühle wäre dieser Schuldkomplex längst verblasst, wenn sie ihn nicht jedes Mal, wenn sie Gedanken od Gefühle hatte, die ihr „nicht akzeptabel“ erschienen, wieder neu zum Leben erweckt hätte.) Wie viele Menschen in unserer westlichen Welt war sie in einer Tradition aufgewachsen, die ihr für alle Gedanken und Gefühle die Verantwortung zuschob – vor allem für lüsterne Gedanken und Empfindungen. - Akzeptiere solche lüsternen Gedanken od Gefühle einfach, so wie du andere Gedanken und Gefühle annehmen würdest. Du brauchst keine Angst zu haben, dass du damit noch verboteneren Idee od Empfindungen Tür und Tor öffnest. Im Gegenteil: Diese innere Haltung ermöglicht es dir, all deine Gefühle als etwas Natürliches hinzunehmen. Wenn du dich nicht mehr krampfhaft bemühst, irgendetwas nicht zu denken od zu empfinden, befreist du deine Energie und deine Aufmerksamkeit für höhere Dimensionen der Erfahrung.


Übung: Schliesse die Augen und probiere dir keinen Elefanten vorzustellen. – Was passiert? Du siehst als erstes einen Elefanten (der Schreiber).






Selbst Menschen, die unter chronischen Depressionen, Ängsten, od Aggressionen leiden – vielleicht aufgrund eines biochemischen Ungleichgewichts in ihrem Gehirn, das medikamentös behandelt werden muss – kann es helfen, wenn sie sowohl ihre positiven als auch ihre negativen Gefühle akzeptieren und sich darauf konzentrieren, konstruktiv zu handeln und durch die Stürme des Lebens ihrer Bestimmung entgegen zu gehen.






Wenn du dich von der unrealistischen Last der Verantwortung für deine Emotionen – und allen damit verbundenen Schuldkomplexen – befreist, kann das ein grosses Gefühl des Glücks und der Erleichterung für dich sein. Aber auch dieses Glücksgefühl und diese Erleichterung werden vorübergehend – genau wie Lust, Hass, Neid, Kummer, Freude und all die anderen Gefühle, die in dir aufsteigen und wieder abebben wie Wellen auf dem Ozean.






Akzeptiere auch die Gefühle anderer Menschen






Manche Leute machen di Gefühle anderer Menschen zum Mittelpunkt ihres Lebens: Sie versuchen, andere glücklich zu machen. Aber wenn du nicht einmal deine eigenen Gefühle unter Kontrolle hast, wie kannst du dann die Stimmungslage eines anderen Menschen verbessern? Die Wahrheit lautet, dass es schlicht und einfach unrealistisch ist, sich für das Unglück (od Glück) anderer Menschen verantwortlich zu fühlen.






Sobald du nicht mehr glaubst, für die Gefühle deiner Mitmenschen verantwortlich zu sein, wirst du sie voll und ganz annehmen, statt darauf zu reagieren. Wenn du deine eigenen Emotionen als etwas Natürliches hinnimmst, musst du auch die Emotionen aller anderen Menschen akzeptieren. Ob der Ozean ihrer Gefühlswelt nun glatt und unbewegt od stürmisch aufgewühlt ist – ihre Emotionen sind ihre eigene Sache.






Genau wie du deinen Gefühlen vielleicht manchmal Luft machen musst, werden auch andere Menschen hin und wieder das Bedürfnis haben, dir ihre Meinung zu sagen – manchmal ganz sanft und freundlich, manchmal auch in einem Wutausbruch. Nichts ist heilsamer für eine Beziehung, als wenn man den anderen seinen Zorn od seine Verletzung zum Ausdruck bringen lässt, und die Emotionen dieses Menschen als seine jetzige Realität und Wahrheit akzeptiert (die nicht unbedingt die allgemeingültige Wahrheit sein muss). Nachdem du deinem Gesprächspartner zugehört hast, kannst du ihn vielleicht sogar fragen, ob es noch etwas gibt, was er sich gern von der Seele reden würde. Das ebnet den Weg für eine viel engere, vertrautere Beziehung zu diesem Menschen. Es bedeutet allerdings nicht, dass du auf jemanden hören solltest, der dich ständig kritisiert. Die Gefühle anderer Menschen zu akzeptieren bedeutet nicht, dass du zum seelischen Mülleimer für sie werden musst. Denke daran Grenzen zu setzen.






Über seine Gefühle hinauswachsen






Wenn du ein Kind nach Hause tragen willst und unterwegs in ein Unwetter gerätst, registrierst du die Unbilden des Wetters um dich herum zwar vielleicht, aber du konzentrierst dich trotzdem weiterhin auf dein Ziel, das Kind heim zubringen. Ebenso kannst du trotz aller emotionalen Unwetter in deinem Innern dein Leben weiter führen. Wenn du den Reifeprozess des 7.Tores durchläufst, wird irgendwann ein Zeitpunkt kommen, wo du über deine Emotionen hinauswächst – nicht etwa, weil sie plötzlich verschwunden sind, sondern weil du Frieden mit ihnen geschlossen hast und sie einfach durch dich hindurch fliessen lässt, so wie der Wind durch einen Wald weht. Du wirst zwar weiterhin wissen und respektieren, was du empfindest. Aber statt dich gegen die Gezeiten deiner Emotionen zu wehren oder dagegen anzukämpfen, wirst du jetzt jedes Wetter aushalten.






Dann kannst du wie in einer Art Gefühlsmeditation einen zornigen Gedanken od eine zornige Empfindung haben, ohne deshalb automatisch gleich zornig zu reagieren. Damit hast du einen Grad der Meisterschaft über dich selbst erreicht, der so mächtig und ermutigend ist, als wandertest du durch ein Unwetter, ohne nass zu werden. Aber natürlich wird auch dieses Gefühl der Ermutigung irgendwann wieder vergehen, genau wie dein Zorn.






Emotionale Erleuchtung






Die folgenden Reaktionen auf Gefühle könnte man als Zeichen der Erleuchtung od zumindest als unkonventionell bezeichnen. Nehmen wir an, dein Partner beschwer sich, weil du irgendetwas, was er von dir erwartete, nicht getan hast. Am liebsten würdest du jetzt laut schreien, deprimiert den Kopf hängen lassen, od dich einfach auf dem Absatz umdrehen und gehen. Tue stattdessen etwas völlig Unerwartetes: Umarme deinen Partner, gib ihm einen Kuss und sage: „Ich liebe dich.“






Angenommen du wurdest bei einer Beförderung übergangen, mit der du fest gerechnet hattest, und bist jetzt frustriert und entmutigt und hast das Gefühl, dass man deine Leistungen nicht richtig zu schätzen weiss. Platze ins Büro deines Chefs hinein, bedanke dich bei ihm für das wertvolle Feedback und erkläre ihm, dass du sein Urteil respektierst und dich in Zukunft um bessere Leistungen bemühen wirst.






Und wenn du eine Frau zum Essen einlädst, und sie lehnt ab? Vielleicht bist du daraufhin enttäuscht und entmutigt. Lächle sie an, danke ihr dafür, dass sie deine Einladung in Erwägung gezogen hat, und wünsche ihr alles Gute bei der Suche nach ihrem Traumpartner. Dann stelle eine Liste aller Menschen auf, die du stattdessen einladen könntest, und frage so lange weiter, bis jemand deine Einladung akzeptiert.






Einmal war ich auf dem Weg zu einer Verabredung und schon ziemlich spät dran. Trotzdem ging ich noch in einen Eisenwarenladen, wo ich etwas zu besorgen hatte, weil er genau auf dem Weg lag. Ich fand rasch, was ich brauchte, aber der Verkäufer war neu in dem Geschäft und brauchte sehr lange, um mir eine Quittung auszustellen. „Entschuldigen Sie“, sagte ich, „aber ich habe eine dringende Verabredung und bin wirklich in Eile …“. Er blickte auf, und ich fuhr fort: „… und deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sich Zeit liessen und diese Quittung ganz besonders langsam ausschreiben würden. Das wird eine gute Lektion für mich sein!“ Der Mann schaute mich fassungslos an und fing dann an zu lachen.






All diese Beispiele haben eines gemeinsam: Das Verhalten, das die Menschen dabei zeigen, entsprach nicht ihren Gefühlen. Durch solche emotionale Distanz kannst du üben, dich von der Herrschaft deiner Gefühle zu befreien. Dann bist du deinen Emotionen, die kommen und gehen, auftauchen und wieder verblassen wie Gedanken, wie Wolken am Himmel, nicht mehr hilflos ausgeliefert: Dein Verhalten hängt nicht mehr von ihnen ab.






Denke einmal darüber nach, wie sehr dein Leben bisher von deiner wechselhaften emotionalen Wetterlage beeinflusst und in diese od jene Richtung getrieben wurde. Und dann stelle dir vor, wie frei du wärst, wenn du deine Emotionen und die Emotionen deiner Mitmenschen einfach als natürlichen Bestandteil des Lebens akzeptieren könntest. Statt etwas reparieren zu wollen, was gar nicht kaputt ist, könntest du dann deine ganze Aufmerksamkeit und Energie auf konstruktive Handlungen richten. Eigentlich hast du das schon oft praktiziert; die Lektionen dieses Tors wollen dir nur helfen, es ganz bewusst, klar und absichtlich zu praktizieren. Das befreit deine Aufmerksamkeit, sodass sie sich allmählich immer höher aufschwingen kann: Nachdem du deine Emotionen akzeptiert hast, wirst du als nächstes lernen, deinen Ängsten ins Auge zu sehen.